„Schutzimpfung“ für den Wald

28.2.2015, 18:00 Uhr
„Schutzimpfung“ für den Wald

© Eisenbrand

Verschärft wird die kritische Lage, weil Fichte (gut 50 Prozent) und Kiefer (25) mehr als drei Viertel unseres heimischen Waldbestandes ausmachen. Wie gut also, dass sich Sammler und seine Mitarbeiter vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) eine Vorsorgemaßnahme für ihren Patienten Wald ausgedacht haben: Eine „Schutzimpfung“ soll ihn fit für die Zukunft machen.

„Die Idee ist“, erläutert Ludwig Schmidbauer, „den jetzigen Wald mit selteneren Bäumen anzureichern, die das warme Klima der Zukunft besser vertragen.“ Weil die jedoch, so der Forstoberrat, „schwerer zu kriegen und auch teurer“ seien als handelsübliche Setzlinge, „sind wir auf den Gag mit dem Sponsoring gekommen“. Heißt: Kleinere und größere Firmen – aber auch Privatleute – können Baum-Pakete spenden, die dann von Fachleuten gepflanzt werden (siehe Kasten).

Wichtigste Ansprechpartner des AELF sind naturgemäß die Waldbesitzer. Doch von denen, sagt Jennifer ­Plabst, die Klimafachkraft der Behörde, seien viele noch recht skeptisch: „Die wollen noch nicht umbauen.“ Deshalb sollen zunächst kleinere Gruppen von Bäumen gepflanzt werden, „ohne Risiko für den Waldbesitzer und absolut freiwillig“, betont die studierte Försterin.

Sie biete jedenfalls allen Interessierten ihre fachkundige Beratung an: „Etliche Waldbesitzer experimentieren schon ein wenig herum, arbeiten aber mitunter mit Bäumen an Stellen, die für sie ungeeignet sind. Wir bieten an, diese Arbeiten intensiv zu begleiten, zu beraten und zu dokumentieren.“ Das sei wichtig, damit das Wissen von heute auch an nachfolgende Generationen weitergegeben werden könne.

Wie groß die Aufgabe des Wald-Umbaus ist, verdeutlichen ein paar Zahlen: 2,5 Millionen Hektar Wald stehen in Bayern, bei rund 270 000 davon hält die Staatsregierung eine Umstrukturierung für notwendig, mithin bei mehr als 10 Prozent der Fläche. Im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen hat das AELF die Aufgabe, bis 2019 auf etwa 1400 der insgesamt 33 000 Hektar Wald neue Baumarten einzupflanzen und ihn so widerstandsfähiger gegen Schädlinge und den Klimawandel zu machen.

Das Projekt „Schutzimpfung für den Wald“, zu dem Peter Sammler, Gunzenhausens Bürgermeister Karl-Heinz Fitz und Landrats-Stellvertreter Robert Westphal jetzt mit der Pflanzung einer Elsbeere im Stiftungswald Unterwurmbach den Startschuss gaben, ist übrigens „eine exklusive Aktion“ (Schmidbauer) des AELF im Landkreis. Hier entstanden die Idee und ein Konzept, und dieses belohnte das Forstministerium in München mit der auf zwei Jahre befristeten Finanzierung der Klimafachkraft Jennifer Plabst und weiteren 10 000 Euro für Sachleistungen für Broschüren, Werbung oder Referenten-Honorare.

Denn zunächst einmal ist es das wichtigste Anliegen des AELF, „Waldbesitzer davon zu überzeugen, an kritischen Standorten umzubauen“, sagt Peter Sammler: also die Monokulturen von Fichte und Kiefer mit stressresistenteren Arten anzureichern. Dafür gebe es in seinem Amt spezielle Karten, die die Bodenbeschaffenheit anzeigten, notfalls komme sogar der Förster vorbei, um eine Analyse vor Ort vorzunehmen. Und wer sich dann für eine amtlich begleitete „Impfung“ entschließe, könne sogar noch von Zuschüssen für diese Art der Gesundheitsvorsorge profitieren.
Auf dass der Patient Wald künftig weniger von „Sorgenkindern“ dominiert werde – und so weniger Kopfzerbrechen bereiten möge. 
 

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