Vereidigt: Gerhard Wägemann ist neuer Landrat

13.12.2011, 08:00 Uhr
Vereidigt: Gerhard Wägemann ist neuer Landrat

© Werner Falk

Mit der Ära Wägemann endet zugleich die Interims-Amtszeit von Landratsvize Robert Westphal, der in den vergangene 14 Monaten der Krankheiten des verstorbenen Landrats Franz Xaver Uhl und des Übergangs auf den neuen Chef einen „extrem hohen persönlichen Einsatz“ (Wägemann) an den Tag (und die Nacht) gelegt hat. Allein seine physische Präsenz nötigt allen größten Respekt ab. Er hat in dieser Vakanz unheimlich viele Termine wahrgenommen. Der Kreistag dankte ihm am Montag mit einem schönen Geschenk: der Einladung ins „Schubeck Theatro“ nach München für die ganze Familie Westphal.

Schmunzelnd bemerkte der neue Landrat: „Eine Urlaubsreise hätte er sowieso nicht angetreten.“ Auch der zweite Stellvertreter Peter Krauß aus Pappenheim (SPD) hatte in den letzten Monaten eine erhöhte Belastung. Bei einem schönen Menü kann er jetzt mit seiner Frau die Zeit Revue passieren lassen.Für Westphal war die Vakanz geprägt von einem „über Parteigrenzen hinweg vernünftigen und sachlichen Miteinander“.

Dank für „fairen Wahlkampf“ Sichtlich angespannt legte Wägemann seinen Amtseid ab, dem er die religiöse Formel „Sowahr mit Gott helfe“ folgen ließ. Erst nach dem Handschlag durch den lebensältesten Kreisrat Hermann Ortner aus Büchelberg löste sich die Verkrampfung. Sein erstes Wort galt den Mitbewerbern Uwe Döbler (SPD), Wolfgang Hauber (FW) und Sigrid Niesta-Weiser (FDP), denen er für einen fairen Wahlkampf dankte. „Jetzt wollen wir die Zusammenarbeit in einer ordentlichen und vertrauensvollen Weise fortsetzen“, äußerte er.

Appell an die Kreisräte

An die Kreisräte appellierte er, kleinliches Gezänk sein zu lassen: „Wenn sich irgendwo in unserem Landkreis positiv etwas tut, dann es es gut, und wir sollten nicht danach schielen, ob es nun in Weißenburg, Gunzenhausen oder Treuchtlingen ist.“ Er sei bereit, eine hohe Arbeits- und Terminbelastung zu tragen, erbitte wohlwollende Begleitung und nehme auch konstruktive Kritik hin.

Wägemann weiß natürlich, dass jetzt viele Gemeinden, Verbände und Vereine den Wunsch haben, dass er sich bei ihnen sehen lässt, und bittet daher um Nachsicht: „Ich bin auch nur ein Mensch. Nicht alle Terminwünsche können gleich erfüllt werden.“ Aber er versprach: „Ich werde alle Themen nacheinander abarbeiten und mich bemühen, das Landkreisschiff in ein sicheres Fahrwasser und eine gute Zukunft zu führen.“

Der Landfrauenchor unter der Leitung von Walter Pöverlein (Degersheim) übermittelte seine musikalischen Glückwünsche und trug einige weihnachtliche Lieder vor, um die Kreispolitiker auf das nahe Fest einzustimmen. Eine große sachliche Debatte gab es am Montag nicht. Eineinhalb Stunden reichten aus, um das Procedere des Übergangs zu erledigen, einschließlich der Vereidigung des für Wägemann auf der CSU-Liste nachrückenden Kreistags Siegbert Mrasek aus Haag bei Treuchtlingen.

Ein Euro mehr für die Feldgeschworenen

Im Eiltempo durchgewunken wurden die von den jeweiligen Ausschüssen schon vorbereiteten Beschlüsse zur Änderung der Naturparkverordung im Bereich von Polsingen (Sondergebiet Biogas auf 11,5 Hektar), zur Änderung der Gebührenordnung der Feldgeschworenen (sie erhalten im neuen Jahr zehn statt bisher neun Euro pro angefangene Stunde), die Schutzzonenänderung im Naturpark Altmühltal (Weißenburger Stadtwald /Windkraftanlagen auf 3,5 Hektar) sowie das Natur- und Umweltprogramm 2012 des Kreises.

Nur eine kurze Diskussion „Was kostet uns das Ganze?“ FW-Kreistags-Fraktionsvorsitzender Josef Miehling bemerkte, die Frage der Finanzierung des neuen Technologietransferzentrums für Kunststoff in Weißenburg sei bisher nur unbefriedigend beantwortet worden. Die Leistung des Landkreises müsse sich „in einem für uns vertretbaren Maß halten“.

Genauso argumentierte Werner Mößner (CSU). Um die Antwort musste der Landrat, der sich für das TTZ schwer ins Zeug gelegt hatte, nicht lange ringen, denn sie nahm ihm Weißenburgs Oberbürgermeister Jürgen Schröppel (SPD) ab, dessen Stadt mit dem Landkreis die Gebäude schaffen muss. Seine offene Antwort: „Wir wissen es noch nicht.“ Noch vor Weihnachten wollen er, der Landrat und weitere Kreisräte nach Teisnach in den Bayerischen Wald fahren, um von dem dortigen Trägerverein des Technologiezentrums mehr zu erfahren, „damit wir etwas Fleisch an den Knochen bringen“.

Wie berichtet, leistet der Freistaat, eine Aufbauhilfe von 7, 5 Millionen Euro für fünf Jahre (Kosten fürPersonal und Labortechnik). Dass an den Kreisräten vorbei nichts vorschnell entschieden wird, das sicherte Wägemann zu: „Es wird ein Vertrauensvorschuss erwartet, aber der Kreistag hat spätestens bei der Etatberatung alles in der Hand.“ Für Wägemann steht fest, „dass wir die Chance, die sich uns bietet, beim Schopf packen müssen“.

Eine kleine Diskussion ergab sich auch noch über die Einrichtung dess Rettungshubschrauberstandorts in Westmittelfranken. Wägemann zeigte sich verwundert über das Vorgehen der Stadt Ansbach, die den Standort jetzt für sich reklamiert obgleich im letzten Jahr alle Städte und Kreise in der Region Westmittelfranken eine Resolution unterschrieben haben, wonach gegenüber der Staatsregierung gemeinsam vorgegangen werden soll und die konkrete Standortfrage erst einer weiteren Prüfung überlassen werden soll.

Einer, der dieses Ausscheren von Ansbach kritisierte, war Kreisrat Heinz Gruber von den Linken. Er appellierte an die Kreistagskollegen der anderen Fraktionen, auf die Freunde in Ansbach einzuwirken. In der Diskussion ist immer noch der Standort Gunzenhausen.

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