Ornbaus Aushängeschild will Erfahrungen sammeln

2.8.2017, 06:00 Uhr
Ornbaus Aushängeschild will Erfahrungen sammeln

© Foto: Theo Kiefner

Amelie-Sophie Lederer ist eher zurückhaltend. Zumindest wenn man sie mit der Bezeichnung "Aushängeschild" konfrontiert. Aber warum das eigene Licht unter den Scheffel stellen? Denn als sportliches Aushängeschild der rund 1700 Einwohner zählenden Stadt Ornbau im Landkreis Ansbach kann man die 23-jährige Leichtathletin schon bezeichnen. Immerhin wurde die Sprinterin, die für das LAC Quelle Fürth startet, Mitte Juli für die Leichtathletik-Weltmeisterschaft 2017 in London nominiert. Zunächst als einzige Athletin aus Bayern bei insgesamt 71 Sportlern, inzwischen wurde Christina Hering (LG Stadtwerke München) vom Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) nachnominiert.

"Daheim waren sie schon von den Socken und stolz, mein Bruder Aaron will auch nach London fliegen", erzählt Lederer. Spekuliert hatte sie nach ihren überzeugenden Leistungen in der bisherigen Saison schon damit. Stetig steigerte sie ihre Bestzeiten, und als sie bei den Deutschen Meisterschaften Anfang Juli in Erfurt über 100 Meter mit 11,28 Sekunden einen neuen bayerischen Rekord aufgestellt hatte, war die WM-Teilnahme fix.

"Der Bundestrainer hat mich direkt nach der Deutschen angesprochen und ich habe mit der WM geliebäugelt, aber als die Nachricht dann offiziell kam, hat mich das sehr gefreut", sagt Lederer, die seit zweieinhalb Wochen mit der Nationalmannschaft im Bundesleistungszentrum in Kienbaum/Brandenburg trainiert.

Lange genug hatte die U 23-Europameisterin von 2015 in der 4x 100-Meter-Staffel bereits zuvor für solch eine Chance gearbeitet. Die ersten Schritte machte die Ornbauerin beim TSV 1860 Ansbach, seit 2012 geht sie für das LAC Quelle an den Start. Drei- bis viermal in der Woche fährt sie von ihrem Wohnort Ornbau nach Fürth, zusätzlich trainiert sie daheim oder in Ansbach. Entscheidend in ihrer Karriereplanung war 2015 die Aufnahme in die Sportfördergruppe der Bayerischen Bereitschaftspolizei.

Dort hat sie neben der beruflichen Ausbildung genügend Zeit zum Training, was zuvor als Bürokauffrau nicht der Fall war. "40-Stunden-Job und dann noch Training, das hat keinen Spaß mehr gemacht", sagt Lederer. Umso größer ist nun die Vorfreude auf die Tage im Olympiastadion in London.

"Meine Staffelkollegin Tatjana Pinto war bei den Olympischen Spielen 2012 in London schon dabei und hat nur geschwärmt", so Lederer. Heute Mittag bricht sie gemeinsam mit der 4x100-Meter-Staffel von Berlin aus in die englische Hauptstadt auf, am Samstag in einer Woche, dem vorletzten WM-Tag, steht die Staffel der Frauen auf dem Zeitplan.

Lederer ist als Ersatzläuferin nominiert und rechnet – wenn alles normal verläuft – nicht mit einem Einsatz. Es werden wohl jene vier Mädels laufen, die auch bei den Sommerspielen 2016 in Rio an den Start gegangen waren. "Wenn man dabei ist, will man natürlich auch auf die Bahn", sagt Lederer, "aber ich bin erst mal froh, ein Teil des Teams zu sein. Ich bin ja noch jung und will Erfahrungen sammeln. In zwei Jahren kann das dann schon anders sein", hat Lederer bereits die WM 2019 in Katar im Blick: "Ich will mich weiterentwickeln und künftig in der deutschen Spitze mitmischen, auch als Einzelstarterin."

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