So leben die Flüchtlinge im Landkreis

12.11.2014, 22:00 Uhr
So leben die Flüchtlinge im Landkreis

© Jürgen Eisenbrand

Beim Ortstermin für die Medien am gestrigen Mittwoch wirkte alles ganz ruhig und entspannt in der und rund um die 2400 Quadratmeter große, gut beheizte Betonhalle direkt neben dem früheren Möbel Reichart: Auf dem geteerten Vorplatz spielen Kinder mit Kunststoff-Traktoren und -Rollern, innen sitzen ein paar Flüchtlinge an runden Tischen beisammen, lediglich in der gut gefüllten Kleiderkammer herrscht reger Betrieb. Gefragt ist alles, was warm hält: Wollpullover, Winterjacken, gefütterte Stiefel.

Tags zuvor sind die ersten 52 von insgesamt rund 150 Flüchtlingen eingezogen, die Aufnahmeprozedur haben Goran Marinic und seine Kollegen vom einschlägig erfahrenen Dienstleister VIP’s Security problemlos bewältigt, und fast scheint es so, als sei schon so etwas wie Alltag eingekehrt in der riesigen Fabrikhalle, auf die alle Beteiligten so stolz sind.

„Hier wurde etwas Schönes geschaffen“, sagt etwa Amélie Strauß, für die Flüchtlingsbetreuung zuständige Mitarbeiterin der Regierung von Mittelfranken. „Ich bekomme von den Bewohnern nur positive Reaktionen“, sagt Marincic, der schon etliche derartige Unterkünfte aufgebaut und gemanagt hat – und der die Mackenmühle ein „Vorzeige-Objekt“ nennt.

Landrat Gerhard Wägemann, der stolz ist auf seine Mitarbeiter, die die Unterkunft innerhalb weniger Tage inklusive Sanitärbereichen, Möblierung und Verwaltung auf die Beine gestellt haben, erinnert an die Zeit vor 25 Jahren: „Wenn ich denke, wie wir damals etwa die Flüchtlinge aus der DDR untergebracht haben – zum Beispiel im Gunzenhäuser Hilfskrankenhaus – dann ist das hier schon wesentlich besser.“

„Das hier“ besteht im Wesentlichen  aus der in zwei Teile unterteilten Halle – im nördlichen liegt ein großzügiger Aufenthaltsbereich, im südlichen die Kleiderkammer und die Wohnparzellen der Bewohner. Draußen auf dem Vorplatz wurden verschiedene Container aufgebaut, die eine kleine „Arztpraxis“, 14 Duschen, 24 Toiletten, ein kleines Büro sowie vier Waschmaschinen beherbergen, die gestern schon Schwerstarbeit verrichteten. Alles sieht sehr ordentlich und hygienisch aus, was Landrat Wägemann zu der launigen Bemerkung veranlasst: „Da habe ich im Urlaub auf manchen Campingplätzen schon ganz andere Dinge erlebt.“

Damit die Sanitäreinrichtungen auch bei stärkerer Belegung sauber bleiben, sind ständig zwei Reinigungskräfte vor Ort, die sich um die allgemein zugänglichen Bereiche kümmern, die persönlichen Wohnbereiche reinigen die Flüchtlinge selbst.

Diese Parzellen befinden im südlichen Bereich der Halle und sind mit Bauzäunen, über die als Sichtschutz schwarze Planen gezogen sind, voneinander getrennt. In den jeweils rund 25 Quadratmeter großen Bereichen stehen jeweils vier bis fünf Stockbetten, sodass auch größere Familien zusammenbleiben können. „Wir versuchen auch, Menschen, die die gleiche Sprache sprechen, nebeneinander unterzubringen“, sagt Marincic, der es derzeit vor allem mit Flüchtlingen vom Balkan, aus der Ukraine und aus Syrien zu tun hat.

Das Essen für seine Schützlinge wird täglich von einem Caterer frisch angeliefert und ist auf deren Bedürfnisse abgestimmt: kein Schweinefleisch, stattdessen Hühnchen oder Rind, Gemüse und Salat. Glaubt man Sebastian Münch, bei dem in Sachen Notunterkunft alle Fäden im Landratsamt zusammenlaufen, dann hat die Verpflegung beinahe Restaurant-Qualität: „Am Dienstag gab es zum Beispiel Hähnchenschenkel mit Reis und Salat – ich hab’s selbst getestet und muss sagen: wunderbar!“

Münch arbeitet derzeit auch daran, eine Buslinie einzurichten. Zweimal pro Woche sollen Flüchtlinge die Möglichkeit haben, von der Mackenmühle über Pleinfeld nach Weißenburg zu gelangen – auch, um sich dort von ihrenm Tacshngeld, das heute erstmals ausbezahlt wird, etwas einzukaufen. Negative Reaktionen von Nachbarn hätten sie übrigens bislang keine erhalten beteuern alle Beteiligten. Im Gegenteil: BRK-Kreisgeschäftsführer Rainer Braun beispielsweise wurde von hilfsbereiten Menschen „förmlich überrannt: Knapp 1500 Leute haben bei uns Kleiderspenden abgegeben; das war so viel, dass wir momentan gar nichts mehr annehmen können.“

Aber klar ist auch: Aus Zirndorf werden schon bald weitere Busse anrollen.

Über das Schicksal einer Flüchtlingsfamilie, die in der Pleinfelder Notaufnahme-Einrichtung Unterschlupf gefunden hat, lesen Sie in der Print-Ausgabe des Altmühl-Boten vom Donnerstag.

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