Ostheimerin leistet Freiwilligendienst in Afrika

1.5.2015, 18:00 Uhr
Ostheimerin leistet Freiwilligendienst in Afrika

Nachdem sie im vergangenen Jahr das Abitur am Albrecht-Ernst-Gymnasium in Oettingen absolviert hatte, flog sie am 7. Oktober 2014 im Auftrag der Organisation Caritas Deutschland nach Tansania, um dort einen zehnmonatigen Freiwilligendienst zu leisten. Es war für sie wie ein "Weltenwechsel“, so neu und fremd war alles. Inzwischen lebt die 19-Jährige seit mehr als einem halben Jahr in der Kleinstadt Tukuyu im südlichen Hochland Tansanias und immer noch sieht sie Dinge, die sie faszinieren oder nachdenklich stimmen. Tukuyu liegt inmitten saftig grüner Hügel voller Bananenpalmen und Teeplantagen. Hier ist sie zusammen mit drei katholischen Schwestern, die ihr den Einstieg in die tansanische Kultur erleichtert haben.

Der übliche Tagesablauf von Tabea läuft so ab: Morgens um 6 klingelt auch am Wochenende der Wecker, denn um 6.20 Uhr beginnt die Kirchenmesse, zu der sie die Schwestern begleitet. Um 7.30 Uhr gibt es Frühstück. Wenn sie Glück hat, besteht es aus Weißbrot mit salziger Butter. Im Normalfall kochen die Hausmädchen jedoch Kartoffeln, Bananenauflauf oder Reis mit Bohnen. So ungewohnt das Frühstück anfangs auch für ihren deutschen Magen war – inzwischen freut sie sich sogar regelrecht, wenn sie morgens den Duft von frisch gekochtem Reis riecht. Nach dem Frühstück macht sich die Ostheimerin auf den Weg, der eine atemberaubende Aussicht auf das Gebirgspanorama in der Ferne bietet, zur Magereza Primary School. Dort kennen die Schüler und Lehrer sie als "Mwalimu Tabea“.

Die junge Frau unterrichtet Englisch in der ersten Klasse. Die Zustände in der staatlichen Schule und an ihrem momentanen Arbeitsplatz sind mehr als schwierig, auf den ersten Blick schockierend. Die Gebäude sind schmutzig und heruntergekommen, Fensterscheiben fehlen, die Türen sind aus den Angeln gehoben. In den düsteren Räumen, ohne Elektrizität, drängen sich 70 Kinder in zerrissenen Schuluniformen auf zu wenigen Plätzen. Viele Kinder besitzen weder Heft noch Stift, von Schulbüchern ganz zu schweigen, denn ein solches besitzt man nicht mal als Lehrerin. Dies und die Tatsache, dass sich viele Kinder auf engstem Raum tummeln, macht das Unterrichten jeden Tag aufs Neue zu einer großen Herausforderung.

Hinzu kommt die mangelnde Verständigung mit den Menschen, da hier im Süden, dem nicht touristischen Teil des Landes, kaum jemand die englische Sprache kann. So verständigen sich die Leute in der Nationalsprache Kiswahili. Für Tabea ist deshalb die Kommunikation mit den Einheimischen immer noch recht schwer, aber nach sechs Monaten Aufenthalt beherrscht sie die Grundlagen von Kiswahili. Die in Tukuyu gesprochene Stammessprache "Kiniyakyusa“ ist für sie allerdings ein Ding der Unmöglichkeit. Trotz mancher Verständigungsprobleme schließt man schnell Bekanntschaften, denn die Tansanier sind äußerst gastfreundliche und offene Menschen und freuen sich, wenn ein "Mzungu“ (Weißer) sie mit der hier üblichen Respektform grüßt.
Jeden Nachmittag geht Tabea nach der Arbeit zum Chor, wo sie nette Menschen trifft und flotte, gospelähnliche Lieder singt. Unter den vollen, voluminösen Stimmen afrikanischer Frauen geht sie zwar sangestechnisch eher unter, aber es macht ihr einfach Spaß, ein Teil dieser lebhaften Gruppe zu sein und sich zugehörig zu fühlen. Abends nach dem Chor hilft sie des Öfteren den Hausmädchen dabei, auf der offenen Feuerstelle das Essen zuzubereiten. Dabei vermisst sie den heimischen Herd. Nach dem gemeinsamen Abendessen ist der Tag schon so gut wie zu Ende, und sie lässt den Abend gemütlich im Wohnzimmer mit den Schwestern ausklingen.

An den Wochenenden wird der Gang auf den Markt jedes Mal zu einem Erlebnis. Von exotischem Obst und Gewürzen über Kram wie Unterwäsche und Regenschirmen bis hin zu Hunderten, bunt gemusterten Stoffen findet man alles, was man benötigt. Ein Abenteuer sind die Fahrten mit den "Dala Dala“. Das sind japanische Kleinbusse, das wohl am meisten genutzte Verkehrsmittel der Tansanier. Im Normalfall quetschen sich so viele Menschen hinein, dass der Fahrer mit Müh und Not noch selbst Platz hat. Manchmal bekommt er sogar noch ein Kleinkind in den Schoß gedrückt. Dass sich unter den Fahrgästen oft lebende Hühner oder Ziegen befinden, ist gang und gäbe.

Das alles ist für die Ostheimerin faszinierend anders und einfach so, wie man sich Afrika eben vorstellt. Aber das Beste an allem sind für sie immer noch die Kinder: Man muss kein Kiswahili-Sprachexperte sein oder irgendwas vor ihnen beweisen, um sich mit ihnen zu verstehen. Man kann einfach man selbst sein und sie schenken einem ihr Herz. Wenn die Kinder die Deutsche anstrahlen und fast andächtig mit ihren kleinen Fingern über die "weiße Haut“ streichen, dann hat sie die Gewissheit, dass ihr Entschluss, nach der Schule etwas ganz anderes zu wagen, in eine andere Kultur, die auch eine harte Seite hat, einzutauchen, richtig war. "Ich weiß, ich bin am richtigen Ort“, ist die erfreuliche Botschaft aus dem fernen Tansania in die fränkische Heimat.

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