Mit dem Drahtesel durchs Hügelland

14.7.2018, 18:04 Uhr
Mit dem Drahtesel durchs Hügelland

© Werner Falk

Es geht bergauf, aber auch wieder bergab. Der Radler kennt das und den E-Biker schrecken die Anstiege ohnehin nicht. So mache ich mich guten Mutes auf den Weg, um das Land westlich des Brombachsees zu erkunden. Der Kornhausplatz in Spalt ist mein Ausgangspunkt für die etwa 30 Kilometer lange Tour. Dass ich an dieser Stelle die Kilometerleistung offen lasse, liegt an manchen Unwägbarkeiten, das heißt, der Radler kann die Beschilderung nicht immer verstehen. Sie ist zum Teil unübersichtlich oder sie fehlt ganz, kein Vergleich also mit den mustergültig ausgeschilderten Radwegen in der Altmühlseeregion. Der Weg führt meist über öffentliche Straßen, aber der Verkehr ist dennoch erträglich.

Für den Fotografen ist Spalt eine Fundgrube. Ich ergötze mich an den charakteristischen Hopfenhäusern, werde gegrüßt von der "Hopfendurl", die ein Künstler im Rezatpark verewigt hat. Vom Spielplatz aus komme ich nach Mosbach, einem wunderschönen Kirschendorf mit ausgedehnten Hopfengärten und einem Dorfensemble mit 24 Häusern und ebenso vielen Denkmälern. Die Sandstein- und Fachwerkbauten in dem sauberen Ort sind durchwegs gut gepflegt. Übrigens: Marco Eckerlein hat die Sozialgeschichte Mosbachs ("Leben im Dorf") in der neuen Ausgabe des Hefts "Aus der Spalter Heimat" gründlich durchleuchtet.

Mais statt Hopfen

Auf der Fahrt nach Hauslach begleiten mich Maisäcker links und rechts. Der Hopfen ist hier schon vielfach dem Maisanbau gewichen. Im Dorf lese ich die Speisenkarte des Wirtshauses und nehme zur Kenntnis, dass das Salzknöchle für 6,80 Euro und die Bratwürste für 5,80 Euro zu haben sind. Das bestätigt mich in meiner Meinung, dass sich die Bauernwirtshäuser in der Umgebung des Fränkischen Seenlands nicht unter Wert verkaufen müssen (wie beispielsweise in der Fränkischen Schweiz), wenn sie eine gute, regionaltypische Küche anbieten.

Ein schöner Radweg bringt mich nach Georgensgmünd, wo ich allerdings so meine Probleme habe, die richtige Route nach Mühlstetten zu finden. Die Ortsmitte mit zum Teil schönen und charakteristischen Sandsteinbauten gefällt mir gut, aber als ich die Rezat (ab Georgensgmünd wird daraus die Rednitz, später die Regnitz) überquere, bin ich einigermaßen ratlos. Eine Frau schickt mich auf dem Skulpturen- und Planetenweg nach Spalt, aber ich bemerke den Irrtum. Ich radle also auf dem kombinierten Geh- und Radweg am Gewerbegebiet vorbei zum Kreisverkehr.

Pluspunkte vergebe ich für die super gemachten Gehsteigabsenkungen an den vielen Grundstückseinfahrten, aber dann vermisse ich den eindeutigen Hinweis auf den Radweg nach Mühlstetten. Ich strampele nach Niedermauck, kehre wieder um und nehme den Weg entlang der Hauptstraße. Übrigens: Georgensgmünd ist 2003 mit dem Titel "Wirtschaftsfreundlichste Gemeinde Bayerns" prämiert worden. Und das kommt nicht von ungefähr, denn heute sind dort an die 250 Betriebe (mit 2500 Arbeitsplätzen) ansässig. Da können andere Kommunen nur neidisch werden.

Durch das Siedlungsgebiet von Mühlstetten geht es steil bergauf. Ein schöner Radweg bringt mich nach Oberbreitenlohe. Ein Bauer, der seinen Bulldog repariert, belehrt mich, dass ich sozusagen über das Ziel hinausgeschossen bin. Also fahre ich zurück und biege am Sportplatz ab, wo ich den Wegweiser sehe, der für mich aber kaum wahrnehmbar war, weil er falsch platziert ist. Ich lande in Stirn, wo mich eine kleine Alpaka-Herde begrüßt.

Sie gehört Ulrike Wießner, die an der Straßenecke ihren Selbstvermarkter- und Selbstbedienungsladen platziert hat. Dort können die Eier dem Kühlschrank entnommen werden. Probleme mit der Ehrlichkeit der Kunden hatte die Frau eigenem Bekunden nach noch nie. Fast alle Passanten halten an, um die Exoten unter den Tieren zu bestaunen. Das Dorf ist eine Perle historischer Bausubstanz, darunter die "Rose" und der "Schwarze Adler". Sie können mich aber heute nicht verführen, auch nicht Stefan Maurer, der renommierte "Lindenwirt".

Jetzt geht es steil bergab nach Allmannsdorf und an den Brombachsee. Das Dorf ist ein Muster für dörfliche Neuordnung. Ein radlerfreundliches Pflaster, blumengeschmückte Häuser und herrliche Obstgärten sind die Aushängeschilder von Allmannsdorf. Nach meinem Plan wollte ich direkt nach Großweingarten, aber ich nehme dann doch die längere Strecke und fahre den nördlichen Brombachseeweg bis Enderndorf am See. Es ist kein Badewetter und so rührt sich recht wenig. Am Zweiseenplatz halte ich mich rechts und trete kräftig in die Pedale, um Ottmannsberg (mundartlich: Noudlsberg) zu erreichen. Eine "würzige" Brise aus dem Stall geht mir in die Nase, aber das stört mich nicht, denn ich finde, die Bauern mit ihren Rindviechern und Schweinen gehören zum Dorf.

Tafelspitz zur Belohnung

Wie gut, dass mir das E-Bike hilft, den Anstieg nach Großweingarten zu bewältigen. Großweingarten ist das "Kirschendorf" schlechthin. Häufig werden am Straßenrand die süßen "Kracher" angeboten. Als Musterbeispiel für ein sauberes Straßendorf hat Großweingarten 1987 die Europa-Nostra-Verdienstmedaille als erstes Dorf in Europa erhalten. Zwei Jahre zuvor hatte der Ort schon die Goldmedaille im Wettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden" bekommen.

Nun wird sich der geneigte Leser denken, wie hält der "Wirtshausreferent h.c." so eine lange Tour ohne Einkehr aus – natürlich bringt er das nicht fertig. Und weil ich meine mich begleitende Frau (die Beste von allen) nach der langen und klaglos hingenommenen Radlerei belohnen will, packe ich am Spalter Kornhausplatz, dem Ende der Reise, die Räder aufs Auto und steuere Güsseldorf an, wo mich ein superzarter Tafelspitz beglückt und ich ein Loblied auf die herausragende Gastronomie anstimme.

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