Olympiasiegerin Heike Drechsler am Altmühlsee

18.8.2018, 18:02 Uhr
Olympiasiegerin Heike Drechsler am Altmühlsee

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 Die heute 53-jährige Ex-Leistungssportlerin, die unter anderem als Sportbotschafterin der Krankenkasse tätig ist, wird mit den Gästen über Sport reden und beim Powerwalking auch selbst treiben. Vorab sprach die gebürtige Thüringerin mit dem Altmühl-Boten unter anderem über die Rolle des Sports in ihrem Leben und der Gesellschaft, den Einfluss einer Olympiasiegerin auf "Couch-Potatoes" und das Überwinden des inneren Schweinehunds.

Frau Drechsler, welche Rolle spielt denn der Sport in Ihrem Leben?

Heike Drechsler: Der ist gar nicht wegzudenken, seitdem ich laufen kann bin ich damit konfrontiert. Sport ist für mich ein Stück Lebensqualität, ohne den geht es nicht. Ich habe meine Karriere 2004 beendet und musste dann neue Prioritäten setzen. Aber der Sport war und ist immer da. Ich probiere auch gerne etwas aus und laufe gerne. Wir haben über die Barmer viele Projekte, zum Beispiel den "Women’s-Run". Das ist eine Städtetour, da laufe ich mit und gebe auch Workshops zum Thema Laufen. Ich habe 27 Jahre lang im Hochleistungssport Erfahrungen gesammelt und es ist einfach schön, wenn man diese dann auch weitergeben kann. Deshalb gehe ich auch zu Firmen und spreche über betriebliches Gesundheitsmanagement oder Motivation. Wie schaffe ich es, Sport in meinem Alltag unterzubringen, dazu habe ich auch ein Buch geschrieben, "Fit im Alltag". Kurz gesagt: Der Sport lässt mich nicht los und hat einen sehr hohen Stellenwert in meinem Leben.

 

Was haben Sie denn konkret am Sonntag am Altmühlsee mit den sportinteressierten Besuchern vor?

Drechsler: Ich will versuchen, das Erlebnis Sport und Bewegung weiterzugeben und zu vermitteln, dass Bewegung auch gut tut. Das ist kein Hexenwerk. Ich will mit den Menschen Sport machen und ihnen zeigen, dass man das auch leicht in den Alltag einbauen kann. Vielleicht kann ich so die ein oder andere "Couch-Potatoe" dazu bringen, am Ball zu bleiben. Es geht um das Gemeinschaftserlebnis Sport. Das ist dann auch eine runde Sache mit dem Gesundheitsmarkt.

 

Olympiasiegerin Heike Drechsler am Altmühlsee

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Macht es aus Ihrer Erfahrung heraus einen Unterschied, ob eine zweifache Olympiasiegerin und Weltmeisterin über Sport spricht, oder ein – und das ist nicht despektierlich gemeint – "normaler" Übungs-
leiter? Haben Sie da einen anderen Einfluss?

Drechsler: Es kommt immer auf den Menschen an, wie er das vermittelt. Ich komme auch nicht als Olympiasiegerin und behandle die Menschen von oben herab. Ich hole die Leute auf Augenhöhe ab und versuche, Spaß am Sport zu vermitteln. Es braucht auch keiner Angst davor haben, dass die Olympiasiegerin mit ihm Hochleistungssport machen will. Ich bin ein Mensch zum Anfassen und es geht um alltagstaugliche Übungen. Aber ich glaube schon, dass die Leute einem ehemaligen Leistungssportler eher zuhören, weil er Erfahrungen mitbringt. Man kann vor allem auch viel Wissen in Unternehmen reinbringen. Als Leistungssportler hat man ja auch Ziele, kämpft um den Erfolg und muss nach Niederlagen wieder aufstehen. Den Umgang mit diesen Dingen kann ich als ehemalige Leistungssportlerin schon vermitteln. Gerade den "inneren Schweinehund" zu überwinden, den ersten Schritt zu tun, das ist ja meistens der schwierigste. Aber nicht mit dem erhobenen Zeigefinger und von oben herab, sondern auf Augenhöhe.

 

Das hat auch alles mit dem Sport und seiner gesellschaftlichen Bedeutung zu tun. Und da kommen dann auch die Sportvereine ins Spiel, einige werden ja auch am Sonntag am Altmühlsee ihr Angebot präsentieren. Welchen Stellenwert hat für Sie denn der Vereinssport?

Olympiasiegerin Heike Drechsler am Altmühlsee

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Drechsler: Die Vereine haben auch zu kämpfen, wir leben inzwischen in einer digitalisierten Welt. Die Kinder wachsen darin auf und das ist auch eine Konkurrenz zu den Vereinen. Diese müssen attraktive Angebote erstellen, damit die Mitglieder in den Vereinen wachsen. Gut ausgebildete Trainer, die ihr Wissen vermitteln, sind dabei ganz wichtig. Der Sport hat in der Gesellschaft eine sehr hohe Bedeutung, und Gottseidank gibt es auch das Ehrenamt, das viel dazu beiträgt, dass die Vereine bestehen können. Aber dazu gehören in einem professionell geführten Verein manchmal auch Hauptamtliche, und das spüren dann auch die Mitglieder, wenn es rund läuft. Wenn man für sich etwas erreichen will, auch im gesundheitlichen Bereich, dann hat man auch in den Vereinen die Möglichkeiten dazu. Da kommt auch noch der soziale Aspekt dazu. Man trifft sich im Verein mit Freunden und macht gemeinsam Sport, so war das bei mir auch. Aber wie gesagt, die Angebote der Vereine müssen an diese neue Generation angepasst sein, und man muss dann vielleicht auch mal das Rad neu erfinden, um wieder eine Aufmerksamkeit für den Sport zu erlangen.

 

Das sportliche Angebot ist auch im Fränkischen Seenland nicht gerade klein, kennen Sie die Region eigentlich?

Drechsler: Leider noch nicht, aber ich werde sie ja bald kennenlernen.

 

Abschließende Frage, Sie haben kürzlich in einem Interview erzählt, dass sie ihre Goldmedaille von den Olympischen Spielen in Sydney im Jahr 2000 des Öfteren auf Geschäftsreisen dabei haben. Am Altmühlsee womöglich auch?

Drechsler: Die kann ich schon mitbringen. Wenn man viel im Einsatz ist, muss man allerdings immer aufpassen, dass sie einem nicht abhanden kommt. Es ist aber schon schön, wenn Medaillen nicht einfach im Schrank verstauben. Bei den Kleinen – und auch Großen – merke ich schon, dass sie staunen, wenn sie sie in die Hand nehmen dürfen, eine olympische Goldmedaille ist halt schon was besonderes. Die kleinen Kinder sagen dann, "Frau Drechsler, du bist ganz schön reich" (lacht). Ich schau mal, ob ich sie mitbringe, für mich persönlich hat sie einen Wert, der ist unbezahlbar.

 

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