Schwertransport von Gunzenhausen nach Bangladesch

17.4.2017, 17:30 Uhr
50 Tonnen schwer und zu breit für Gegenverkehr: Am Donnerstagvormittag startete ein Schwertransport vom Bosch-Werk in Gunzenhausen-Schlungenhof zur Lände nach Roth.

© Benjamin Huck 50 Tonnen schwer und zu breit für Gegenverkehr: Am Donnerstagvormittag startete ein Schwertransport vom Bosch-Werk in Gunzenhausen-Schlungenhof zur Lände nach Roth.

Ein großer Holzkasten, 4,45 Meter breit, 9,30 Meter lang, 4,70 Meter hoch und 50 Tonnen schwer. Darin: Natürlich kein Osterei, sondern ein Boiler für ein Papierwerk in Chittagong im Süden von Bangladesch. Über das Brombachseerland ging es für den Schwertransport bis zur Lände nach Roth, wo die Kiste auf ein Schiff verladen wird.

Es ist nicht der erste Schwertransport für Robert Leibinger. Seit 42 Jahren ist er Lastwagenfahrer, davon 37 Jahre im Dienst des Gebrüder Markewitsch, einem in Nürnberg ansässigen Spezialisten für Schwertransporte. "Etwa drei Mal im Monat fahre ich so einen Transport. Die Strecke von Gunzenhausen nach Roth bin ich schon oft gefahren", so Leibinger.

Um dem Lastwagen überall freie Fahrt zu verschaffen, sperrt die Polizei die Straßen ab. Überholverbot gilt immer, an besonders engen Stellen wird auch der Gegenverkehr geblockt. Bislang hat diese Aufgabe ausschließlich die Polizei übernommen. Doch eine neue Bestimmung erlaubt es auch privaten Unternehmen, in enger Absprache mit den Beamten, dem Transport freie Fahrt zu verschaffen.

Rund um Wolfgang Schmailzl stehen vor dem Bosch-Gelände in Schlungenhof die Fahrer der Kolonne. Schmaizl ist stellvertretender Dienststellenleiter der Polizei und mit dabei, als die privaten Unternehmen erstmals in der Gegend die Sicherung übernehmen. Auf einer detaillierten Karte ist der Weg von Gunzenhausen über Geislohe, Gräfensteinberg, Kalbensteinberg nach Fünfbronn eingezeichnet, wo die Kollegen von der Rother Polizeiinspektion den Transport übernehmen.

Eine besondere Rolle kommt Saskia und Werner zu, die Fahrer der beiden BF4. Die Abkürzung steht für Begleitfahrzeug 4, sie sind es, die die Strecke absperren. Auf dem Dach ihrer Sprinter sind LED-Tafeln, auf die sie verschiedene Verkehrszeichen projizieren können, um den Autofahrern Hinweise zu geben. Bislang hat eben diese Aufgabe die Polizei übernommen. Dennoch sind Streifenwagen dabei, um den Transport zu sichern. Die Polizisten sind dabei im ständigen Funkkontakt mit ihren "Verwaltungshelfern" Saskia und Werner, die zwar die Strecke eigenständig fahren, jedoch auf die Anweisungen der Beamten hören müssen.

Dann setzt sich die Kolonne in Bewegung. Von Schlungenhof geht es nach links auf die B 13. Dort biegt der Schwertransporter "englisch" ab, wie es in der Fachsprache heißt. Er benutzt also die Gegenfahrbahn, da dort mehr Platz ist. Bei Geislohe geht es dann runter von der B 466 auf die Kreisstraße Richtung Gräfensteinberg, wo ein Kreisverkehr eine erste Hürde ist, den Leibinger ohne Probleme meistert.

Die Strecke hat es in sich. Zwischen Geislohe und Gräfensteinberg sowie kurz hinter Gräfensteinberg nach Kalbensteinberg darf kein anderes Fahrzeug mehr unterwegs sein. Denn auf der hügeligen Strecke kann der 50-Tonner nicht anhalten und muss in einem Stück durchfahren.

Sonja Koop von der Straßenverkehrsbehörde am Weißenburger Landratsamt begleitet mit einer Kollegin den Transport. Die Strecke haben die Verantwortlichen gewählt, da hier nicht so viel Verkehr unterwegs ist. Eine Alternative wäre der Weg über die B 2 nach Roth gewesen, war jedoch zu deutlich mehr Einschränkungen geführt hätte.

Bis zur Übergabe in Fünfbronn hat alles geklappt Polizei-Vize-Chef Wolfgang Schmailzl ist zufrieden mit dem Ablauf des Schwertransports. Zwar gebe es noch ein paar Kleinigkeiten mit allen Beteiligten zu besprechen, doch für das erste Mal sei alles gut gelaufen.

Gut anderthalb Stunden hat die große Holzkiste mit dem Boiler für die etwa 40 Kilometer lange Strecke an die Rother Lände gebraucht. Mit dem Binnenschiff geht es bis zum 21. April zum belgischen Hafen Antwerpen. Von dort ist das "Osterei" aus Schlungenhof dann noch vier Wochen über die Weltmeere unterwegs, bis es als Wärmeerzeuger in der Papiermühle in Bangladesch ihren Dienst tut.

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