"Mehr Zeit für breite und allgemeine Bildung"

12.7.2018, 12:16 Uhr

© Armin Weigel/dpa

Allem voran gibt es von der Chefin des SMG erst mal ein dickes Lob. Sie sagt: "Es wurde, anders als bei der Einführung des G 8, mit allen Beteiligten vorher geredet, alle wurden ins Boot geholt. Man hat sich Zeit genommen, das vorzubereiten. Das neue G 9 bringt daher hoffentlich eine bessere Akzeptanz." Alle Beteiligten, das sind neben den Entscheidungsträgern im bayerischen Kultusministerium in München der Philologenverband, die Landeselternvereinigung, die Direktorenvereinigung und der Schülerrat. Sie haben gemeinsam das Konzept für das neunstufige Gymnasium erarbeitet und sich dabei auch einiger der größten Kritikpunkte angenommen.

Zu viel Nachmittagsunterricht, und zwar schon in der Unterstufe, war einer davon. Das soll sich nun ändern, künftig wird es am SMG in den Jahrgangsstufen 5 und 6 keinen Pflichtunterricht am Nachmittag mehr geben. Auch in der Mittelstufe wird der Nachmittagsunterricht deutlich reduziert, verspricht die Schulleiterin und betont gleichzeitig: "Kein Fach steht schlechter da als im G 8."

Die zusätzlichen Stunden, die dem Gymnasium zur Förderung in den Jahrgangsstufen 5 bis 11 zur Verfügung stehen, könnten laut gesetzlicher Vorgabe für ein freiwilliges Förderangebot am Nachmittag oder zur partiellen Teilung von Klassen im Vormittagsunterricht eingesetzt werden. "Wir haben uns gegen Unterricht am Nachmittag und für die Teilung von Klassen beziehungsweise für Co-Teaching entschieden", erklärt Susanne Weigel und begründet das zum einen mit der nicht geringen Zahl an Fahrschülern, für die Förderunterricht am Nachmittag problematisch sei. Außerdem sei die Effektivität des Unterrichts am Nachmittag begrenzt, gerade bei den noch sehr jungen Fünft- und Sechstklässlern.

Vielmehr setzt man am SMG auf die guten Erfahrungen, die man hier mit Grundschullehrerin Ursula Frey bereits im Bereich Co-Teaching gemacht hat. Konkret heißt das, dass in der Jahrgangsstufe 5 die Klasse in einer Deutschstunde geteilt wird oder eine zweite Lehrkraft dazu kommt. In der Jahrgangsstufe 6 betrifft das eine Englisch- und eine Mathematikstunde.

Wo Förderbedarf besteht

Neben diesen freiwilligen Intensivierungen gibt es auch verpflichtende. Diese kann die Schule auf die Fächer verteilen, in denen der größte Förderbedarf gesehen wird: Susanne Weigel und ihr Kollegium haben sich dafür entschieden, dies in der Jahrgangsstufe 5 im Fach Englisch, in der Jahrgangsstufe 6 in der zweiten Fremdsprache (Latein oder Französisch) und in der Jahrgangsstufe 8 in Mathematik anzubieten.

Im neuen Konzept nicht geändert wurde die Sprachenfolge, das bedeutet, dass nach wie vor die zweite Fremdsprache in der 6. Klasse dazukommt, eine mögliche dritte dann ab der 8. Klasse. Daran hatten vor allem Eltern vielfach Kritik geübt, da die Kinder meist noch nicht wirklich in Englisch gefestigt seien und sich dann so schnell der nächsten Sprache zuwenden müssen. Doch die Mehrheit der Beteiligten und auch Bildungsexperten seien der Meinung gewesen, dass jüngere Kinder flexibler seien, sich aufs Sprechen einzulassen und so die Sprache besser erlernen. Auch das zusätzliche Lernjahr werde als Vorteil ins Feld geführt, so Susanne Weigel.

Das neue G 9 wird sein Augenmerk verstärkt auf die politische und digitale Bildung legen, informiert sie weiter. So wird das Fach Informatik für alle Schüler verpflichtend werden, und auch die Naturwissenschaften werden gestärkt. In der 9. Klasse kommt ein Modul zur Berufsorientierung hinzu. Hierfür wurde auch die Stelle eines Koordinators für berufliche Bildung geschaffen, die am SMG Lehrer Tim Steck übernimmt.

Das P-Seminar wird in die 11. Klasse — der sogenannten Einführungsphase zur Qualifikationsphase in 12 und 13 — vorgezogen. Und diese Einführungsphase kann für besonders leistungsstarke Schüler zur Überholspur werden: "Sie können die 11. überspringen oder im Ausland absolvieren", erläutert Susanne Weigel.

Eine Beratung hierüber würde dann schon in der 8. Klasse stattfinden, sodass der betreffende Schüler Zusatzmodule in 9 und 10 belegen kann. Ob eine so frühe Entscheidung in der Praxis tatsächlich möglich ist, müsse sich zeigen. Noch ist auch nicht endgültig geklärt, ob es beim derzeitigen Fünf-Fächer-Abitur bleibt und welche Vertiefungsmöglichkeiten es in der Oberstufe geben wird.

Sicher ist, und das war heiß diskutiert worden, dass Gymnasiasten weiterhin mit Bestehen der 10. Klasse den mittleren Schulabschluss erwerben. Sicher ist auch, dass viele neue Lehrer gebraucht werden, von etwa 1000 zusätzlichen Stellen ist die Rede. Und, so wie es ausschaut, wird es 2025 keinen regulären Abiturjahrgang geben. Die ersten G 9-ler treten erst 2026 zur Reifeprüfung an, die letzten G 8-ler sind 2024 an der Reihe.

Ausreichend Räume

Ob die Schülerzahlen (derzeit sind 723 Schüler am SMG) durch das G 9 steigen werden? "Das kann ich noch nicht sagen", gibt sich Susanne Weigel abwartend. Über fehlende Räumlichkeiten muss sie sich derweil keine Sorgen machen. "Es ging ja früher auch mit über 1000 Schülern", ist sie überzeugt, dass die Kapazitäten ausreichen werden. "Ansonsten greift das Konnexitätsprinzip." Sprich, wer anschafft zahlt, und das ist in diesem Fall der Freistaat Bayern.

© Tina Ellinger

Den jetzigen Sechstklässlern kommt als letzter G 8-Jahrgang eine besondere Rolle zu: Um ein mögliches Durchfallen zu vermeiden, erhält der komplette Jahrgang Zusatzstunden für mehr individuelle Lernzeit. "Das gilt dann fortlaufend bis 2024", erklärt die Schulleiterin, die mit dem Konzept für das G 9 durchaus zufrieden ist: "Ich bin froh über die zusätzliche Jahrgangsstufe und mehr Zeit für eine breite und allgemeine Bildung. Ich sehe viele Chancen im neuen G 9, und auch die Kollegen stehen dem sehr positiv gegenüber."

Am meisten aber würde sie sich freuen, wenn es ein Budget für kleinere Klassen geben würde: "Das wäre echte Bildungsunterstützung."

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