Kommunikation ist das A und O

21.1.2015, 18:00 Uhr
Kommunikation ist das A und O

© Leykamm

Sie muss es eigentlich aus zwei Gründen ganz genau wissen: Zum einen hat sie an der Hochschule in Triesdorf Landwirtschaft studiert und ihre Bachelorarbeit genau zu dem Thema geschrieben, über das sie nun auch referierte. Und zum anderen ist Anna Ranzenberger (geborene Fitzinger) aus Burg bei Ettenstatt selbst Agrarbetriebsleiterin an einem Hof mit vier Generationen. Als solche weiß sie, dass familiäre und berufliche Angelegenheiten nur sehr schwer voneinander zu trennen sind. Während Probleme im letzteren Bereich oft auf rationalem Weg lösbar seien, führten eben keine „Rechenwege“ dazu, zwischenmenschliche Spannungsfelder aufzulösen.

Miteinander zu reden, sei hier der einzig mögliche Ansatz, wenn auch ein nicht immer einfacher. „Es ist sehr schwer, richtig zu kommunizieren, aber es ist unmöglich, nicht zu kommunizieren“, machte die Referentin deutlich und verwies auf einige Grundregeln, die es beim verbalen Austausch zu beachten gilt: So seien Anklagen, Verallgemeinerungen und Besserwisserei zu vermeiden. Auch gelte es, die verschiedenen Verständnis-Ebenen zu unterscheiden: „Gesagt ist noch nicht gehört, gehört ist noch nicht verstanden, verstanden ist noch nicht einverstanden und einverstanden ist noch nicht getan“, erklärte Anna Ranzenberger.

Gegenseitige Achtung und Anerkennung bildeten letztlich die wichtigste Grundlage bei Gesprächen zur Konfliktlösung. Könnten solche gar nicht mehr geführt werden, solle man sich nicht scheuen, Hilfe von außen zu konsultieren, wie etwa durch Mediatoren oder durch die landwirtschaftliche Familienberatung.
Damit jeder seine eigene Stellung auf dem Hof findet, empfahl sie, die „Rangordnung der Liebe“ einzuhalten. Auf Platz eins müsse das Ehepaar selbst stehen, gefolgt von den Kindern, Rang drei erst gebühre den Eltern. Das bedeute auch, sich als Junglandwirt gegebenenfalls auch mal gegen diese zu stellen und zum eigenen Ehepartner zu halten. Wichtig sei auch, dass die junge Generation „Zeiten und Wohnräume für sich alleine hat, um eine eigene, gemeinsame Identität ausbilden zu können.“ Man könne ja die Türen offen lassen, solange alles in Ordnung ist. Aber es sollte die Möglichkeit geben, die Tür auch mal hinter sich zusperren zu können.

 Zudem gelte es, bewusst freie Tage zu planen – für alle Mitglieder der großen Landwirtsfamilie. Anna Ranzenberger riet auch, die Prioritäten klar zu setzen und auch zu benennen. So stünde für die junge Generation in der Regel oft die eigene Familie an erster Stelle, für die ältere hingegen der Betrieb. Das müsse klar benannt und dürfe auch nicht hinterfragt werden. „Werte sind nicht verhandelbar“, so die Referentin.

Großes Konfliktpotenzial berge ihren Ausführungen zufolge der gesamte Themenbereich „Hofübergabe.“ Im Vorfeld könne die Situation entschärft werden, etwa wenn die Eltern für die Abfindung der Geschwister des Nachfolgers sorgten. Sobald dieser der neue Chef auf dem Hof ist, gelte: „Nach der Übergabe ist vor der Übergabe“ – das Vertragliche mit der nachkommenden Generation sollte gleich am Beginn des eigenen Regiments geregelt werden, empfahl die Rednerin.

Letztlich seien die „Spannungsfelder wie Aktienkurse“, die bekanntlich großen Schwankungen unterworfen sind. Handlungsbedarf sei immer dann besonders groß, wenn die Kurve nach oben ausgeschlagen hat. Dann müssten die Konflikte gezielt angegangen und gelöst werden, bevor sie sich aufstauen. Auch Beratungsangebote anzunehmen, sollte man sich dabei nicht scheuen. Denn eine „erfolgreiche Konfliktregelung setzt Energie, Geld und Zeit für andere Aktivitäten frei“, gab Ranzenberger ihren Zuhörern als Leitsatz und Impuls mit auf den Weg.

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