Viele Besucher beim Erntedankmarkt am Seezentrum Wald

4.10.2015, 16:10 Uhr
Viele Besucher beim Erntedankmarkt am Seezentrum Wald

© Hannah Priesmeier

Um die 60 Aussteller registrierten die Veranstalter – Stadt Gunzenhausen, Zweckverband Altmühlsee, Bayerischer Bauernverband, Heimatverein Wald – diesmal. Es kam der Einmannstand, die historische Brotbäckerei war präsent, die Kinder hatten ihr Vergnügen, und die Ausstellung der Landmaschinen hatte große "Brummer" zu bieten. Viele Helfer hatten im Vorfeld dafür gesorgt, dass sich das Pavillongelände in einem guten Zustand präsentierte und gerüstet war. Der Bauhof legte sich ebenso ins Zeug wie die Landfrauen und das Team des Reiterhofs "Altmühlsee", um nur einige zu nennen.

Neben dem Kulinarischen und dem Angebot an Verkaufsartikeln kam der eigentliche Anlass des Festes nicht zu kurz. Dafür sorgte der gut besuchte Gottesdienst am Sonntag, den Pfarrer Johannes Wagner zusammen mit dem Posaunenchor Stetten hielt. Der Geistliche erinnerte daran, dass die Ernte der Bauern heuer eher mäßig ausfiel. Wegen der Dürreperiode gab es massive Einbußen, und die Landwirte konnten und können keine guten und gerechten Preise für ihre Waren erzielen, so Wagner. Dennoch könne man stolz auf die Ernte sein, müsse sie aber auch als ein Zeichen für Gottes Güte sehen. Und wer das Danken vergesse, "der wird schnell gedankenlos". Wer dagegen dankbar sei, der gebe auch gerne etwas ab.

Danken nicht vergessen

Der Pfarrer forderte in diesem Zusammenhang dazu auf, "Flüchtlingen zu helfen so gut wir können". Der Ortsgeistliche brachte mit Bibelworten, Erzählungen und einem Anspiel, das drei Konfirmanden gestalteten, zum Ausdruck, dass der Mensch zwar gerne und verständlicherweise nach wirtschaftlichem Erfolg, Sicherheit und Vorsorge strebe, dabei aber seine Mitmenschen und Gott nicht vergessen dürfe. Wer sich im Leben keine Gedanken mache, wie er später vor der letzten Instanz dastehe, der handele wie ein Narr, denn nicht nur das, was man auf dem Bankkonto habe, sei wichtig.

Bürgermeister Karl-Heinz Fitz äußerte sich erfreut, dass die Veranstaltung auf zwei Tage gestreckt wurde. In seiner Begrüßung machte er deutlich, dass das Erntedankfest am Altmühlsee einen überörtlichen Charakter hat. Fitz’ Appell lautete, Gemeinsinn zu zeigen und zusammenzustehen, und er meinte damit in erster Linie die Versorgung von Flüchtlingen. Gunzenhausen werde sich hier nicht wegducken, sondern zu seiner Verantwortung stehen. Es gelte, gute, langfristige Lösungen zu finden, und zwar im Dialog mit den Bürgern. "Wir werden das gut meistern", sagte der Rathauschef und ließ da Merkel’schen Optimismus durchklingen.

BBV-Kreisobmann Friedrich Rottenberger wertete 2015 als extrem für seinen Berufsstand. Die Getreideernte war gut bis zufriedenstellend. Grünland und Mais lieferten jedoch schlechte Resultate, was beim Futterangebot noch lange zu spüren sein wird. Zudem sind die Fleisch- und Milchpreise laut Rottenberger weiter im Keller. In der Folge seien Betriebe weniger zahlungskräftig, und es müssten Entscheidungen getroffen werden bis hin zur Betriebsaufgabe "Uns Landwirten wird derzeit zu viel abverlangt. Um diesen Preis können wir nicht arbeiten. Die Mittel zum Leben und die Erhaltung einer intakten Landschaft haben ihren Preis. Es ist nicht nachvollziehbar, warum dieser wichtigen Arbeit ein gerechter Lohn vorenthalten wird", sagte der BBV-Sprecher. Der Lebensmittelhandel lebe wie die Made im Speck, während die Erzeuger von den Krümeln, die Händler und Verarbeiter übrig lassen, leben sollten. Hier sei ein Umdenken bitter nötig. Rottenberger beließ es aber nicht bei Kritik und Klage, sondern betonte, nach der Ernte 2015 wachse die Erkenntnis, dass es eben nicht selbstverständlich sei, gesund zu sein und immer beste Voraussetzungen vorzufinden. Alles Können und alles Wissen habe seine Grenzen.

Dankbarkeit am Erntedankfest richte den Blick auch auf die Flüchtlinge, die nach Deutschland gekommen seien. Deren große Zahl zeige, dass hier Lebensqualität erwartet werde. "Dass dies nicht selbstverständlich ist, zeigen uns die Bilder, die wir tagtäglich im Fernseher sehen." Bei einem Quiz waren Kenntnisse über die Landwirtschaft gefragt. Hier ein Beispiel: Welchen Preis bekommt derzeit ein Schweinemäster für ein Kilo Schweinefleisch? 1,50, 2,40 oder 5,50 Euro? Die erste Zahl ist korrekt.

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