Neue Schulleiterin für Mädchenrealschule Gunzenhausen

9.9.2018, 07:07 Uhr
Neue Schulleiterin für Mädchenrealschule Gunzenhausen

© Micha Schneider

Dass sich bei der Schulleitung etwas verändert hat, ist nicht zu übersehen. Schon alleine rein optisch. Anita Blasig trägt kein Kleid mit Haube, stattdessen ein eher legeres Outfit. "Anita Blasig sieht man ihren christlichen Glauben nicht an, das war bei Schwester Juliane Mahnel natürlich anders", sagt Dr. Wolfgang Becker, der Leiter der Stiftung Hensoltshöhe, und ergänzt: "Sie muss das deshalb viel stärker kommunizieren."

In der Schule mag es für Anita Blasig zunächst also ein wenig schwieriger sein, privat hat sie es dagegen eher leichter: "Wenn Schwester Juliane Mahnel im Aldi an der Kasse jemanden angerempelt hat, dann wird das doch gleich auf die Kirche geschoben. Bei Frau Blasig merkt das ja keiner", sagt Becker und lacht. Natürlich war das nur ein Spaß, doch dass das Ende der Ära der Diakonissen an der Mädchenrealschule auch eine gewaltige Herausforderung für die Schule wird, steht fest. 26 Jahre lang war Juliane Mahnel als Direktorin tätig, mit ihrem Abschied endet auch die Ära der Diakonissen im Kollegium.

"Das war aber ein Prozess, der zu erwarten war", sagt Becker. Den gesellschaftlichen Veränderungen müsse sich nun eben auch die Gunzenhäuser Schule stellen. "Allen ist klar, dass sich dadurch etwas verändert", sagt Becker und ergänzt: "Es ergeben sich ja alleine schon Unterschiede dadurch, dass die Diakonissen immer da waren. Sie sind ja auch nicht verheiratet gewesen. Frau Blasig hat natürlich auch noch ein Leben außerhalb der Schule", sagt Becker. Die Diakonissen haben an der Schule gewohnt, gegessen und gelebt und dementsprechend auch "sehr, sehr viel Zeit in die Schüler investiert", wie es Becker formuliert. Das Ziel der staatlich anerkannten christlichen Privatschule, das Evangelium von Jesus Christus und die christlichen Werte als Hilfe und Orientierung in den Unterrichtsalltag miteinzubeziehen, soll aber auf jeden Fall weiterhin bestehen bleiben.

Aus innerer Überzeugung

"Ich denke, dass wir das auch weiterhin gut schaffen werden", sagt Blasig. Das Zusammenleben innerhalb der Schule soll sich weiterhin an der Menschenfreundlichkeit Gottes orientieren und junge Menschen mit der Liebe Gottes in Berührung bringen. Die 46-jährige studierte Mathematikerin und Physikerin hatte einst als Lehrerin in Oberasbach begonnen und war zuletzt zehn Jahre lang Stellvertretende Schulleiterin an der Franz-von-Lenbach-Schule in Schrobenhausen.

An der Hensoltshöhe könne sie nun ihren christlichen Glauben und ihren Lehrerberuf sehr gut miteinander verbinden. Blasig ist auch vorübergehend – wie einst die Diakonissen – direkt neben der Schule eingezogen. Ohnehin werde sich unter ihrer Leitung auch nicht alles komplett ändern, glauben Becker und Blasig.

Es sei nicht so, dass früher alles altmodisch gewesen sei und heute alles neu. Auch früher sei man eine staatlich anerkannte Realschule gewesen, die Schule sei auch unter der Leitung der Diakonissen ständig in einem Modernisierungsprozess gewesen. Und natürlich werde es weiterhin einen Austausch mit den Ehemaligen geben. Die neue Schulleiterin Anita Blasig steht aber dennoch vor einer großen Herausforderung, diesen Umbruch zu gestalten: Eine Aufgabe, auf die sich die neue Schulleiterin freut. "Diese neuen Dinge kennenzulernen, zu analysieren und anzupacken, finde ich sehr spannend", sagt Blasig. Da komme die Mathematikerin in ihr zum Vorschein. Es gehe aber keinesfalls darum, einfach nur irgendwelche Regelungen umzusetzen. Denn eines sei auch klar: "So einen Job macht man ja aus innerer Überzeugung."

Im Schuljahr 2019/20 steht dann auch schon die nächste grundlegende Veränderung an. Künftig dürfen dann auch Jungen die Schule besuchen. Eine pragmatische Entscheidung sei das gewesen, berichtet Becker. Es habe natürlich Für und Wider. Bis sich die Jungen auch zählbar in den Schülerzahlen niederschlagen werden, wird es aber mit Sicherheit noch ein paar Jahre dauern. "Das dauert schon mal sechs Jahre bis die Klassen zu einem Drittel mit Jungen gefüllt sind", sagt Becker. Doch ein paar Jungs würden der Schule auch gut tun, versichert er. Nicht nur die Optik der Schulleiterin wird sich also verändern – auch die der Schulklassen.

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