Stadthalle Gunzenhausen: Marketing-Profi gesucht

17.11.2017, 06:08 Uhr
Stadthalle Gunzenhausen: Marketing-Profi gesucht

© Limes-Luftbild.de

Thomas Kästle ist in Regensburg zuhause. Er tummelte sich früher selbst auf dem Veranstaltungsbereich. Längst hat sich der gelernte Betriebswirt selbstständig gemacht, betreibt ein eigenes Beratungsbüro für öffentliche und private Einrichtungen, im Grunde für "alles, was mit komplexen Nutzungen zu tun hat". So begleitet er etwa die Stadt Lohr am Main bei der Vermarktung der dortigen nagelneuen Stadthalle, einer "multifunktionalen Event-Location". Auch dort geht es um kulturelle Veranstaltungen, aber auch um viel mehr.

In Gunzenhausen sieht der Experte, dass man auf bestehenden Strukturen aufbauen kann, die Stadt fange nicht bei null an. Es komme darauf an, frühzeitig mit dem Marketing zu beginnen, eben in der Bauphase — damit man nicht nach der Wiedereröffnung in ein tiefes Loch fällt. Es gelte also, jetzt schon in die Kampagne einzusteigen. 2018 sei die Zeit, in der erste Buchungen eingehen müssten.

Konkret bedeutet das laut Kästle, Erscheinungsbild, Programm, Service-Leistungen, Preise und Vertriebsinstrumente zu entwickeln. Das Ziel lautet, am hart umkämpften Veranstaltungsmarkt — gerade in der Metropolregion Nürnberg gebe es viele attraktive Hallen — eine eigenständige Marke zu werden und ein Alleinstellungsmerkmal zu erreichen. Künftige Veranstalter sollen zu Gunzenhausen meinen: "Da gehen wir hin, da fühlen wir uns wohl." Man müsse die Leute geradezu in die Halle ziehen, betonte der Projektentwickler im städtischen Ausschuss für Wirtschaft, Tourismus und Kultur.

Dazu gehört als Erstes ein Logo. Hier hatte Kästle schon einen Vorschlag parat, der sich an die Wabenstruktur der Gunzenhäuser Stadthalle anlehnt. Das Logo solle sich in die Köpfe der Leute "einbrennen". Mit verschiedenen Farben, etwa Rot für Kultur, könne man die verschiedenen Zielgruppen ansprechen.

Stadthalle Gunzenhausen: Marketing-Profi gesucht

© Wolfgang Dressler

Der Referent empfahl, zum einen die Bevölkerung insgesamt im Blick zu haben, darüber hinaus Unternehmen, Konzertveranstalter, Bildungsträger und Verbände sowie Vertreter von bestimmten Branchen und Themen — quasi vom Bürger um die Ecke bis zu Einrichtungen und Vereinigungen, die weit weg sind und die man bisher in Gunzenhausen gar nicht auf dem Schirm hatte.

Das Feld der späteren Nutzung ist äußerst weit, reicht von der Vereinsversammlung über Konzerte und Shows bis zu Seminaren, Konferenzen und Kongressen jeder Art, nicht zu vergessen die Nutzung durch die Stadt selbst. Da kommt die große Veranstaltung durch einen Touristikkonzern ebenso in Frage wie Weihnachtsfeiern von Betrieben unter einem bestimmten Motto, nannte der Gast als Beispiele.

Um Erfolg zu haben, müsse die Stadt die Image- oder Grundwerbung übernehmen. Dazu brauche sie Partner an ihrer Seite, seien es Touristiker, Reiseveranstalter, Hotels, Medien, Kultur- und Kongressveranstalter, Unternehmen oder Bildungsträger. Anderswo hätten sich Angebotspakete als erfolgreich erwiesen, das könne auch in Gunzenhausen geschehen, etwa am Tage die Konferenz durchführen und danach die gemeinsame Fahrt auf der "MS Altmühlsee". Natürlich sei die Verbindung zur Gastronomie wichtig, an erster Stelle die zum Parkhotel.

Für ihre Imagewerbung braucht die Stadt als zentrales Marketinginstrument eine Stadthallen-Homepage mit allem, was heutzutage Standard ist. Dazu zählt die Bildergalerie ebenso wie die Verknüpfung mit den sozialen Medien und das Newsletter-Abo. Auf Location-Portalen im Internet muss die Stadthalle Gunzenhausen präsent sein und auch bei Google möglichst prominent auftauchen.

Logo, Info-Flyer, Internet-Auftritt

Die zeitliche Abfolge im kommenden Jahr soll so aussehen: ein Logo entwickeln, einen Infoflyer gestalten, den Internet-Auftritt aufbauen, mit den bisherigen Veranstaltern Kontakt aufnehmen, Booking-Agenturen und Firmen ansprechen, Messen besuchen, dazu ständig klassische Werbung und Öffentlichkeitsarbeit machen. Und das Stadtbauamt könnte zu Baustellen-Events einladen. Es gelte, die gesamte Klaviatur zu bedienen, vom analogen über das digitale bis zum Live-Marketing.

Thomas Kästle hält es im Übrigen für richtig, beim Namen "Stadthalle Gunzenhausen" zu bleiben. Auch hier sei Kontinuität richtig. Wenn man künftig offiziell als Kongress- und Kulturzentrum firmieren wolle, dann müsse man den Leuten erst einmal erklären, warum man keine Stadthalle mehr haben wolle.

Für Bürgermeister Karl-Heinz Fitz ist klar, dass die Stadt bald schon die professionelle Vermarktung auf den Weg bringen muss. Bereits jetzt sei die Verwaltung etwa im Gespräch mit großen Firmen und sozialen Einrichtungen, die als Anbieter von Seminaren in Frage kommen. Überhaupt müsse man 2018 "auf dem Markt präsent sein". Und hausintern müsse man bei der künftigen Preisliste darauf achten, dass die Nutzer der Halle die Leistungen, die die Stadt erbringe, auch bezahlten.

Der spätere Betrieb der Halle müsse dann auf Wirtschaftlichkeit ausgelegt sein, dabei die Möglichkeit des Vorsteuerabzugs gewahrt bleiben. In der Bilanz müsse künftig auch die Nutzung durch die Stadt selbst auftauchen, etwa in Form einer Stadtratssitzung.

Fitz empfahl einen engen Schulterschluss mit Hotelbesitzer Klaus Horrolt vom Parkhotel. Dieser sieht es genauso: Die Kombination von Stadthalle und Hotel daneben sei sehr vorteilhaft, und darum werde man von vergleichbaren Städten beneidet. Es biete sich an, Spezialangebote zu schnüren. Das Parkhotel kann während der Bauphase keine Seminare im Haus durchführen lassen, ist aber bereits im Gespräch mit ehemaligen Kunden. Diese sollen natürlich wiederkommen, so Horrolts Wunsch.

 

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