Rufbus soll in Gunzenhausen fahren

30.5.2018, 06:25 Uhr
Rufbus soll in Gunzenhausen fahren

© Harald Tittel/dpa

Während in Gunzenhausen der Stadtbus schon seit langem verlässlich im Halbstundentakt kommt, blicken die Stadtteilbewohner, was den öffentlichen Nahverkehr betrifft, weitgehend in die Röhre. Bis auf Frickenfelden sind sie in der Regel einzig über die Schülerbeförderung an die Altmühlstadt und damit auch an das Schienennetz angeschlossen.

Das ist der Stadt und den politischen Vertretern schon lange ein Dorn im Auge, allein fehlte es bisher an praktikablen Modellen und an der Bereitschaft des Landkreises als für den ÖPNV zuständige Gebietskörperschaft, hier etwas zu ändern.

Nun tut sich mit der Fortschreibung der Nahverkehrsplanung aus dem Jahr 2012 eine Tür auf: Sie wird derzeit vom Landkreis und dem Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) aktualisiert. Zudem könnte das Rufbussystem in Gunzenhausen als Pilotprojekt für Weißenburg-Gunzenhausen laufen, für ein solches hat die Regierung bereits eine Förderung in Aussicht gestellt.

Doch all dies kann nur mit der Zustimmung von Kreisausschuss und Kreistag realisiert werden. Bürgermeister Karl-Heinz Fitz berichtete in der jüngsten Sitzung des Gunzenhäuser Stadtrats von "guten Gesprächen" mit dem Landkreis in dieser Sache.

Fahrten im Stundentakt

Doch wie funktioniert eigentlich so ein Rufbus? Im Prinzip recht einfach: Es gibt einen Fahrplan, aus dem klar hervorgeht, wann der Rufbus welche Haltestelle anfährt. Gefahren wird im Stundentakt — allerdings nur bei Bedarf. Denn wer mit dem Rufbus nach Gunzenhausen — hier werden die Haltestellen Steingass und Bahnhof angesteuert — oder in seinen Stadtteil fahren möchte, der muss diesen Wunsch bis spätestens eine Stunde vorher anmelden. Telefonisch, per E-Mail oder über die noch zu schaffende App.

Wenn eine entsprechende Anforderung eingegangen ist, dann hält der Rufbus zur gewünschten Zeit an der gewünschten Haltestelle. Insgesamt sollen laut Christian Reichenthaler, der bei den Stadtwerken für den ÖPNV zuständig ist und auch an der Nahverkehrsplanung mitwirkt, fünf Bedarfslinien geschaffen werden, um auch tatsächlich alle Stadtteile zu bedienen.

Wer nun beispielsweise in Nordstetten in den Bus steigt, kann selbstverständlich sein Ticket direkt vor Fahrtantritt lösen. Allerdings nur eine Einzelfahrt bis nach Gunzenhausen, denn in den Rufbussen — die in der Regel höchstens Neunsitzer sein werden — können unmöglich sämtliche Tickets im VGN-Gebiet vorgehalten werden, machte Reichenthaler in der Stadtratssitzung deutlich. Ist also eine Weiterfahrt etwa nach Nürnberg geplant, so empfiehlt es sich, das Ticket bereits im Vorfeld per Handy zu lösen.

Da die verschiedenen Systeme im VGN nicht in Konkurrenz zueinander treten sollen, macht der Rufbus, wenn die Schulbusse fahren, Pause. Da aber viele Pendler schon längst vorher unterwegs sind, steht die erste Fahrt des Rufbusses bereits um 5.30 Uhr auf dem Fahrplan — sofern er angefordert wird. Nach dem letzten Pendlerzug aus Nürnberg übernimmt dann das Anrufsammeltaxi, das bis kurz nach Mitternacht angefordert werden kann.

Welchen Vorteil der Rufbus gegenüber dem AST hat, erklärte Reichenthaler auf Nachfrage von Monika Wopperer (SPD): Während im Rufbus der normale VGN-Tarif gilt, wird im AST immer ein Zuschlag fällig. Der beträgt, wenn man beispielsweise vom Bahnhof nach Cronheim möchte, 2,50 Euro zusätzlich zum normalen Fahrpreis von 2,50 Euro. Deshalb hätten sich die Verantwortlichen für den Rufbus entschieden.

Kosten überschaubar

Ein weiterer Vorteil ist, dass die Kosten für die Kommune überschaubar bleiben. Denn wenn der Bus nicht fährt, fallen auch keine an. Laut dem stellvertretenden Hauptamtsleiter Stefan Brändlein wird Gunzenhausen in den fünf Jahren, die der Rufbus als das Pilotprojekt laufen soll, voraussichtlich rund 80 000 Euro aufbringen müssen.

Das ist nicht zuletzt den "Förderrichtlinien Mobilität im ländlichen Raum" geschuldet. Demnach werden im ersten Jahr 75 Prozent der Kosten des neuen Systems bezuschusst, im zweiten Jahr gibt es noch 60 Prozent. Nach und nach wird das dann weniger, bis schließlich im fünften Jahr noch 40 Prozent aus dem Fördertopf kommen.

Vom Stadtparlament erhielt Fitz das "starke Signal", das er sich für den Landkreis gewünscht hatte: ein einstimmiges Plazet. In ihren Redebeiträgen äußerten sich die Stadträte durchweg positiv. Friedrich Kolb (CSU) zeigte sich persönlich und im Namen seiner Fraktion "dankbar" für diese "praktikable und finanzierbare Lösung". Werner Falk (FDP) bejahte das Projekt "vom Grundsatz her", gab sich aber auch "skeptisch" mit Blick auf den Erfolg des Systems.

Dr. Werner Winter (Freie Wähler) freute sich, dass er mittlerweile schon den ganzen Stadtrat als Mitstreiter für diese Sache an seiner Seite weiß, und die Grünen wollten schon seit ihrer Gründung in Gunzenhausen im Jahr 1989 einen flächendeckenden ÖPNV, versicherte Peter Schnell. Denn dass es im Landkreis mit die größte Pkw-Dichte in Deutschland gebe, sei für ihn nicht Zeichen von "Wohlstand", sondern eines "Notstands".

Die Konzession für das Rufbussystem sollen die Stadtwerke Gunzenhausen beantragen, die ja auch den Stadtbus betreiben. Nun bleibt abzuwarten, wie der Landkreis auf das Ansinnen aus Gunzenhausen reagiert.

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