"Lebende Videoüberwachung" am Bahnhof Gunzenhausen

17.3.2019, 17:13 Uhr

© Tina Ellinger

"Es ist manchmal unmöglich, wie es hier ausschaut", erzählt Inge Wagler und setzt sich auf dem Feldbett zurecht, auf dem bereits der Schlafsack bereit liegt. Zwei Nächte lang spiele sie und zwei ihrer Stammgäste direkt in der Bahnhofshalle "lebende Videoüberwachung".

In langen Nachthemden und Bettmützen gekleidet, mit Kerzen in der Hand, ziehen die drei die Blicke der meist jugendlichen Umstehenden auf sich und zögern auch nicht, ihnen den Grund ihres ungewöhnlichen Aufzugs zu erklären. "Wir versuchen ja, hier alles am Leben zu erhalten. Aber kaum pflanze ich Blumen in einen Trog, werden sie auch schon wieder herausgerissen!".

Die couragierte Wirtin hat ein Auge auf das Klientel, das sich vor und in der Halle aufhält, fragt nach gültigen Fahrkarten und empfiehlt gerade den Teenagern, doch lieber im Jugendtreff zusammen zu kommen.

Ein Dorn im Auge ist ihr vor allem der Müll, der achtlos irgendwo hingeworfen wird. Laut ihren Beobachtungen komme jeden Sonntagmittag ein Mann mit dem Zug aus Ansbach, im Gepäck habe er ein paar Tüten Abfall, die er dann im Bahnhof verteile.

Als jetzt zum zweiten Mal Glastüren und -scheiben demoliert worden sind und ihr der Schaden angelastet worden sei, war das Maß voll. Unterstützt vom THW, das ihr die Feldbetten zur Verfügung stellte, und ihren Stammgästen schlug sie für zwei Nächte ihr Lager in der Bahnhofshalle auf. "Ich will abschrecken und ein Zeichen setzen, dass die Stadt als Eigentümerin endlich aufwacht", lautete ihre Botschaft.

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