Lesung: Von Atomraketen und Wasserleichen
17.12.2010, 15:20 Uhr
Die Dorfkneipe, die Scheune des Bauern Lichtlein, das Wohnzimmer des Dorfschullehrers und des Ortspfarrers. Maria sucht ihre 16-jährige Freundin Magdalena, die seit drei Tagen spurlos verschwunden ist, im ganzen Ort. Und stößt dabei auf Merkwürdigkeiten, finstere Familiengeheimnisse und immer wieder auf den Tod. Haben das schwarze Kreuz aus Ruß auf der Stirn des toten Bauern, die Wasserleiche oder der unausgesprochene Selbstmord des Lehrers etwas mit dem geheimnisvollen Fremden zu tun, der vor zwei Wochen überraschend im Dorf auftauchte? Waren es gar Morde? Ist Magdalene die tickende Bombe im Ort?
Dazu eine Weltlage, die die Apokalypse eines Atomkrieges befürchten lässt. Stündlich bringen Radiomeldungen, gesprochen von Saskia Leder, neue Hiobsbotschaften, berichten von russischen Militärflugzeugen auf dem Weg nach Westen, von Atomraketen auf Kuba. Im Fernsehen zeigen Nachrichten schreckliche Bilder von Soldaten und weiteren Flugzeugen.
Bereits während der Lesung fiebert der Zuhörer mit, macht sich in der Fantasie zusammen mit Maria auf die Suche nach ihrer Freundin. Erschreckend realitätsnah die Nachrichtensprache, die den zu Zeiten des „Kalten Krieges“ Aufgewachsenen schaudern lassen. Die Augen sollte man dabei nicht schließen . . . „Engelsgesicht“ von Christian Laubert ist eine Wintergeschichte mit einem Einschlag ins Mystische, die von Stefanie Pfeiffer „lesegerecht“ umgeschrieben wurde. Nach der überaus spannenden Lesung darf man gespannt sein auf das Premierenwochenende am 15. und 16. Januar im Fränkischen Freilandmuseum.
In Gruppen durchs Museum
Im Winterwandeltheater werden kleine Gruppen durch das Museum geleitet, an ausgewählten Orten dann die einzelnen Szenen des Stückes vorgeführt. Im Hinblick auf das bevorstehende Weihnachtsfest werden schon jetzt Gutscheine für den Theaterbesuch oder ein Arrangement mit anschließendem Drei-Gänge-Menü angeboten.
Und Magdalena, der Atomkrieg, das Ende? Wer es genau wissen möchte, dem sei der Theaterbesuch ans Herz gelegt. Die Lesung in der Kräuter-Apotheke machte jedenfalls Appetit auf mehr.