Römer, Nachtwächter und Saure Zipfel

19.2.2019, 15:20 Uhr
Römer, Nachtwächter und Saure Zipfel

© Foto: Stadt Gunzenhausen

Nur noch sieben freischaffende Stadtführer hat Eckerlein derzeit in seiner Kartei; schlichtweg zu wenige, um die rund 200 Führungen, die pro Jahr anstehen, bewältigen zu können. "Wir hoffen, dass wir mit unseren jetzt anstehen Kursen fünf bis zehn neue Stadtführer gewinnen können", sagt Eckerlein. Wer da gerne dabei sein möchte, muss sich allerdings ein wenig sputen: Schon am 28. Februar beginnt die Ausbildung, die Anmeldefrist dafür endet bereits am heutigen Mittwoch.

In vier Blöcken (einmal Donnerstag, dreimal samstags) absolvieren die maximal 25 Teilnehmer insgesamt 24 Unterrichtsstunden. Dabei vermittelt Stadtarchivar Werner Mühlhäuser die Historie Gunzenhausens, ein erfahrener Guide zeigt, wie eine Stadtführung in der Praxis "funktioniert", und eine Fachfrau, die die Ausbildung von Stadtführern zu ihrem Beruf gemacht hat, vermittelt die Grundlagen dieser Tätigkeit.

Wozu beispielsweise auch der Umgang mit "schwierigen Situationen" gehört. Also etwa versicherungstechnisch heikle Fragen wie Führungen im Winter oder über Baustellen, und auch die Behandlung von problematischen Gästen: "Sie haben bei jeder Führung zwei oder drei Leute dabei, die zurückhängen, die Gruppe aufhalten oder dauernd plaudern", weiß Eckerlein. Da müsse man lernen, wie man die am besten wieder in die Gruppe integrieren könne. Am Ende der 28 Stunden steht eine Prüfung, und wer die besteht, erhält ein Zertifikat.

"Zwickte und Zipfel"

Römer, Nachtwächter und Saure Zipfel

Grundlage der Ausbildung ist zunächst, so Eckerlein, "die allgemeine Stadtführung", da sei eine Verstärkung des Teams dringend notwendig. "Wenn dann jemand gut eingearbeitet ist, kann er gerne auch andere Themen entwickeln." So gehe etwa die Römer-Führung oder auch die "Zwickte, Zwetschger und saure Zipfel" genannte kulinarische Tour auf die Initiative von Stadtführern zurück. "Wenn ein Konzept ausgereift ist, nehmen wir es gern in unser Angebot auf", sagt Eckerlein, "da sind wir offen für neue Ideen."

Von einer Tätigkeit als Stadtführer leben könne man übrigens nicht, meint Eckerlein. Zwei der derzeit Aktiven seien noch berufstätig, "die anderen verdienen sich was zur Rente dazu". Wobei die steuerfreie Obergrenze von 6300 Euro pro Jahr "schnell erreicht" sei, so der Event-Experte. Für eine Führung erhalte man – je nach Dauer und Aufwand – zwischen 25 und 50 Euro, die deutlich aufwendigeren Touren durchs Hilfskrankenhaus werden mit 80 bis 100 Euro entlohnt.

Über einen Mangel an Arbeit dürften sich die neu ausgebildeten Stadtführer vermutlich nicht beklagen, meint Eckerlein. Die Auslastung sei da, vereinzelt habe es in der Vergangenheit schon Tage gegeben, an denen man Interessenten absagen musste, weil man keine Guides mehr aufbieten konnte.

Und für heuer rechnet er mit einem weiter steigenden Bedarf: "Wir hoffen schon, dass wir von der Landesgartenschau in Wassertrüdingen etwas profitieren können. Wir erwarten jedenfalls eine noch größere Nachfrage nach Stadtführungen als bisher."

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