Neue Perspektiven als Schornsteinfeger

14.10.2017, 12:19 Uhr
Neue Perspektiven als Schornsteinfeger

© Peter Tippl

Mit großer Freude und Leidenschaft, denn im mittlerweile dritten erlernten Beruf hat Christian Scherb die schriftliche Gesellenprüfung mit dem Notenschnitt von 1,0 als bester Mittelfranke abgeschlossen und erhielt dafür einen Staatspreis. 

Seit Anfang dieses Monats klettert er nun im Kehrbezirk von Bezirksschornsteinfeger Michael Dorsch auf die Dächer, betreut die Feuerungsanlagen und ist ein gerngesehener "Glücksbringer". Im kleinen Ort Leobendorf im Landkreis Berchtesgadener Land wuchs der heute 31-Jährige auf, wurde aber in der österreichischen Nachbargemeinde Oberndorf an der Schleife der Salzach geboren. Keine österreichische Staatsbürgerschaft haben er und seine Mutter wegen des sechsstündigen Geburtsaufenthalts im dortigen Krankenhaus erhalten, schränkt er ein. Der Vater Programmierer bei einer Versicherungsgesellschaft und die Mutter Bauzeichnerin, der Bruder Heizungsbauer, eine bodenständige Familie.

Metzgerlehre absolviert

Nach dem Hauptschulabschluss in Laufen, in das Leobendorf eingemeindet wurde, absolvierte er eine Metzgerlehre und arbeitete als Geselle. Anschließend rief die Bundeswehr zum Dienst: Grundwehrdienst in der Jägerkaserne in Strub bei Bischofswiesen und anschließend in die Stammkompanie in das "Einsatz- und Ausbildungszentrum für Gebirgstragtierwesen 230" in der Hochstaufen-Kaserne in Bad Reichenhall. Im umgangssprachlichen Gebrauch auch die Truppe der "Muli-Treiber" genannt, die einzige pferdehaltende Dienststelle der Bundeswehr. Dort hatte er die Feldwebellaufbahn eingeschlagen und sich für zwölf Jahre verpflichtet. Feldwebellehrgang, Einzelkämpferausbildung, Heeres-Bergführerlehrgang und weitere Ausbildungsschritte hat er absolviert und vor vier Jahren einen Einsatz in Afghanistan in Masar-i-Sharif. "Geschützter Personentransport" war in seiner viermonatigen Zeit in Afghanistan die originäre Aufgabe und beantwortet die Frage nach Risiko und Gefahr mit seiner Diensteinstellung. "Das war mein Beruf und meine Aufgabe als Führungskraft". Er habe seine Soldaten gefordert, unter anderem mit viel Sport, und habe ihnen auch Freiraum gelassen für das Miteinander und Gemeinschaftserlebnisse.

Sport und "Tough Mudder"

Sport war und ist dem 1,88 Meter großen und 76 Kilogramm schweren Mann wichtig. Laufen, Klettern, Skifahren, und auch bei "Tough Mudder" in Wassertrüdingen nahm er schon zweimal mit seinem Freundeskreis teil. In diesem Jahr ging es wegen dem Hausbau in seiner Heimatgemeinde Arberg nicht.

Mit seiner Ehefrau Bianca, die er auf dem Feldwebellehrgang in Weiden in der Oberpfalz kennengelernt habe, und den Kindern Leon und Sophia, wird Christian Scherb im kommenden Jahr in das neue Eigenheim in Arberg einziehen. Mit der Hochzeit vor sechs Jahren nahm er den Familiennamen Scherb an. Geheiratet wurde nach dem Feldwebellehrgang in Bad Reichenhall. Bianca Scherb war zuvor bei den Feldjägern in Amberg eingesetzt und die Versetzung nach Bad Reichenhall, an Christians Stammeinheit, war schon zuvor in die Wege geleitet worden. Mittlerweile ist sie auch aus der Bundeswehr ausgeschieden und beim Landesamt für Finanzen in Ansbach tätig. Mit der Beendigung der zwölfjährigen Dienstzeit bei der Bundeswehr stellte sich für ihn die Frage nach der Zukunft, und sein Schwiegervater Helmut Scherb war Feuerungs- und Schornsteinbaumeister.

Lebensplanung eingetütet

Christian Scherb half ihm schon immer wieder bei der Arbeit, dies bereitete ihm Spaß, und so gab es bei der weiteren Lebensplanung eine Perspektive. Zufällig suchte Karl Dorsch in Wassertrüdingen – bis Mai dieses Jahres noch zuständiger Bezirksschornsteinfeger – Verstärkung, und nach einigen Tagen Probearbeit "passte alles zusammen".

Zwischenzeitlich hat Michael Dorsch den Kehrbezirk übernommen und Christian Scherb seine Ausbildung abgeschlossen. Mit Bravour. Die schriftliche Prüfung hat er mit der glatten Note von 1,0 absolviert und die praktische Prüfung mit 2,1 bei der Innung in Nürnberg.

Ihm gefällt an seinem Beruf vor allem der Umgang mit Menschen, ihnen auch etwas Gutes zu tun für ihr Zuhause, ein Stück Sicherheit zu vermitteln und so auch ein bisschen "Glücksbringer" zu sein.

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