„The Cavern Beatles“: Echte Hits und falsche Haare

29.1.2017, 17:03 Uhr
„The Cavern Beatles“: Echte Hits und falsche Haare

© Jürgen Eisenbrand

Von 17 bis 70, von der feineren, schick herausgeputzten Dame bis zum salopp gekleideten Alt-Hippie – das Publikum der „Cavern Beatles“ war ein ausgesprochen buntes Völkchen. Und es hatte spürbar Lust, sich von „John, Paul, George und Ringo“ – dargestellt (oder kopiert, imitiert, interpretiert, je nach Sichtweise) von Paul Tudhope, Chris O’Neill, Rick Alan und Simon Ramsden – einen Abend lang in die 1960er-Jahre entführen zu lassen.

Schon zur Begrüßung gab’s herzlichen Applaus, der musikalische Auftakt mit „I Want To Hold Your Hand“ und „Please Please Me“ wurde stürmisch beklatscht, und bereits beim fünften Hit der Fab Four („Can’t Buy Me Love“) bedurfte es nur einer dezenten Aufforderung – und schon stand das komplette (!) Auditorium, klatschte, sang und tanzte. Allerhand für ein fränkisches Konzertpublikum, das üblicherweise eher schwer in Fahrt kommt.

Die vier Musiker, die wie ihre weltberühmten Vorbilder aus Liverpool stammen und deren Ehrentitel „Cavern“ ihnen vom gleichnamigen, legendären Musikclub ihrer Heimatstadt verliehen wurde, spielen an diesem Abend 39 Hits der Beatles.

Wobei „spielen“ in diesem Fall weit mehr ist, als etwa nur Gitarre und Bass oder das Schlagzeug zu bearbeiten. Paul, Chris, Rick und Simon leben die Beatles, wie Schauspieler ihre Rollen leben, und sie begleiten sie in der Show gleichsam als Wiedrgänger durch ihre einmalige – und leider nur acht Jahre währende – gemeinsamen Karriere.

Zweifelhafte Ästhetik

Sie schlüpfen dafür in jeweils zeittypische Kostüme – vom braven Konfirmanden-Anzug der frühen 1960er bis zu den bunten Phantasie-Uniformen der Sgt.-Pepper‘s-Ära –, sie tragen Fremdhaar von zweifelhafter Ästhetik, musizieren auf Original-Instrumenten, imitieren die Weltstars in Stimme, Sprechweise und Körpersprache.

Das gelingt meist sehr ordentlich, hin und wieder nicht wirklich gut („If I Fell“) – und ab und zu überragend: Ein energisches „Twist And Shout“ reißt das Publikum von den Stühlen, Chris O’Neills Solo-Version von „Yesterday“ geht unter die Haut, seine Stimme, die sonst wenig an „Sir Paul“ erinnert, ist voll und glockenklar. Rick Alan legt als George-Harrison-Klon ein starkes „While My Guitar Gently Weeps“ hin, und selbst die ausgesprochen schwierigen Songs des Albums „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ bewältigen die Vier routiniert und durchaus gekonnt.

„The Cavern Beatles“: Echte Hits und falsche Haare

© Jürgen Eisenbrand

Passagenweise befreien sie sich dabei sogar für einige Takte aus dem engen Korsett des Originals und insbesondere Schlagzeuger Simon Ramsden kann zeigen, dass in ihm außer Ringo auch ein echter Könner steckt.

Natürlich könnte man über einen Musik-Zirkus wie den der Cavern-Beatles auch trefflich lästern. Man könnte beklagen, dass das bloße Kopieren von Musik und Musikern keine kreative Leistung sei, sondern womöglich eine Karikatur. Man könnte den Versuch belächeln, mittels Krankenkassen-Perücken und Kunstfaser-Bärten eine unwiederbringliche Musik-Ära, einen revolutionären Zeitgeist reanimieren zu wollen. All das könnte man tun.

Man kann aber auch einfach in die glücklichen Gesichter jener Beatles-Fans blicken, die am Freitagabend, nach fast 40 Welthits in gut zweieinhalb Stunden, zufrieden und gut gelaunt aus der Stadthalle strömten. Und sagen: Völlig egal, was das da nun genau war – es hat Spaß gemacht!

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