"Königsweg" für Schlungenhof nicht in Sicht

7.5.2018, 05:55 Uhr

© Reinhard Krüger

Der Termin — ein Freitagnachmittag — war geschickt gewählt, das Motto ebenso. Zwischen dem Autohaus Feil und der Abzweigung nach Schlungenhof waren Bänke aufgestellt. Schnell waren alle Plätze belegt. Über 100 Interessierte pilgerten hinaus und nahmen Platz. Bürger und Stadträte (Erika Gruber, Arno Dernerth, Gerhard Baumgärtner) aus der Kernstadt und anderen Ortsteilen waren ebenso vertreten wie Laubenzedler und natürlich die "Gastgeber", Anwohner und Bewohner von Schlungenhof.

"Wir wollen keinen Protest", betont Initiatorin Ella Reichardt. Die Ortssprecherin von Schlungenhof spricht lieber von einer Info-Veranstaltung: eine halbe Stunde sitzen und schauen, was sich auf der Straße so tut. Und das ist gewaltig. Laut einer Zählung des Staatlichen Bauamts Ansbach ist die Rede von bis 15 000 Pkw und 1100 Lkw pro Werktag. Dicht an dicht rauschen sie vorbei, dazwischen wird abgebremst, abgebogen, manche warten lange, bis sich eine Lücke zum Einscheren anbietet. Das Ortsschild ist Richtung Ansbach in Sicht, aber erst in rund 150 Metern Entfernung. Schon wird von manchem Autofahrer kräftig Gas gegeben. Der Lärmpegel ist hoch. Freitagnachmittag. Der ganz normale Wahnsinn auf der stark frequentierten Bundesstraße. Dazu kommen Urlauber mit Wohnwagen, die langsamer fahren, um die Abzweigung zum Campingplatz ja nicht zu übersehen.

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All das "saugen" die Besucher dieser Veranstaltung auf. Schnell kommen die Teilnehmer mit ihren durchaus unterschiedlichen Vorstellungen und Anliegen ins Gespräch miteinander. Den allermeisten geht es nicht um Schwarz-Weiß-Malerei, sondern um das Ringen nach einer gemeinsamen Lösung. "Wir wollen keinen Streit zwischen den Ortsteilen", betont etwa Heinz Greiner vom Siedlungsgebiet in Laubenzedel. Zwar hatten ein paar Laubenzedler einige Banner dabei, mussten sie aber wieder einrollen, "weil wir nicht angemeldet waren", so Greiner. Der Vorteil: Der Dialog wurde dadurch erheblich begünstigt. "Lasst uns offen sprechen, was sinnvoll ist", ermunterte Heinrich Schmidt vom Staatlichen Bauamt Ansbach die Zuhörer.

Ein Stück Ratlosigkeit

Das Hauptargument der "Laubenzedel-Fraktion": In Schlungenhof würden nur wenige Anwohner entlastet (rund 20). In Laubenzedel dagegen sprechen sie von über 200 Anwohnern, die bei einer Schlungenhöfer Umgehung verstärkt Lärm und Abgasen ausgesetzt würden. Zwanzig zu Zweihundert, das hört man immer wieder. Der derzeitige Ist-Stand ist allerdings auch nicht befriedigend. 2. Bürgermeister Hans-Peter Neumann zeigte sich "im Moment ratlos" über das Konglomerat der Probleme, die sich hier bündeln. Eine für beide Seiten verträgliche Lösung gebe es derzeit nicht, meint der Kommunalpolitiker. Der überregionale Verkehr müsse genauso gelenkt werden wie Urlauber, Pendler und innerstädtischer Verkehr. Das ist die Situation, "und einen Königsweg gibt es nicht", sagt der Jurist.

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Für eine neue Trassenführung würde enorm in die Natur eingegriffen, letztlich solle es so bleiben wie bisher, reden hingegen die Leute aus Laubenzedel. Und dagegen haben wiederum die Schlungenhöfer etwas. "Mein ganzes Leben habe ich in der Ansbacher Straße 52 gelebt", erzählt Elfriede Mack. Die 75-Jährige schläft mit ihrem Mann "im hintersten Eck" des Hauses. Sie hören jede Erschütterung von der Straße, die Tassen "tanzen" auf dem Tisch, ein vernünftiges Gespräch ist schon lange nicht mehr möglich.

Ob es auch vernünftige Gespräche zwischen den Bürgern der beiden Ortsteile künftig geben wird, wird sich zeigen. Die Arbeitsgruppe Ortsumgehung Schlungenhof tagte bislang zweimal, um unterschiedliche Varianten zu prüfen. Entschieden ist noch nichts, beteuern die Verantwortlichen. Ella Reichardt ist jedenfalls sehr zufrieden mit der Veranstaltung. "Sie hat ihren Zweck erfüllt, weil die Leute miteinander und nicht übereinander reden".

Dazu trug auch der Obst- und Gartenbauverein Schlungenhof bei. Die Aktiven bauten ein kleines Zelt auf und boten "Zwickte" und Getränke an — als Belohnung für das Ausharren an der B 13.

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