"Seenteufel" feiern Premiere in Enderndorf

13.1.2018, 17:30 Uhr

© Jürgen Leykamm

Gespannt warteten um die 200 Besucher am Enderndorfer Strandhaus auf den Einmarsch der finsteren Gesellen, die sich scheppernd und klappernd ihren Weg aus der Finsternis des Waldrands in das Licht der beleuchteten schwimmenden Terrasse bahnten. Wacker schritt Stefan Nüßlein vor ihnen her, der nichts Gruseliges, sondern äußerst harmonische Töne seinem Akkordeon entlockte.

Wie der Chef und Schriftführers der Gruppe, Jürgen Hofmann (Großweingarten), sagte, orientieren sich die Masken zwar im Aussehen an alpenländischen Vorbildern, doch sollen sie im Kern auf eine fränkische Sage verweisen, die in einer modifizierten Version von der stellvertretenden Vorsitzenden Silvia Bäumler (Büchenbach, selbst keine Gewandträgerin) verlesen wurde.

Mitte des 17. Jahrhunderts soll ein Müller im Brombachtal mit seinem Schicksal gehadert haben, das ihn mit seiner Familie am Hungertuch nagen ließ. Nach einem Wirtshausbesuch erschien ihm dann eine schreckliche Gestalt, die ihm Wohlstand versprach, wenn er ihr denn seine Seele verkaufe. Der arme Mann ließ sich fatalerweise darauf ein und übergab in seiner ersten Euphorie das eigene Haus den Flammen. Der Teufel, der sich hinter der Erscheinung verbarg, hielt daraufhin natürlich nicht Wort, statt des erhofften Reichtums gab es für den Müller eine unheimliche Verwandlung. Seither soll er als eine Art Mischwesen aus Mensch und Tier im Brombachtal herumgegeistert sein.

Wie das Wesen ausgesehen haben könnte, darüber geben die Masken und Gewänder der "Brombachseer Seenteufel" nun Auskunft. In der aktuellen Faschingssession sind Auftritte bei zehn Veranstaltungen geplant.

Die Idee dazu kam Jürgen Hofmann und einem Freund bereits nach der letzten Session. Die beiden machten sich sogleich ans Werk: Aufrufe übers Internet und im Bekanntenkreis wurden gestartet. Erst war die Euphorie groß, bis sich die Interessenten der Kosten bewusst wurden. "Mit 200 Euro ist es für Gewand und Maske nicht getan", schilderte Hofmann. Am Ende fand sich eine Gruppe mit acht Personen, die sich bei einem Grillfest näher kennenlernten und nun als "Brombachseer Seenteufel" ihre Faschingspremiere erlebten. Neben Silvia Bäumler und Jürgen Hofmann macht dessen Ehefrau Andrea als Kassenführerin die Führungsriege der Truppe komplett, die sich seit kurzem offiziell "e.V." nennen darf.

Dass er vorübergehend mit dem Rollstuhl vorliebnehmen muss, hat Mitinitiator Heinz Laqua (Georgensgmünd) nicht vom Mitmachen abbringen können – hierfür gab es Sonderapplaus. Aus Abenberg sind Carina Hofer, Markus Zeiner und Marco Schraufstetter (passives Mitglied) dabei. Thomas Bäumler (Ehemann von Silvia) und Michael Ullrich komplettieren die Büchenbach-Riege. Mit Andreas Trautmann ist sogar ein "Teufel" bis aus Offenbau mit von der Partie. Erst kürzlich stieß er zur Gruppe.

Die Gewänder wurden teils selbst genäht, teils handelt es sich um geänderte Trachten mit aufgenähten Fellen. Handarbeit war in allen Fällen Trumpf. Zum Startschuss gab es für die neue Gruppe reichlich Orden vom Faschingsverband Franken sowie interne Ehrungen. Groß war auch die Liste der Vereinsabordnungen, die von Nürnberg bis Greding angereist waren, um bei der Präsentation dabei zu sein. Recht passend zur Hintergrundsage der Masken verwandelten die "Engel der Nacht" aus den Reihen des 1 .FC Schwand mit ihrer Feuershow die schwimmende Terrasse in ein tanzendes Flammenmeer, durch das ab und zu schaurige Gestalten hindurchlugten.

Am Sonntag, 14. Januar, sind die "Seenteufel" beim Brauchtumsumzug in Hilpoltstein dabei, das Wochenende darauf dann beim Freundschaftstreffen des Bundes Deutscher Karneval in Spalt. Am letzten Januarsonntag steht das "Hummelremmidemmi" in Pleinfeld auf der Agenda. Die erste Februarhälfte ist dann noch mehr vollgepfropft. Unter anderem macht man Mitteleschenbach, Kipfenberg und Greding die

Aufwartung. Die Umzüge in Großweingarten und Spalt krönen dann die erste Session der "Brombachseer Seenteufel". JÜRGEN LEYKAMM

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