Kläranlage Mitteleschenbach muss modernisiert werden

2.10.2014, 20:00 Uhr
Kläranlage Mitteleschenbach muss modernisiert werden

Bereits in seiner vorigen Sitzung hatte der Gemeinderat über das Projekt gesprochen und dazu den Fachmann Ludwig Book vom Ingenieurbüro Klos (Spalt) eingeladen. Nun absolvierten die Gemeinderäte einen Ortstermin in der Wiesenstraße. Bürgermeister Stefan Maul legte Wert darauf, dass das Gremium – viele Mitglieder sind erst ein knappes halbes Jahr im Amt – ein Bild davon bekommen soll, in welchem Zustand sich die Kläranlage befindet. Sie wurde zuletzt Anfang der 90er-Jahre unter dem damaligen Bürgermeister Erich Zabold modernisiert. Den Gemeinderäten und dem Bürgermeister ist klar, dass auf die Haushalte zusätzliche finanzielle Belastungen durch das jetzt anstehende Projekt kommen werden. Es muss deshalb gut überlegt und geplant sein, was im Einzelnen gemacht wird und notwendig erscheint. Dazu gehört aber auch, jetzt eine umfassende Ertüchtigung zu erreichen, damit nicht in wenigen Jahren schon wieder investiert werden muss.

Diplom-Ingenieur Book führte die Mitglieder des Gemeinderats durch die Anlage – vom großen Zulaufsammler und der Mischwasserbehandlungsanlage über das Rechen- und Sandfanggebäude, das Belebungsbecken und das Zwischenklärbecken bis zum Tropfkörper, dem Schönungsteich und dem Schlammstapelbehälter. Wie der Experte deutlich machte, ist die Anlage gegenwärtig noch in einem befriedigenden Zustand. Mit anderen Worten: Die geforderten Reinigungswerte werden erreicht, „sie sind derzeit in Ordnung“. Künftig werden jedoch strengere Anforderungen gestellt, und dann reicht es nicht mehr. Als Kernpunkt für die erforderliche Erneuerung nannte Book die komplette Entfernung des Stickstoffs im Abwasser. Das kann die Anlage im aktuellen Zustand nicht leisten. Zum Konzept gehört außerdem die Phosphatfällung.

Bürgermeister Maul und Planer Book waren vor wenigen Tagen beim Wasserwirtschaftsamt in Ansbach und erkundeten, ob ihre Vorstellungen dort akzeptiert werden. Maul hatte einen recht guten Eindruck. Die „Zeitschiene“ sieht so aus, dass bis März 2015 die ausgearbeitete Planung vorliegen soll. Wasserwirtschaftsamt und Landratsamt könnten dann prüfen und die Genehmigung erteilen. Im Herbst 2015 soll die Ausschreibung erfolgen, und im Frühjahr 2016 könnten die Bauarbeiter loslegen Die Bauzeit wird mindestens ein Jahr betragen, so die Schätzung des Rathauschefs. In dieser Zeit muss natürlich das Abwasser aus dem Gemeindegebiet weiterhin gereinigt werden, eine Kläranlage darf man nicht einfach abschalten, um die Bauarbeiten zu erleichtern.

Mitteleschenbach hat im Moment nur bis Ende des Jahres die Erlaubnis, das gereinigte Wasser in den nahen Altbach einzuleiten. Dank des mit dem Wasserwirtschaftsamt abgestimmten Konzepts würde diese Erlaubnis zunächst bis 2016 verlängert werden, und danach hätte man mit der modernisierten und leistungsfähigeren Anlage in dieser Hinsicht gar keine Probleme mehr, so die Erwartung des Bürgermeisters.

Das Ingenieurbüro Klos schlägt unter anderem eine neue Rechenanlage sowie, an der Stelle des Schönungsteichs, ein Belebungsbecken und ein Nachklärbecken vor. Der Schlammstapelbehälter kann bleiben und weiterhin seine Dienste tun. Der Tropfkörper hat dagegen ausgedient und wird dann nicht mehr benötigt. Dieses Gebäude befindet sich eh in keinem guten Zustand.
Herzstück der erneuerten Anlage wird das Belebungsbecken sein. Ludwig Book nannte ein Volumen von etwa 1000 Kubikmetern.

Ungewissheit besteht noch über den Untergrund an der Stelle, wo die beiden neuen Becken gebaut werden sollen. „Das lassen wir vorab untersuchen“, versicherte der Bürgermeister. Es geht darum, herauszufinden, wo der feste Boden beginnt und wie stark belastet das Erdreich darüber ist.

Die Behandlung des Abwassers ist die eine Seite, die beachtet werden muss. Die andere besteht darin, dass ja nicht nur Schmutzwasser, sondern auch Regenwasser in die Kläranlage gelangt. Bei starkem Niederschlag können das gewaltige Mengen sein, so die Erfahrung gerade aus diesem Jahr. Hier stehen die große Mischwasserbehandlungsanlage und ein benachbartes unterirdisches Becken bereit (insgesamt 730 Kubikmeter). Aber auch diese „Behälter“ sind irgendwann einmal voll, und dann wird das Regenwasser in den Altbach geleitet.

Vor diesem Hintergrund und für den skizzierten Fall eines ganz starken Regens wäre dem Wasserwirtschaftsamt ein neues Erdbecken mit Filterschicht am liebsten. Dort könnte die „Regenwasserbehandlung“ erfolgen. Doch genau für ein solches Erdbecken gibt es keinen Platz, weil wie beschrieben die Fläche des Schönungsteichs für die beiden neuen Klärbecken benötigt wird. Als Alternative kommt eine ökologische Aufwertung des Altbachs in Frage, ließen der Bürgermeister und der Planer anklingen. Es würde sich um eine Renaturierung mit Flachwasserzonen und einem verlangsamten Abfluss handeln. Entschieden ist in dieser Hinsicht aber noch gar nichts, es werden weitere Gespräche mit Wasserwirtschaftsamt notwendig sein. Ludwig Book ließ in diesem Zusammenhang anklingen, dass alle staatlichen Stellen bis hin zur EU die „ökologische Durchgängigkeit“ der Gewässer fordern. Dieser Pflicht könne sich auch Mitteleschenbach nicht entziehen. Außerdem: Die Tatsache, dass sich das gesamte Gemeindegebiet im Wasserschutzgebiet befindet, spiele bei allen Überlegungen der Behörden eine Rolle. Aber genau dazu war während des Ortstermins ein gewisser Groll zu hören. Es geht um das alte Problem: Die Gemeinde und die Bürger haben strenge Regeln einzuhalten (und entsprechend zu zahlen), doch das Trinkwasser, das geschützt werden soll, ist gar nicht für Mitteleschenbach bestimmt.

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