Schnell wachsender Energiewald

11.9.2014, 00:01 Uhr
Schnell wachsender Energiewald

© Jürgen Leykamm

Deswegen gilt es jetzt vorzusorgen, etwa mit sogenannten Kurzumtriebsplantagen, auf denen (meist) Pappeln eigens zu thermischer Verwertung heranwachsen. Mehr Infos zum Thema lieferte nun ein „Energiewald-Tag“ in Gunzenhausen.

Eingeladen hatte dazu die Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Franken-Süd an die Wirkungsstätte ihres zweiten Vorsitzenden Karl Gracklauer, der in Gunzenhausen eine Baumschule betreibt. Vor sechs Jahren begann er dort, solche Plantagen anzulegen. So konnten sich die gut 100 Besucher der Veranstaltung nun bei Führungen mit Juniorchef Tobias Gracklauer ein Bild von den verschiedenen Wachstumsstadien machen. Die Unterschiede waren dabei recht frappierend. Denn bei den angepflanzten Baumarten eines solchen Energiewaldes handelt es sich ja gerade um solche, die besonders schnell wachsen: Bereits nach fünf Jahren kann hier geerntet werden! Direkt danach treibt die Pflanze aus dem Stock bereits wieder aus – in einem Zeitraum von mindestens drei Jahrzehnten kann so mehrmals geerntet werden. Eine gute Möglichkeit also, die Versorgungssicherheit mit Hackschnitzeln zu gewährleisten, wie es an der Veranstaltung mehrfach anklang.

Die Weichen dafür sollten freilich möglichst bald gestellt werden. Die Ist-Situation im Landkreis ist eher ernüchternd. Gerade einmal fünf Plantagen dieser Art gibt es, mit einer Gesamtfläche im einstelligen Hektarbereich. Gracklauer warnt im Gespräch mit unserer Zeitung bereits jetzt vor Engpässen bei Hackschnitzeln in strengen Wintern – auch wenn dank des letztjährigen milden Winters die Lagerhallen noch voll seien und der Hackschnitzelpreis bislang stabil sei.

Damit auch künftig die Versorgung gewährleistet werden kann, gilt sein Appell den Landwirten, anderweitig unnutzbare Flächen doch einfach mit Energiepflanzen zu bestücken. Der Status als Agrarnutzfläche bleibt dabei übrigens erhalten – eine Plantage ist rechtlich gesehen kein Wald.

Die Ergiebigkeit ist recht erstaunlich: Ein halber Hektar Pappeln deckt den Heizbedarf einer ganzen Familie für ein Jahr. Und ist ein Segen für die Natur: Denn der Einsatz des kohlendioxidbindenden Brennstoffs, der vor der eigenen Haustür klimaverträglich wächst, spart im Jahr pro Hektar bis zu 5000 Liter Heizöl. Zudem ist der Arbeitsaufwand denkbar gering. „Einmal stecken, dann fünf bis sechs Jahre stehen lassen,“ so Gracklauer.

Einer seiner weitgereisten Kunden aus Zwickau zeigte sich begeistert – seine Pflanzen gedeihen prächtig auf seiner Hanglage.  Auch die FBG selbst ist seit Jahren auf dem Energieholzsektor aktiv. Zum einen vermarktet sie das Brennholz ihrer Mitglieder, zum anderen beliefert sie Heizanlagen unterschiedlichster Größe mit Hackschnitzeln. In Summe waren das 2013 etwa 15 000 Schüttraummeter.

Gleich vor Ort konnten sich die Besucher von der Qualität der aus Energiewäldern gewonnenen Hackschnitzel überzeugen. Zu solchen wurden die hier angepflanzten Pappeln vor den Augen der Gäste bei einer Häckslervorführung verarbeitet. Das Ergebnis überzeugte. Und der gute optische Eindruck trüge nicht: Beim Brennwert könne die Energiepflanze nach Trocknung mit der Fichte mithalten,  erläutern der erste und zweite Geschäftsführer der FBG, Fabian Röhnisch und Gernot Handke, im Gespräch mit unserer Zeitung. Gerade dadurch könnten Kurzumtriebsplantagen auf landwirtschaftlichen Flächen dafür  sorgen, dass der befürchteten Übernutzung von Waldflächen entgegengewirkt werde, so Röhnisch. Gibt es mal wieder einen milden Winter, könnten die Plantagen immer noch als Energiereserve dienen.

Dennoch kommt der Anbau von Energiewäldern nur langsam in Schwung. In Bayern gibt es derzeit 1000 davon, in Mittelfranken 100. Doch laut dem Leiter des in Gunzenhausen angesiedelten Bereichs Forst des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Weißenburg, Peter Sammler, gehört den Plantagen die Zukunft, da der Bedarf an Bioenergie immer mehr steigt. Die Energiewälder hätten zudem sowohl ökologische wie ökonomische Vorteile, ergänzte der Ehinger Forstrevierleiter Thomas Zimmerer.

Eine „große Chance im Energiemix“ räumte der Landtagsabgeordnete Manuel Westphal (CSU) den Pappeln ein und empfahl die Kooperation mit dem neuen Biomasseinstitut in Triesdorf.

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