Landrat stellt Bildungsbericht vor

22.7.2015, 07:00 Uhr
Landrat stellt Bildungsbericht vor

© Eisenbrand

Erstellt hat das voluminöse Zahlenwerk Greta Weisenseel, die nach einem Master-Studiengang in Triesdorf seit Mai im Landratsamt tätig ist. In „sechs Wochen intensiver Arbeit“, wie sie sagt, hat sie alles zusammengetragen, was im Landkreis an Bildungseinrichtungen zu finden ist: von der Kita bis zur Hochschule, von der Grund- über die Musikschule bis zur Asylsozialberatung.

Noch ist der Bericht (Auflage: 1500) in erster Linie „eine Ist-Analyse der aktuellen Situation“, erklärt Kathrin Kimmich, die Leiterin der „Zukunftsinitiative Altmühlfranken“ (ZIA). Schon der nächste, für 2017 geplante, solle jedoch „tatsächlich als Steuerungsinstrument“ dienen, mit dessen Hilfe auch Fehlentwicklungen und Schwach­stellen aufgedeckt, benannt – und beseitigt werden können. „Unsere Bildungsplanung soll nicht einfach aus dem Bauch heraus gemacht werden“, sagt dazu Landrat Wägemann, „sondern aufgrund verlässlicher Zahlen.“ Und der Bericht solle beileibe auch „kein Papiertiger sein, sondern ein Instrument für alle Akteure im Bildungssektor“.

Zur Zielgruppe der nun vorgelegten „Bestandsaufnahme“ (Wägemann), die auch aus dem Internet downloadbar
ist (www.altmuehlfranken.de), zählen demnach sämtliche Vermittler von Bildung und deren Arbeitgeber, außerdem Kommunalpolitiker und alle weiteren am Thema Interessierten. Eine bereits für den 23. Oktober in Gunzenhausen angesetzte „Bildungskonferenz“, zu der 200 Teilnehmer erwartet werden, ein 40-köpfiger Bildungsrat und eine daraus gebildete neunköpfige Steuerungsgruppe sind weitere wichtige Bausteine für die Weiterentwicklung der Bildungsregion.  

Interessant ist das Druckwerk trotz – oder gerade wegen – der vielen Zahlen und Tabellen allemal. Zumal nicht nur kompakt das komplette, ausgesprochen umfangreiche Lernangebot des Landkreises aufgelistet ist (samt genauer Öffnungszeiten, Adressen und Telefonnummern aller Kitas), sondern schon bei oberflächlicher Lektüre einige interessante Zahlen auffallen.

So erreichten 2014 im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen mit 26,8 Prozent deutlich mehr Schüler das (Fach-)Abitur als etwa im Landkreis Ansbach (18,6 Prozent), Donau-Ries (19,3) oder Eichstätt (21,7). Und dass Mädchen in der Schule deutlich besser sind als Jungs: Von 13 Mittelschülern ohne Abschluss waren nur drei weiblich, den Hauptschulabschluss mit oder ohne „Quali“ hatten 127 Jungs, aber nur 65 Mädchen in der Tasche. Ganz anders die Situation an den Realschulen und Gymnasien: Hier schafften nur 265 männliche Teenager den Abschluss, das angeblich so „schwache Geschlecht“ war 377-mal erfolgreich.

Eine Statistik hat es dem Landrat besonders angetan: die der Schulabgänger ohne jeden Abschluss. Denn da lässt die „Bildungsregion“ mit einer Quote von mageren 2,6 Prozent den Freistaat (3,1) und insbesondere die Nachbarlandkreise Ansbach (3,5) und Roth (3,6) ziemlich alt aussehen.
Dennoch ist allen Beteiligten klar, dass es auch hier noch reichlich Arbeit gibt, um die Ausbildung der – nicht nur – jungen Menschen weiter zu verbessern. Was gemeinsam auch mit Lehrern und in vielerlei Projekten geschehen soll: „Wir streben eine intensive Zusammenarbeit an“, sagt Kathrin Kimmich, die Lehrer seien schon entsprechend „vorgewarnt“. Man wolle Defiziste analysieren – und sie dann beheben.

Ein konkretes Projekt ist schon jetzt für das Schuljahr 2016/2017 fest geplant: ein Arbeitsheft für den Heimat- und Sachkundeunterricht, das alle Viertklässler kostenlos erhalten sollen und das ihnen die eigene Heimatregion kindgerecht erklärt und nahebringt. Solche konkreten Dinge sind es, die Wägemann meint, wenn er Kritikern des „Projekts Bildungsregion“ entgegnet, dass dieses eben weit mehr sei, als sich nur ein entsprechendes Schild umzuhängen: „Die Urkunde, die Kultusminister Ludwig Spaenle im Frühjahr 2012 überreichte, war eben nicht der Schlusspunkt einer Entwicklung, sondern der Anfang.“

Und im Vorwort des druckfrischen Bildungsberichts zitiert er den legendären US-Präsidenten John F. Kennedy, der Kritikern hoher Bildungsausgaben einst entgegenhielt: „Es gibt nur eins, was auf Dauer teurer ist als Bildung: keine Bildung.“

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