Palliativmediziner am Weißenburger Krankenhaus

7.8.2014, 00:01 Uhr
Palliativmediziner am Weißenburger Krankenhaus

© Zöllisch

Lange Jahre der Vorbereitung und ein umfangreiches Qualifikationsverfahren waren dafür nötig – doch nun wird diese Lü­cke im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen geschlossen. „Wir können nichts mehr für Sie tun.“ Dieser Satz aus dem Mund eines Arztes lässt oft die schlimmsten Befürchtungen von Angehörigen und Patienten wahr werden. „Die Palliativmedizin sieht das anders: Wir können noch etwas tun“, erklärt Dr. Christian Maune, Chefanästhesist und neuer Leiter des Palliativmedizinischen Dienstes in Weißenburg. „Wir können die Patienten qualifiziert auf ihrem letzten Weg begleiten und ihre Beschwerden lindern.“

Mit dem Palliativmedizinischen Dienst schließt das Klinikum Altmühlfranken in Weißenburg eine Lü­cke im Landkreis. Bisher mussten Patienten mit den speziellen Anforderungen dieser medizinischen Begleitung in Krankenhäuser der angrenzenden Landkreise verlegt werden – eine Belastung nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für deren Familien. „Damit ist ein wichtiger Schritt gemacht für die Patienten in unserem Landkreis in dieser schwierigen Situation“, sagt Gerhard Wägemann, Landrat und Vorsitzender des Verwaltungsrats des Klinikums Altmühlfranken.

Die Idee zu einer eigenen Pallia­tivabteilung kam im Klinikum Altmühlfranken schon vor rund zehn Jahren auf, als man bemerkte, dass die Fachrichtung immer weiter an Bedeutung gewinnt. „Damals konnte man aber die hohen Anforderungen an eine feste Palliativstation noch nicht erfüllen – später waren dann alle in Bayern zur Verfügung gestellten Betten in den Krankenhäusern schon verplant“, erklärt Jürgen Winter, Vorstand des Klinikums Altmühlfranken. Mit der von der Staatsregierung um 2010 neu geschaffenen Möglichkeit eines flexiblen Palliativmedizinischen Dienstes jedoch kann diese Hürde umgangen werden. Anstelle einer festen Station agiert das multiprofessionelle Team nun innerhalb des Krankenhauses.

„Wenn wir zum Beispiel einen Krebspatienten nach einer Operation palliativmedizinisch betreuen müssen, so bleibt er in seinem bisherigen Zimmer und wird nicht auf eine andere Station verlegt“, erläutert Dr. Chris­tian Maune die Abläufe. „Dies kann ein Vorteil sein: Der Palliativgedanke findet so nicht mehr „hinter verschlos­senen Türen“ statt, sondern mitten im Krankenhausgeschehen. Erklärtes Ziel ist es, die Patienten nach einiger Zeit wieder zu entlassen: entweder in ein Pflegeheim oder nach Hause, wo sie mithilfe von Hospizdiensten, ambulanten Pflegediensten und in enger Zusammenarbeit mit den Hausärzten weiter betreut werden können.
Für diejenigen Patienten, die speziell für eine Palliativbehandlung aufgenommen werden, sind Betten in Station 12 vorgesehen. Patienten im Gunzenhäuser Krankenhaus werden von zwei speziell geschulten Pflegekräften weitestgehend dort behandelt und später gegebenenfalls nach Weißenburg überstellt. Die derzeitige Planung sieht eine zeitgleiche Behandlung von vier bis sechs Patienten vor; feste Palliativstationen haben meist sechs bis acht Betten.

Um die Genehmigung und staatliche Förderung für einen Palliativmedizinischen Dienst zu erhalten, musste ein umfangreicher Kriterienkatalog des Bayerischen Gesundheitsministeriums erfüllt werden – übrigens dieselben Kriterien, die auch für eine feste Palliativstation gelten. Dazu zählt neben den Behandlungsabläufen auch die Personalstruktur.
Das Team um Dr. Christian Maune besteht aus fünf speziell geschulten Pflegekräften (davon zwei in Gunzenhausen) sowie dem Sozialdienst, aus Psychologen, einer Psy­choonkologin, Physiotherapeuten und einer Musiktherapeutin.

Nach Bedarf können Atem- und Ergotherapeuten hinzugezogen werden. Dr. Christian Maune selbst wurde 2011 als Anästhesist und Intensivmediziner eingestellt und hat seitdem die Weiterbildung zum Palliativmediziner absolviert. Eine weitere Kollegin, Dr. Charlotte Metzdorf, durchläuft gerade ebenfalls die Zusatzausbildung.

„Für unser Haus – Patienten wie Mitarbeiter – ist der Palliativmedi­zinische Dienst eine große Bereicherung“, freut sich Jürgen Winter, Vorstand des Klinikums Altmühlfranken. Für ihn ist klar: Die neue Abteilung ist der erste wichtige Schritt zur Etablierung einer festen Palliativstation.

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