Seit 15 Jahren dreht der Stadtbus seine Runden

30.8.2014, 12:00 Uhr
Seit 15 Jahren dreht der Stadtbus seine Runden

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Der damalige Stadtrat machte sich vor 15 Jahren die Entscheidung für die Verbesserung des Stadtverkehrs nicht leicht. Ab März 1998 machten sich die politisch Verantwortlichen Gedanken, wie man den Stadtverkehr in Gunzenhausen attraktiver gestalten könnte.

Bevor der jetzige Stadtbus Fahrt aufnahm, wurde das ÖPNV-Angebot in der Altmühlstadt über 30 Jahre durch die Firma Omnibus-Barthel abgedeckt. Bedient wurden die Haltestellen Seniorenwohnheim, Marktplatz, Bahnhof, Dr.-Heinrich-Eidam- Platz, Berufsschule, Lerchenstraße, Steinkreuzstraße und Festplatz Frickenfelden. Auch der Reutberg wurde nicht ausgespart.

Kernstadt, Reutberg, Frickenfelden

Im Juli 1998 stellte der damalige Bürgermeister Gerhard Trautner dem Stadtrat ein Konzept zur Verbesserung des öffentlichen Personennahverkehrs vor. Die Empfehlung, die mit Unterstützung des Nahverkehrsplaners H. Baumgartner aus Memmingen erarbeitet worden war, sah eine Verbesserung des Stadtverkehrs mit zwei City-Bussen, die im Halbstundentakt die Kernstadt von Gunzenhausen, das Gebiet Reutberg und Frickenfelden bedienen, vor Die Fahrtzeit sollte von Montag bis Freitag zwischen 5.30 Uhr und 19.30 Uhr und am Samstag von 8.30 Uhr bis 14.30 Uhr betragen und der Abstand zwischen den Haltestellen die Strecke von 500 Metern nicht überschreiten. Die Kostenschätzung belief sich damals auf ein Defizit von rund 282 000 DM.

Bevor der endgültige Entschluss für die Verbesserung des Stadtverkehrs gefasst wurde, richteten die Stadtwerke Gunzenhausen in der Vorweihnachtszeit einen Probebetrieb ein. 5133 Fahrgäste nutzten vom 26. November 1998 bis 2. Januar 1999 den Probebetrieb, der von Donnerstag bis Samstag in der Zeit von 8 bis 20 Uhr angeboten wurde. Bei der darauffolgenden Umfrage beurteilten 97,9 Prozent der Befragten das Stadtbusangebot als sehr positiv.

Im Frühjahr 1999 legte der damalige Stadtwerke-Geschäftsführer Chris­tof Lautner dem Stadtrat ein detailliertes Verkehrskonzept zur Entscheidung vor. Es fiel auf fruchtbaren Boden und hat bis heute im Grundsatz seine Gültigkeit. Seit 1. September 1999 bedienen nun zwei Linienbusse (bereits die zweite Generation) im Halbstundentakt zwischen 5.25 Uhr bis 19.20 Uhr ein auf 18 Kilometer ausgedehntes Liniennetz. 45 Haltestellen im Stadtgebiet Gunzenhausen und in Frickenfelden werden von den beiden Niederflurbussen angefahren. Das Linienkonzept umfasst alle wichtigen öffentlichen Einrichtungen, die Schulen und Einkaufsmärkte der Stadt.

Bis heute legten die Busse rund 2,5 Millionen Kilometer zurück und beförderten circa drei Millionen Fahrgäste sicher an ihr Ziel. Dabei blieb die Anzahl der Fahrgäste ohne gültigen Fahrausweis äußerst gering.
Für Christian Reichenthaler, den Verkehrsleiter bei den Stadtwerken, ist der öffentliche Personennahverkehr in Gunzenhausen nicht mehr wegzudenken.

Nach seinen Angaben haben die Busse verschiedene Aufgaben zu bewältigen, auf die sich die Fahrgäste täglich verlassen. Zwischen 5.25 Uhr und 7.20 Uhr bringen sie die Berufspendler zuverlässig zum Bahnhof. Bereits ab 6.20 Uhr fahren Schüler zum zentralen Omnibusbahnhof, um auf die Regionalbusse, die sie zu ihren Schulstandorten bringen, umzusteigen.

Ab 7.20 Uhr setzen die Stadtwerke wegen der großen Anzahl an Schülern, die innerorts beziehungsweise die zum Schulstandort Gunzenhausen einpendeln, sogenannte Verstärkerbusse ein. Zusätzlich zu den beiden Midibussen sind zwei Linienbusse der Firma Omnibus-Barthel und drei Lini­enbusse der Firma Gute-Reise-Hauck täglich zu den Schulanfangs- und auch zu den Schlusszeiten unterwegs.
Ab 8.20 Uhr kommen Fahrgäste, die den Stadtbus nicht mehr missen möchten und zum Teil auf ihn angewiesen sind. Zum einen sind dies rüstige Senioren, denen das Fahren mit dem eigenen Pkw zu beschwerlich ist – machen haben aufgrund des guten Stadtbusangebots ihren fahrbaren Untersatz verkauft –, und zum anderen Fahrgäste, in ihrer Mobilität etwas eingeschränkt sind und deshalb das ÖPNV-Angebot nutzen. Aber auch junge Mütter und Väter mit Kinderwagen schätzen das attraktive Stadtbusangebot. Gegen 15.40 Uhr erwarten die Busfahrer die ersten Berufspendler zurück, die sich auf eine reibungslose Beförderung zu ihrer Haltestelle verlassen können. Die Fahrplanfahrten für Samstag und Sonntag runden das Angebot des ÖPNV in der Altmühlstadt ab.

Seit der zweiten Busgeneration steht dem Fahrgast eine optische und akustische Haltestellenanzeige zur Verfügung. Eine bedarfsgesteuerte Grünphasenbeeinflussung an einigen Ampelanlagen ermöglicht dem Fahrpersonal bei erhöhtem Verkehrsaufkommen, eine Verlängerung der Grünphase einzuleiten. Das Verkaufssystem ist heute GPS-gesteuert und die Fahrpläne werden online übermittelt.

Zwischen 2000 und 2006 wurde das ÖPNV-Angebot um ein Anrufsammel-taxisystem (AST) für die Kernstadt und die Ortsteile erweitert. Mit mäßigem Erfolg. Lediglich rund 160 Fahrgäste nutzten jährlich das Angebot, das nach sechs Jahren von der Bildfläche verschwand.

Die Stadtwerke betreiben seit September 1999 eine Verkaufsstelle. Nachdem sich die Deutsche Bahn aus dem Kundengeschäft an den Bahnhöfen zurückgezogen hat, ist sie eine von zwei Anlaufstellen in der Umgebung, wo man qualifizierte Auskünfte über das VGN-Angebot erhält. Für Fragen steht Christian Reichenthaler zur Verfügung.

Die Fahrkarten können die Kunden in den Linienbussen erwerben. Erhältlich sind sie außerdem im Verkaufsbüro der Stadtwerke und seit Januar 2014 bei der Touristikinformation der Stadt Gunzenhausen. Die Damen verkaufen hier nur Fahrscheine. Bestellscheine für Verbundanträge und Abos bearbeiten weiterhin die Mitarbeiter der Stadtwerke.

Laut Reichenthaler hat das Angebot in Gunzenhausen in der Hitparade der Stadtverkehre des VGN einen guten Platz erreicht. Die Kosten liegen in Gunzenhausen nach seinen Angaben auf einem „vertretbaren Niveau“. In den letzten 15 Jahren konnten die Verantwortlichen Reichenthaler zufolge fast allen Bedürfnissen der Kunden gerecht werden.

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