Pflegedienstleiterin in Ruhestand verabschiedet

26.6.2015, 08:30 Uhr
Pflegedienstleiterin in Ruhestand verabschiedet

© Shaw

Das war schon im Gottesdienst in der Krankenhauskapelle spürbar, die der Pflegedirektorin und diakonischen Schwester stets ein großes Anliegen war. So proppenvoll war der Betraum bislang wohl selten. Etliche Gäste verfolgten die Worte von Pfarrerin Lieselotte Lindner über „Abschiedsschmerz und die Freude über den Aufbruch ins Neue“ deshalb im Stehen und begleiteten danach den spontan gegründeten Projektchor lautstark bei dessen gesungenen Segenswünschen.

Auf Christa Neefs Werdegang ging beim anschließenden Empfang Klinik-Vorstand Jürgen Winter ein. Im September 1969 trat die damals erst 16-Jährige in die Diakonie Neuendettelsau ein und begann einen Monat später ihre Ausbildung am Gunzenhäuser Krankenhaus (damals noch in der heutigen Stadt- und Schulbücherei in der Luitpoldstraße). Nach dem Staatsexamen war sie noch bis 1973 dort tätig, bevor sie nach Ansbach und 1975 an die Cnopf’sche Kinderklinik nach Nürnberg wechselte.

Dem schloss sich ab 1983 eine Weiterbildung an der katholischen Akademie in Regensburg an, nach der Neef im Mai 1984 direkt wieder nach Gunzenhausen ging – nun bereits auf den Reutberg. Mit nur 31 Jahren übernahm sie dort die Pflegedienstleitung, blieb aber bei der Diakonie angestellt. Das änderte sich erst 2005, als diese den Gestellungsvertrag kündigte und Neef notgedrungen zum Kommunalunternehmen wechseln musste. Der Schritt sei der überzeugten Schwester „nicht leicht gefallen“, so Winter. Dennoch sei sie ihrem diakonischen Auftrag neben dem Beruf bis heute treu geblieben.

Patient stand stets im Mittelpunkt

Als Chefin der Gunzenhäuser Pflegeabteilung überführte Neef laut Winter „schon frühzeitig die Gruppen- in die Stationspflege“. Lange vor der Entstehung eines Qualitätsmanagements habe sie ein Pflegeleitbild mit Standards in Sachen Hygiene, Sturz- und Geschwürprophylaxe eingeführt. Dessen zentraler Satz: „Nicht die Krankheit, der Mensch braucht die Pflege.“ Davon hätten auch die anderen Berufsgruppen wie Ärzte, Hauswirtschaft und Verwaltung profitiert.
Einen wesentlichen organisatorischen Anteil hatte die scheidende Pflegedirektorin nach Winters Worten überdies ab 2002 an der Zusammenführung der beiden Kreiskliniken sowie an der nach wie vor laufenden Sanierung des Hauses am Reutberg. Diese trage sichtbar Neefs Handschrift. Die Pflege sei somit zum „Dreh- und Angelpunkt zahlreicher Veränderungen“ geworden und Christa Neef „ein Garant für die Weiterentwicklung der Klinik – nie unkritisch, aber immer zu einem Kompromiss bereit“.

Basis für Neefs Erfolg und Beliebtheit waren und sind dem Klinikchef zufolge nicht zuletzt die Leitsätze der diakonischen Bruder- und Schwesternschaft, darunter das Selbstverständnis, „jeden Menschen in seiner Einzigartigkeit anzunehmen“. Das habe die Pflegedirektorin bei der Auswahl und Begleitung ihrer Mitarbeiter stets berücksichtigt. Für sie seien Behandlung und Pflege „eine Teamleistung, die sich ausschließlich am Wohl der Patienten auszurichten hat“.
Neef habe „mit Herz und Verstand geführt, strukturiert, geplant und weiterentwickelt und die Pflege zu dem gemacht, was sie heute ist“, so Winter: „Eine verlässliche und tragfähige  Säule des Klinikums, ohne die es nicht funktionieren würde.“ Dieser Geist werde nach ihrem Ausscheiden von ihren Kollegen weitergetragen.

Keine Bange vor der Zukunft

Letztere hatten sich zur Verabschiedung ihrer Chefin und Weggefährtin ebenfalls Gedanken und viel Mühe gemacht. Chefarzt Dr. Heiko Priesmeier verpackte seinen Dank in eine ärztliche Diagnose. Er äußerte sich besorgt über die Gesundheit der Klinik ohne Christa Neef, stellte für die Zukunft unter Nachfolgerin Cornelia Kerschbaum am Ende aber doch eine gute Prognose aus. Seit April ist die neue Pflegedirektorin im Haus und wurde von Neef seither eingearbeitet.

Von den anderen Abteilungen einschließlich der eigenen gab es für das „Urgestein“ des Gunzenhäuser Krankenhauses unter anderem ein dickes Buch mit Anekdoten und Erinnerungen. Landrat Gerhard Wägemann sprach Neef als Verwaltungsratsvorsitzender seine Wertschätzung aus. Cafeteria-Mitarbeiterin Gisela Bast hatte eine letzte Patientenkanne mit Tee dabei, und Roswitha Buff von der Diakonie „ernannte“ ihre Mitschwester mit einem symbolischen Liegestuhl zur „Ruhestandsschwester“. Auf den Punkt brachten es die Stationen sieben und acht mit der Feststellung: „Eine Legende geht in Rente!“

„Überwältigt“ zeigte sich Christa Neef selbst von ihrer Verabschiedung. Sie ließ ihre Dienstzeit nochmals Revue passieren und erwähnte alle wichtigen Kollegen und Wegbegleiter namentlich – allen voran ihre Familie sowie ihre langjährige Stellvertreterin Anita Geidner, Pflege-Qualitätsmanagerin Elvira Späth und die Belegungsbeauftragte Petra Kolb.

Auch mit den Ärzten sei die Zusammenarbeit zwar „oft schwierig, aber immer von Respekt geprägt gewesen“, so Neef. Dass es dabei früher bisweilen erregte Debatten über eine Viertelstunde hin oder her beim Beginn der Visite gegeben habe, quittierte sie mit einem „Ach, die gute alte Zeit!“ Sie sei „gern Pflegedirektorin gewesen und blicke dankbar zurück“, freue sich jetzt aber „auf einen aktiven Unruhestand“.

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