Stadt Wassertrüdingen steckt in verzwickter Lage

10.12.2017, 12:17 Uhr
Stadt Wassertrüdingen steckt in verzwickter Lage

© Foto: Peter Tippl

Die Erfolge der Vergangenheit sind unbestritten: erfolgreiche Bewerbung um die Kleine Landesgartenschau 2019, Beginn der Maßnahmen für den Hochwasserschutz, Neubau und Generalsanierung der Grundschule, einst sprudelnde Gewerbesteuereinnahmen. Die gesamte Region blickte auf diese beispiellose Erfolgsgeschichte.

Mit dem Streit um den Abriss des ehemaligen Lagerhauses an der Wörnitz und dem ersten Bürgerbegehren der Wassertrüdinger Stadtgeschichte vor drei Jahren sollte sich das schlagartig ändern. Das Votum für den Abriss war mit 80-prozentiger Zustimmung überwältigend, aber ein spürbarer Riss in der gesamten Gesellschaftsstruktur war geschaffen. In der Folge teilte sich sogar die CSU-Fraktion auf.

Eine Zäsur bedeutete das Jahr 2016. Anfang Mai erkrankte Bürgermeister Günther Babel an einer lebensbedrohlichen Kopferkrankung und musste operiert werden, und unmittelbar darauf wurde auch Kämmerer Erich Rothgang krank. Zwei Schaltstellen der Verwaltung waren ausgefallen, und zwar nahezu ein gesamtes Jahr. Stadtrat und Verwaltung begleiteten mit großer Solidarität den Genesungsprozess der beiden Verantwortungsträger. Die Mitarbeiter im Rathaus sahen die Herausforderung und setzten sich vehement für die Umsetzung der gesteckten Ziele ein. Ohne langes Zögern sprang auch 2. Bürgermeisterin Monika Breit in die Bresche, führte die Amtsgeschäfte, arbeitete sich zeit- und arbeitsintensiv ein und hoffte auf die Rückkehr von Günther Babel ins Rathaus in diesem Jahr. Unterstützung kam von 3. Bürgermeister Klaus Schülein, soweit es sein eigener Metallbetrieb in Ehingen zuließ.

Massive Steuernachforderung

Aber auch heuer musste die Stadt oft ohne ihren gewählten Ersten Bürgermeister auskommen, dessen Genesung nicht so glücklich verlief. Zudem musste Wassertrüdingen neue "Rückschläge" verkraften. Durch eine Umstrukturierung des Kosmetikkonzerns, der massiv Steuern gezahlt hatte, flatterte nun eine Rückforderung von über 22 Millionen Euro ins Rathaus. Angesichts der laufenden Baumaßnahmen für die Landesgartenschau mit Hochwasserfreilegung und Grundschulneubau bedeutete das eine Hiobsbotschaft. Beim Schulbau wurde massiv eingespart und die Gesamtkosten auf etwa sieben Millionen Euro gedrückt. "Luxuswünsche" fielen dem Rotstift zum Opfer.

Auch die Baumaßnahmen der Landesgartenschau kamen auf den Prüfstand, wobei sich Wassertrüdingen den zu erwartenden 300.000 Besuchern der vom 24. Mai bis 8. September 2019 stattfindenden Schau von der schönsten Seite zeigen will. Angesichts der in knapp 500 Tagen beginnenden Schau ist die Führungsrolle des hauptamtlichen Bürgermeisters mehr als erwünscht, und Babels Erkrankung scheint mit dieser Rolle nicht konform zu sein, solche Stimmen erklangen inzwischen im Stadtrat. Ein "Teilzeit-Bürgermeister" könne die in ihn gesetzten Anforderungen nicht erfüllen. Die SPD-Fraktion stellte einen Antrag auf Überprüfung der Dienstfähigkeit. Eine Entscheidung hierüber wurde nicht getroffen, von der Verwaltung hieß es, man müsse die rechtlichen Grundlagen erst aufbereiten und werde diese zur nächsten Sitzung des Stadtrats am 18. Dezember vorlegen. Der 65-jährige Amtsinhaber vollendet Anfang Mai kommenden Jahres sein zehntes Amtsjahr als Bürgermeister.

Die Situation für die einstige Vorzeigekommune im südlichen Landkreis Ansbach stellt sich verzwickt dar, zumal sich der Bürgermeister erneut krankgemeldet hat. Nach derzeitigem Stand kann Günther Babel aber die Stadtratssitzung am 18. Dezember wieder leiten, sofern es sein Gesundheitszustand zulässt. Für die Stadt Wassertrüdingen wäre dies ein schönes Weihnachtsgeschenk — mit der Hoffnung auf wieder bessere Zeiten.

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