Triesdorf: Vom Jagdsitz zum Bildungszentrum

27.1.2015, 17:00 Uhr
Triesdorf: Vom Jagdsitz zum Bildungszentrum

© Carl-Alexander Mavridis

Beginn dieser Entwicklung war die Gründung der Ackerbauschule im Jahr 1847. Triesdorf war seit 1469 Jagd- und Landsitz der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach, seit 1792 Domäne des preußischen Königs und seit 1806 bayerisches Staatsgut. „Von 1806 bis 1821 amtierte Freiherr von Mardefeld als Direktor der königlichen Ökonomie Triesdorf. Bereits unter Markgraf Alexander war er Stallmeister des Hauptgestüts Triesdorf gewesen“, so Wilfried Ahrens in seinem Aufsatz „Triesdorf in der Zeit von 1792 bis 1945“ aus dem Buch „Triesdorf in Weidenbach“ (Schrenk-Verlag, Gunzenhausen 2013).

Wer war dieser erste Direktor des heutigen Bildungszentrums?

Johann Wilhelm Freiherr von Mardefeld wurde am 1. Februar 1761 in Triesdorf geboren. Sein Vater Carl Wilhelm Axel von Mardefeld kam 1742 als Page an den Hof der Markgräfin Friederike Louise nach Ansbach und stieg schnell unter den beiden Markgrafen Carl und Alexander in der Hofhierarchie zum Geheimen Rat, Obriststallmeister und Oberamtmann zu Windsbach, Kloster Heilsbronn, Merkendorf und Waizendorf auf. Vater Axel förderte seinen Sohn Wilhelm, indem er als Chef der „Obrist=Par-Force-Jägermeisterey“ ihn als Jagdjunker an seine Seite nahm. Denn 1764 richtete Markgraf Alexander in Triesdorf eine Parforcejägerei nach französischem Vorbild ein.

Als Markgraf Alexander samt seiner Mätresse Lady Elizabeth Craven 1791 von Triesdorf aus für immer sein Fürstentum Ansbach verließ, war Johann Wilhelm von Mardefeld mit dabei. Allerdings geschah dies heimlich, und so musste Mardefeld auf halbem Weg – von Ostende aus – wieder nach Triesdorf zurück, um die Pferde zu holen, wie Arno Störkel in seinem Buch „Christian Friedrich Carl Alexander – Der letzte Markgraf von Ansbach-Bayreuth“ schreibt. Schließlich sollte der Markgraf im Sommer 1793 das Gut Colney Chapel bei St. Albans nördlich von London kaufen, um dort ein Gestüt für Rennpferde anzulegen.

Mardefeld hatte offenbar andere Pläne, als mit seinem Fürsten und Freund nach England zu emigrieren. Denn Johann Wilhelm von Mardefeld war verheiratet mit Ernestina Carolina von Werneck und hatte mit ihr eine einjährige Tochter, Carolina Wilhelmina, welche später auch seine reiche Erbin werden sollte. Aus dem Privateigentum des Markgrafen Alexander konnte nämlich der Landstallmeister nach Aufhebung der Falknerei und Fasanerie das ehemalige Heydenab‘sche Haus samt Gasthaus zum Milanen (heute Gasthaus Eder) und Stallgebäude erwerben. Wahrscheinlich hatte dabei sein Vater Axel geholfen, der aber am 8. April 1792 nach langwieriger Krankheit stirbt.

Wie gut die Wirtschaft lief, kann man leicht am geänderten Namen feststellen. Hieß die Tafernwirtschaft zu Anfang noch „Zum Milanen“, so änderte sich dieser in „Millionenwirtschaft“.

Am 30. Oktober 1821 stirbt Johann Wilhelm Freiherr von Mardefeld. Seine Tochter Carolina Wilhelmina, verheiratet mit dem königlich-bayerischen Maut- und Zoll-Oberbeamten zu Rothenburg, Constantin Müller, verkauft ein Jahr nach dem Tod ihres Vaters ihr Weidenbacher Erbe. Im Kaufbrief vom 27. September 1822 steht „Wilhelmine Müller, geb. Gräfin von Mardefeld“.

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