Landesamt in Gunzenhausen: Aufbau-Team legt los

10.3.2017, 17:35 Uhr
Landesamt in Gunzenhausen: Aufbau-Team legt los

© Jürgen Eisenbrand

Derzeit arbeiten Vedder und ihr fünfköpfiges Aufbauteam noch etwas abseits, in einem schmucklosen Industriebau in der Stuttgarter Straße. Wo einst der IT-Dienstleister Hetzner Online seinen Sitz hatte, sind derzeit erst eine Handvoll Büros eingerichtet, in ein paar weiteren stehen einsam ein paar Büromöbel herum, wieder andere stehen noch völlig leer. Aber nicht mehr lange: "Wir rechnen damit, dass das Erdgeschoss noch heuer voll werden wird", sagt Vedder.

Bis Jahresende will die Juristin im Range einer Regierungsdirektorin etwa 35 Mitarbeiter um sich versammelt haben, gleichzeitig wird der erste Stock des Gebäudes, in dem in zwei großen Räumen derzeit noch alte Büromöbel herumstehen, für die Nutzung als Büros vorbereitet. "Insgesamt stehen uns 2000 Quadratmeter zur Verfügung, das müsste ausreichen", hofft Vedder, die schon früher im Kultusministerium und zuletzt als Justiziarin im Landratsamt tätig war.

Jetzt hatte die gebürtige Niederbayerin hohen Besuch in "ihrem" Landesamt: Ihr oberster Dienstherr, Kultusminister Ludwig Spaenle, reiste aus München an, um die Räumlichkeiten in Augenschein zu nehmen. An seiner Seite drei CSU-Parteifreunde: Bürgermeister Karl-Heinz Fitz, Landrat Gerhard Wägemann und der Landtagsabgeordnete Manuel Westphal. Sie alle einte, wie in einem Pressegespräch deutlich wurde, vor allem ein Gefühl: Freude.

Spaenle freute sich, "die ersten Mitarbeiter begrüßen zu können" und zu sehen, "wie eine politische Idee Wirklichkeit wird". Die Ansiedlung des neuen Landesamtes sei eine der größten derartigen Maßnahmen, sie biete "Aufgaben von besonderer Güte" und biete dem Standort Gunzenhausen eine "langfristige Perspektive".

"Eine riesige Nummer"

Wägemann und Fitz schätzen vor allem die strukturpolitische Bedeutung, die die Behördenverlagerung von der Isar an die Altmühl mit sich bringt: "150 Jobs in dieser Qualität, das ist eine riesige Nummer für uns", brachte es der Landrat auf den Punkt. Westphal erinnerte an die Kaufkraft, die so viele gut dotierte Posten nach Gunzenhausen brächten. Und Fitz versprach, sich jetzt "nicht auszuruhen", sondern die derzeitigen und künftigen Behörden-Mitarbeiter "weiter mit großem Engagement bestmöglich zu unterstützen".

Schon am kommenden Montag will der Rathaus-Chef im Bauausschuss des Stadtrats erste Pläne für den — vorsichtig auf etwa 25 Millionen Euro geschätzten — Landesamts-Neubau in der Bahnhofstraße präsentieren.

Landesamt in Gunzenhausen: Aufbau-Team legt los

© Jürgen Eisenbrand

Die wird dann ein CSU-Stadtrat vermutlich besonders genau unter die Lupe nehmen: Arno Dernerth. Denn der Regierungsamtmann ist einer der ersten Mitarbeiter des Landesamtes, seit vergangenen Herbst ist er damit beschäftigt, eine leistungsfähige und stabile IT-Infrastruktur aufzubauen. Für eine Behörde an zwei Standorten, deren Mitarbeiter in München und Gunzenhausen stets Zugriff auf alle Akten haben müssen, ist das ein unverzichtbares Werkzeug.

Sorgen darüber, dass sich möglicherweise nicht genügend qualifizierte Bewerber finden lassen, die in die mittelfränkische "Provinz" ziehen wollen, macht sich augenscheinlich keiner der Verantwortlichen. In den nächsten Jahren gingen in der Landeshauptstadt etliche Mitarbeiter in den Ruhestand, deren Nachfolger dann für Gunzenhausen gesucht würden, sagt Minister Spaenle. Andere haben bereits Verträge, die auch für den Arbeitsort im Seenland gelten.

Landrat Wägemann sieht die Chance, dass mit der Aussicht auf attraktive Arbeitsplätze Einheimische, die jetzt noch anderswo tätig sind, den Weg zurück in die Heimat finden. Und Karin Vedder sagt, dass sie "jede Woche Initiativbewerbungen" erhalte für einen der begehrten Jobs im neuen Landesamt.

Prof. Dr. Sandy Taut hat einen davon bereits erhalten. Die Wissenschaftlerin arbeitet, zusammen mit ihrem Kollegen Roland Seifert, in der Qualitätsagentur (QA), die die Qualität an bayerischen Schulen sicherstellen soll. Seit Januar ist sie in der Stuttgarter Straße tätig, und noch fällt ihr Urteil über Gunzenhausen ein wenig verhalten aus: "Sehr ruhig" sei es derzeit in der Stadt, sagt die Frau, die es aus der südamerikanischen 5-Millionen-Metropole Santiago de Chile an den Altmühlsee verschlagen hat. Aber immerhin: Sie und ihre Kinder genießen den Garten, die Natur und die frische Luft, sagt sie. Und im Sommer sei bestimmt auch mehr los als jetzt, ist sie optimistisch.

Dazu bräuchte sie eigentlich nur Karin Vedder fragen. Die zog "aus privaten Gründen", wie sie sagt, auch einst aus der Großstadt München hierher ins ländliche Altmühlfranken. Und fühlt sich inzwischen im Seenland "richtig wohl". Und trägt dabei wieder ein ganz breites Lächeln im Gesicht.

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