Lebensraum für Fische wird immer kleiner

2.4.2019, 15:10 Uhr
Lebensraum für Fische wird immer kleiner

© Foto: Erich Neidhardt

Basis von Hartls Bemühungen, die Altmühl an den zunehmend verlandenden Stellen wieder in einen gesunden Zustand zu bringen, ist die 2003 beschlossene europäische Wasserrahmenrichtlinie (WRRL). Für deren Umsetzung sei ursprünglich das Jahr 2015 als Frist gesetzt worden. Von staatlicher Seite habe man die Möglichkeit, diese zu verlängern, für fast alle Gewässer ausgereizt. Doch statt nun alles daran zu setzen, die neue Frist 2027 zu erreichen, verschleppe man weiterhin die Umsetzung und hoffe auf weitere Fristverlängerungen. Die Angelvereine müssten sich bei der Genehmigung von Jahres- und Tageskarten bei der Fachberatung für Fischerei an diese Richtlinie halten, warum dann nicht die für die Gewässer zuständigen öffentlichen Stellen, fragt sich der Vereinsvorsitzende, der das Thema auch auf der Jahresversammlung des Vereins zur Sprache brachte.

Artenvielfalt sichern

Die Qualitätsziele der WRRL haben laut Hartl den Schutz von Fischen und Gewässern im Fokus. Angestrebt werde die Durchgängigkeit von Bächen und Flüssen für alle Lebewesen. Hindernisse müssen umgebaut oder beseitigt und die Fischbestände und die Artenvielfalt gesichert werden, was auch für das räuberische Verhalten des Kormorans gelte. Ein Augenmerk liege zudem auf sanierten und naturnahen Uferzonen. "Sind diese Ziele erreicht, gilt für sie ein Verschlechterungsverbot, um die Zustände langfristig zu erhalten", betonte der Vorsitzende in einem Gespräch mit unserer Zeitung.

Heute, 16 Jahre nach dem Beschluss sieht die Bilanz in Deutschland für Hartl ernüchternd aus. Nur etwa acht Prozent der Gewässer entsprächen der WRRL und die Frist zur Umsetzung sei bereits zum zweiten Mal verlängert worden, wohl um Vertragsstrafen zu umgehen.

Der Vereinsvorsitzende hat schon wiederholt bei den zuständigen Stellen den sich verschlechternden Zustand der hiesigen Fließgewässer moniert — jüngst zusammen mit weiteren Vorstandsmitgliedern auf der Jahresversammlung der Wörnitzgenossenschaft (der Gunzenhäuser Verein hat bei Oettingen zwei Kilometer Strecke dieses Flusses gepachtet), bei der ein Mitarbeiter vom Wasserwirtschaftsamt über die Beschaffenheit der heimischen Fließgewässer referierte. "Wir beschwerten uns über die Beschaffenheit unserer Altmühl, da sie leider immer flacher wird und immer mehr zuwächst", betont Hartl. Doch die Naturschutzbehörde wolle dies offenbar so: "Je flacher der Fluss ist, umso höher ist die Strömung." Dies, so werde argumentiert, sei gut für das Ökosystem. Auch bleibe ein Großteil des Totholzes im Wasser liegen.

Der Vorsitzende will in seinem Bemühen, den Zustand der betroffenen Gewässer zu verbessern, nicht locker lassen und sich weiter dafür einsetzen, dass der Zustand der betroffenen Gewässerabschnitte der Altmühl verbessert wird. Für ihn gilt in erster Line, dass der am Grund des Flusses abgelagerte Schlamm beseitigt wird. "Im Altmühlsee wird abgepumpt, in der Altmühl aber nicht", wundert sich Hartl. "Dass passt nicht zusammen."

Schlecht für die Fische

"Mit dem immer weniger werdenden Wasser verschlechtert sich die Wasserqualität, und der Lebensraum für die im Wasser lebenden Tiere wird immer kleiner", warnt er. Dies sei schlecht für die Fische und förderte die Ausbreitung von Krankheiten wie etwa die Schwarzfleckenkrankheit bei Weißfischen, die in jüngerer Vergangenheit vermehrt von Anglern beobachtet worden sei. Wichtig sei, dass das ökologische Gleichgewicht der Fließgewässer erhalten bleibt oder wiederhergestellt wird. Doch das Wasserwirtschaftsamt und auch Umweltverbände träten hier auf die Bremse.

Uwe Hartl ist froh, dass die Altmühl den Extremsommer 2018 relativ schadlos überstanden hat. "Es hätte aber auch anders kommen können", betont er und verweist auf die Gefahr eines Fischsterbens durch mangelnden Sauerstoff vor allem in den verschlammten Flussbereichen. "Auch die Fischereiqualität lässt hier zunehmend zu wünschen übrig", merkt Hartl an und verweist auf die rund 20 000 Euro pro Jahr, die der Verein in den Fischbesatz und die Artenvielfalt in seinen Gewässern investiert.

Es sieht in seinen Bemühungen nicht zuletzt auch eine touristische Komponente: "Bei den Urlaubern am Altmühlsee macht es sicher keinen guten Eindruck, wenn sich der Auslauf im Sommer als grüne Suppe präsentiert." Er hofft, dass bei den Fachbehörden doch noch ein Umdenken eintritt. "Dafür werden wir weiter kämpfen", ist Hartl auch im Namen seiner Mitstreiter auf Vereinsebene entschlossen.

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