Seenland-Königin Miriam hält Hof

22.1.2015, 08:30 Uhr
Seenland-Königin Miriam hält Hof

© Dressler

Es war der 24. Oktober letzten Jahres, als die junge Frau auf der „MS Brombachsee“ zur ersten gekrönten Repräsentantin der hiesigen Ferienregion gekürt wurde und lauthals jubelte. „Die Mama war mächtig stolz, sie hatte von Anfang an meine Kandidatur unterstützt und mich bestärkt“, erzählt Miriam. Der Vater war nicht weniger erfreut, gab sich aber zurückhaltender, hatte mehr das Studium der Tochter im Sinn.

Dass sie Wichtiges von nicht ganz so Bedeutsamem unterscheiden kann, darf man der 23-Jährigen getrost zutrauen. Sie absolvierte die Realschule, erlernte dann den Beruf der Krankenschwester und übte ihn ein Jahr aus. In der Folge machte sie an der Berufsoberschule für Sozialwesen in Nürnberg das Fachabitur und entschied sich für die private Hochschule in Erding, die bekanntermaßen einen Ab­leger in Treuchtlingen hat.

Das war Miriam allerdings viel zu nahe. Sie wollte weiter weg, etwas anderes, Neues kennenlernen, nicht den bequemsten Weg gehen. Deshalb Erding, wo sie den Schwerpunkt Kommunikations- und Werbemanagement verfolgt und den Oberbayern immer wieder erklären muss, dass es im südlichen Mittelfranken große Seen und ein Urlaubsgebiet mit allem Drum und Dran gibt.

Die Wettelsheimerin selbst hatte schon immer einen engen Bezug zu den heimischen Seen. Mit der Familie ging es oft an den Langlauer Strand, später verbrachte sie mit Freunden am liebsten schöne Stunden am sonnenverwöhnten Allmannsdorfer Ufer.

Sie befindet sich bereits im fünften Semester, sieben werden es bis zum Bachelor werden. Dann soll der Master folgen, wo und in welchem Fach steht noch nicht fest. Miriam kann sich vorstellen, noch einmal zu wechseln, in eine andere Stadt zu ziehen und eine neue Herausforderung zu suchen. Das wird sich finden. Erst einmal gilt es, die Gegenwart zu meistern, die sich ja seit dem 24. Oktober verändert hat.

Die 23-Jährige ist sich bewusst, dass sie als Studentin eine spannende, schöne Zeit erlebt, in der man noch nicht in den Tretmühlen der Arbeitswelt steckt. Sie muss nicht jeden Tag in Erding anwesend sein. Das mag ihren Entschluss, sich um die Seenland-Krone zu bemühen, verstärkt haben, denn so lassen sich Studium und Ehrenamt leichter unter einen Hut bringen. Dazu braucht es ganz bestimmt Selbstdisziplin, und über die verfügt die Wettelsheimerin.

Nach ihrer Wahl war das passende Outfit zu „besorgen“. Der Tourismusverband Fränkisches Seenland ließ sich, wie versprochen, nicht lumpen und gab den Auftrag, für Miriam Seelig eine maßgeschneiderte, original fränkische Tracht anzufertigen. Dafür war Kathrin Federschmidt aus Gunzenhausen die Expertin, und die eigentliche Arbeit mit dem Stoff er­ledigte Schneidermeisterin Monika Löhnert, ebenfalls eine Gunzenhäuserin.

Ende des Jahres gab es bereits erste Erwartungen an die Touristiker, dass die neue Königin doch bitte erscheinen möge. So äußerten sich etwa die Spalter vor ihrem großen Weihnachtsmarkt. Hans-Dieter Niederprüm, der Geschäftsführer des Tourismusverbands, musste aber noch um Geduld bitten. Die schöne Tracht brauchte einfach ihre Zeit, und zwar bis Anfang Januar. Seitdem hat das Seenland wirklich eine Königin, nicht nur mit Schärpe, Krone und Zepter, sondern auch mit Tracht.

All das konnte auf der Grünen Woche in Berlin gezeigt werden. Miriam Seelig war dort in bester kollegialer Gesellschaft, denn eingeladen hatte die Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Königinnen. Ein Termin mit Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt, auch echter Franke, – das war kein schlechter Beginn der zweijährigen Regentschaft. Miriam hatte auch Gelegenheit, sich die Grüne Woche als Normalbesucherin anzusehen, und fand sie sehr groß wegen der unglaublich vielen Anbieter. „Da kann man schon fast von Reizüberflutung sprechen.“

Sie selbst merke sofort, dass sie als Königin mit ganz anderen Augen betrachtet wird: „Alle schauen einen an, als ob man denn tollsten Job der Welt hätte. Man steht wie von selbst im Mittelpunkt, wird genau beobachtet. Und die Leute halten den Kopf schief, um zu lesen, was auf meiner Schärpe steht.“ Nicht alle trauten sich, eine Königin anzusprechen. Die Wettelsheimerin merkte sofort, dass sie auf die Menschen zugehen und das Gespräch suchen muss.

All das deutete sich in Berlin an und fand seine Fortsetzung auf der Urlaubsmesse CMT in Stuttgart. Miriam ist sich darüber im Klaren, dass sie erst am Beginn ihrer Amtszeit steht. Vieles muss sich noch einspielen. Als erste Königin hat sie viel zu lernen, kann das Ehrenamt aber auch definieren, Grundlagen für andere schaffen. Sie sieht es als eine Aufgabe, die ihr neue Einsichten und Begegnungen bringt. Nur zu lächeln, das sei zu wenig. Das Fränkische Seenland zu verkörpern und dabei mit interessanten Menschen zusammenzukommen, genau das sei das Spannende – und vielleicht könne sich aus den vielen Kontakten auch etwas für das Studium ergeben. Sie betont, dass sie schon immer reise- und abenteuerlustig war. Das wird ihr bis Ende 2016 auf jeden Fall zugutekommen.

Hans-Dieter Niederprüm ist überzeugt, dass die Region mit Miriam Seelig eine gute Wahl getroffen hat. Nach dem einen Tag in Stuttgart fällt sein Lob mehr als wohlwollend aus. Sie sei charmant, sympathisch und spontan, einfach eine gute Markenbotschafterin. Und noch ein bekannter Touristiker hat viel mit der Seenlandkönigin zu tun: Siegfried Kipfmüller, ehemaliger Leiter des Ver­kehrs­amtes im Gunzenhäuser Rathaus und Geschäftsführer des Zweckverbands Altmühlsee, wird des Öfteren als Betreuer, Fahrer und Begleiter der Majestät fungieren. Auf der Grünen Woche war der Ruheständler dabei. Miriam Seelig ist gleich aufgefallen, dass „Siggi“ ihr ganz viele Ratschläge geben kann und Gelassenheit ausstrahlt. Deshalb: „Er ist ein guter Mentor für mich.“

Welche weiteren Termine Miriam Seelig im Jahresverlauf für den Tourismusverband wahrnehmen wird, muss noch besprochen werden. Hans-Dieter Niederprüm will die Königin natürlich für die großen Veranstaltungen einsetzen, ihr aber auch Freiraum für das Studium lassen. So soll die Anzahl der Termine überschaubar bleiben. Wer als sonstiger Veranstalter im Seenland da­ran interessiert ist, dass Miriam Seelig bei ihm erscheint, der kann sich an den Tourismusverband wenden. Wie stark die Arbeitsbelastung der Seenlandkönigin wirklich ist, wird man vielleicht erst in zwölf Monaten in Berlin oder Stuttgart sagen können.

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