Pascal Schärtel aus Absberg spielt beim Club

17.12.2016, 07:21 Uhr
Pascal Schärtel aus Absberg spielt beim Club

© Bastian Mühling

Nun, sechs Jahre später, hat sich viel geändert. Der DFB-Stützpunkt ist nicht mehr in Solnhofen, sondern in Weißenburg. Franz Wokon trainiert den Herren-Landesligisten TSV Nördlingen. Und Pascal Schärtel spielt beim 1. FC Nürnberg in der U19-Bundesliga gegen den FC Bayern München, den VfB Stuttgart oder die TSG Hoffenheim. Er heißt jetzt auch nicht mehr „Büffel“, sondern hat dank Club-Legende Marek Mintal einen neuen Spitznamen. Doch dazu später.

Mit dem Kicken begonnen hat Pascal Schärtel als Vierjähriger beim TSV in seinem Heimatort Absberg. In der U13 ging er zum TSV 1860 Weißenburg in die Bezirksoberliga. Bei einem U15-Regionalauswahlspiel in München wurde er schließlich entdeckt. „Als wir vom Spiel heimgekommen sind, hat der damalige sportliche Leiter des Nachwuchsleistungszentrums, Dieter Nüssing, angerufen und gesagt, wir wollen dich haben“, erzählt Schärtel. Ohne ein einziges Probetraining wechselte er als 15-Jähriger im Sommer 2013 zum FCN. Zunächst war das natürlich eine Umstellung. „Die ersten Wochen waren wirklich hart. Da hatte ich oft Muskelkater, aber nach ein, zwei Monaten hat man sich gut daran gewöhnt“, erinnert sich der heute 18-Jährige.

Aktuell spielt Schärtel im zweiten Jahr in der U19 beim Club, wobei er sich nach vielen Verletzungen nun in den Wochen vor der Winterpause wieder ins Team zurückgekämpft hat. Zuletzt war er auch beim 3:2-Sieg gegen den SC Freiburg im Einsatz. Lange Zeit belegte die Nürnberger Mannschaft von Trainer Pellegrino Matarazzo einen Abstiegsplatz. Mit zuletzt vier Siegen in Folge haben die A-Junioren vom Valznerweiher inzwischen aber die hinteren Ränge verlassen und überwintern auf Platz sieben.

Pascal Schärtel aus Absberg spielt beim Club

© Bastian Mühling

Bei fünf Trainingseinheiten pro Woche bleibt Schärtel nur wenig Zeit für andere Dinge. Sein ganzes Leben dreht sich um Fußball. Und um sein heuer begonnenes Studium an der Technischen Hochschule Nürnberg. Die Belastung ist er aber gewohnt, denn erst diesen Sommer hat er in Weißenburg an der FOS sein Fachabitur gemacht. Schärtel will nicht nur auf das Standbein Fußball setzen. „Ich habe das Ziel, Steuerberater zu werden, wenn es nicht klappen sollte. Deswegen studiere ich im Moment Betriebswirtschaft. Aber Fußball ist die Priorität Nummer eins“, sagt der 18-Jährige. Dafür muss er auch auf Partys und Alkohol verzichten. „Manchmal gibt es schon Feiern, wo ich gerne hingehen würde, aber dann habe ich wieder meinen Traum vor Augen, einmal Profi zu sein und im Stadion spielen zu dürfen. Es ist also kein Problem, nicht hinzugehen“, sagt er.

Spielen und fit bleiben

Seine Zeit in Nürnberg ist geprägt von Verletzungen. Vergangene Saison hat er deswegen fast gar nicht gespielt. Allerdings fühlte er sich beim FCN immer gut aufgehoben: „Wenn man sich am Sonntag verletzt, hat man am Montag einen Termin beim Doktor und zwei Tage später gleich die OP, wenn es sein muss.“ Diese Saison warfen ihn ein Kapselanriss, eine Hüftprellung und eine Muskelquetschung immer wieder zurück. „Es nervt, wenn du ständig kleinere Verletzungen hast. Dann spielt jemand anderes auf deiner Position und du musst dir deinen Platz erst wieder erarbeiten.“ stellt Schärtel fest.

Seit seinem Comeback Ende Oktober gegen den Karlsruher SC ist er verletzungsfrei und spielt regelmäßig. Insgesamt kam er in der ersten Saisonhälfte auf elf Einsätze in 15 Spielen, bei denen er viermal ein- und dreimal ausgewechselt wurde. In 670 Spielminuten schoss er ein Tor. Für die Bundesliga-Partien nach der Winterpause wünscht er sich, „dass ich über eine längere Zeit spielen kann und fit bleibe“. Die Verletzungsfrage spielt natürlich auch im Hinblick auf seinen Traum vom Profifußball eine wichtige Rolle. In den Monaten März, April oder Mai erfahren die Spieler, ob der Club weiter mit ihnen plant oder nicht. „Natürlich ist man da nervös, aber man hat schon ein Gefühl, ob man es geschafft hat oder nicht“, sagt Schärtel.

2017 entscheidet sich, ob er in die U21 übernommen wird oder den direkten Sprung zu den Profis schafft, wie es ihm Lukas Mühl und der aus Raitenbuch stammende Patrick Kammerbauer vorgemacht haben. Beide sind Jahrgang 1997 und fest bei den Profis dabei. „Die Chance ist auf jeden Fall da. Aber um es wirklich zu packen, muss ich verletzungsfrei, diszipliniert und ehrgeizig bleiben. Wie überall gehört aber auch das Quäntchen Glück dazu“, weiß der junge Absberger, der übrigens nicht der Sohn des ehemaligen Weißenburger Landesliga-Fußballers Franz Schärtel, sondern dessen älteren Bruder Peter ist. Egal, ob es Pascal nun schafft oder nicht: „Ich habe hier beim Club fußballerisch und taktisch sehr viel gelernt. Ich musste zwar auf viel verzichten, dafür habe ich aber Disziplin und Organisation gelernt“, sagt der Innenverteidiger.

„Super weiterentwickelt“

Bei der Frage, ob er den Sprung nach ganz oben schaffen kann, spielt der Trainer eine wichtige Rolle. Denkt man zumindest. „Es wird sich zeigen, ob er es schafft. Aber das entscheidet Pascal allein durch seine Leistung. Bis jetzt hat er sich zu wenig zeigen können, weil er oft verletzt war. Er muss einfach weiter Gas geben“, sagt Matarazzo. „Von der Persönlichkeit her hat er sich super weiterentwickelt. Sein Engagement, seine Einstellung und seine Führungsqualität, das ist alles top“, unterstreicht der Fußballlehrer.

Für Matarazzo liegen Schärtels Stärken in dessen Charakter. Außerdem sei der Innenverteidiger „zweikampf- und kopfballstark“. Verbesserungspotenzial sieht der Trainer auch: „Er muss noch ruhiger am Ball werden und die richtigen Entscheidungen im Spielaufbau treffen. Daran arbeiten wir, Pascal macht Fortschritte“, findet sein Coach.

Umgekehrt sagt Schärtel über Matarazzo und dessen Co-Trainer Marek Mintal: „Neben dem Platz sind sie locker drauf, aber auf dem Platz sind beide sehr professionell“. Und weiter: „Als man gehört hat, dass Marek Mintal unser Co-Trainer wird, hat man sich schon gedacht: Jetzt kommt eine Club-Legende. Wie der wohl sein wird? Aber Marek Mintal war von Anfang an total sympathisch. Man konnte mit ihm Witze machen und über wirklich alles reden. Menschlich ist Marek Mintal einfach nur Wahnsinn“, erzählt der Absberger. Und seinen „Coach“ Pellegrino Matarazzo lobt Schärtel vor allem in taktischer Hinsicht in höchsten Tönen.

In Nürnberg fühlt sich Pascal Schärtel auch in seiner Mannschaft sehr wohl: „Wir haben einen super Teamgeist.“ Der ältere Jahrgang (1998) übernehme die Führungsaufgaben. „Da gibt’s schon mal auf den Deckel, wenn jemand nicht richtig mitzieht“, weiß Schärtel. Er selbst zählt sich ebenfalls zu den Führungsspielern, die bei Bedarf mal durchgreifen. „Ich bin jetzt im älteren Jahrgang und spiele im vierten Jahr beim Club, da hat man schon mehr zu sagen und redet auch mehr mit den Trainern“, so der 18-Jährige.

Bleibt noch eine Frage: Was ist aus dem Spitznamen „Büffel“ geworden? „In Nürnberg nennen sie mich alle Palle“, berichtet der junge Bundesliga-Spieler und wirkt fast erleichtert. „Büffel“ habe ihm noch nie wirklich gefallen. „Ich bin froh, dass der Name jetzt weg ist. Palle ist auf jeden Fall angenehmer“, findet Pascal Schärtel. Die Idee für den neuen Spitznamen hatte sein prominenter Co-Trainer. „Den Namen hat Marek Mintal vorgeschlagen. Er hat mich immer Palle genannt und das haben dann alle übernommen“.

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