Von idyllischen Städtchen und fehlenden Markierungen

25.8.2016, 17:30 Uhr
Von idyllischen Städtchen und fehlenden Markierungen

Ich suche mir für meine Tour entlang des Radwegs 5 einen Samstag aus. Deswegen rührt sich allerhand auf den Wegen: Rikschas kommen mir entgegen, aber auch sehr ambitionierte sportliche Radler. Zwiesprache halte ich mit den Graugänsen, von denen ich bei Wald an die hundert in der Wiese erblicken kann. Sehr schön finde ich, dass das Wasserwirtschaftsamt als der Grundeigner in einem Abschnitt ein Dutzend junger Obstbäume gepflanzt hat.

Es ist schön und deshalb baden die Gäste am Strand vor dem Kiosk Mörsach, bei dem mir die „Stromtreter“- Tankstelle auffällt. Ich brauche sie aber an diesem Tag nicht, denn ich habe ordentlich vorgesorgt. Mein E-Bike unterstützt mich problemlos bis an das Ende der 42 Kilometer langen Strecke von Gunzenhausen über Wald, Ornbau, Arberg, Lellenfeld und zurück über die „Seepromenade“ nach Gunzenhausen.

An der Brücke nach dem Mörsacher Kiosk vermisse ich ein Schild, das den 5er-Weg nach rechts über die Brücke leitet, denn die Tour geht rechts vom Überleiter weiter. Übrigens verlässt mich die sichere Schilderführung am Kiosk Gern. Der Grund: Die Schilder im Umfeld von Ornbau sind seit mindestens einem Jahr verschwunden. An der Seestation Gern mache ich gern eine Pause, denn der Biergarten ist wirklich einladend. Man bietet mir sogar einen Strandkorb an, den ich eigentlich nur von meinem letzten Ostseeurlaub her kenne. Die Kastanien machen einen wohltuenden Schatten. Kein Wunder, dass Gern ein Insidertipp für die Ausflügler ist.

Auf dem Holzweg

Auch ohne Beschilderung wage ich den Weg in das idyllische Städtchen Ornbau und drehe eine Runde. Allerdings ist Ornbau zu einer gastronomischen Wüste geworden. Ich finde nur eine Pizzeria, ziehe aber doch lieber weiter. Gottlob habe ich mein Kartenblatt für den Radweg 5 dabei, sodass ich wieder Anschluss finde – allerdings den falschen.

Ich übersehe nach dem Wehr und der Brücke den Hinweis auf die scharfe Linkskurve und strampele zunächst entlang dem Überleiter weiter südlich, bemerke aber, dass ich auf dem Holzweg bin. Also fahre ist zurück und finde doch noch die Anbindung zur Stadtmühle, schlage einen Rechtshaken nach Obermühl sowie Taugenroth (der riesige Pferdehof überrascht mich, denn ich muss gestehen, dass ich das erste Mal in meinem Leben den Ort sehe) und komme nach Wiesethbruck (ein ordentliches Dorf mit sauberem Feuerwehrhaus).

Weil mich der Radweg 5 wegen der unzulänglichen Beschilderung im Ornbauer Bereich unzufrieden gemacht hat, wage ich wenige Tage später einen neuen Anlauf und entscheide mich für eine von mir improvisierte Kurzversion, indem ich nach dem Kiosk Gern einfach geradeaus fahre, um an der Gabelung links abzubiegen.

Die Karte gezückt

Ich lasse also das Städtlein rechts liegen. Gleich danach geht es links einen schmalen Weg zur Brücke über die Hauptstraße, dann – wie gehabt – wieder zweimal extrem nach links und unter der Brücke durch zur Stadtmühle. Dort entscheide ich mich für den allgemeinen Radweg (eine 5er-Markierung gibt es hier bedauerlicherweise nicht) nach Arberg. Er führt kerzengerade die Staatsstraße 2411 entlang in die Marktgemeinde (Obermühl, Taugenroth und Wiesethbruck lasse ich rechts liegen).

Am Ortseingang allerdings suche ich vergeblich den 5er-Weg, dafür lasse ich mich vom großen Schild „Zum Altmühlsee“ verführen. Das war mein Fehler. Man sollte halt doch nicht den breiten Weg der Versuchung gehen, sondern den schmalen Weg der Tugend. Ich kehre um und fahre nach Karte in den Ort, wo ich am Kriegerdenkmal das richtige Schild entdecke, das mir die Sicherheit gibt. Man mag darüber streiten, ob die Gestaltung des Platzes mit viel Kalksteinen gelungen ist, schön ist die Anlage trotzdem, vor allem der Brunnen mit Sitzgruppe und Infostand sprechen mich an.

Die steil aufsteigende „Bauerngasse“ fordert mich sportlich. Ich habe den Eindruck, dass die Namensgebung der Straßen nicht stimmt, denn links ab geht es in den „Bergweg“. Ich bilde mir fest ein, ich sei auf dem richtigen Bergweg. Bald danach aber biege ich auf einen herrlichen Waldweg ein, der mir entlang der „Sonnenleite“ lange Zeit Schatten spendet. Nun bin ich wieder einmal als „Müllschlucker“ gefordert. Man glaubt ja nicht, was die Menschen so alles wegwerfen, was sie gerne bis zum nächsten Abfallkorb hätten transportieren können. Aber was soll ich mich aufregen, ich füge mich in mein Schicksal und rede mir ein, ein „Umweltengel auf Rädern“ zu sein.

Weil ich den Doktor Ulli Braune aus Gunzenhausen gut kenne, gefällt es mir, dass er eine Bank gespendet hat, die der Obst- und Gartenbauverein Lellenfeld am Ortsende aufgestellt hat. „Die dankbaren Reiter“ lassen mit einem Messingschildchen grüßen: „Ob Haben oder Soll – die U.B. Bank ist toll.“ Auf der jetzt kommenden abfallenden Strecke erreiche ich meine Spitzengeschwindigkeit. Auch ohne viel Anlauf komme ich auf 60,3 Sachen. Zugegeben: ich bücke mich über meinen Lenker, um zu beschleunigen. Auf dem Weg sehe ich seitlich einige Schilder mit Namen von lokalen Größen. Und weil ich wieder als Müllsammler vom Rad absteigen muss, fällt mir ein, dass die genannten Radler, so sich noch am Leben sind, ja einmal ihren Weg abfahren könnten, um ihn zu säubern.

Lang, aber sehr schön

Nach Oberhambach verleitet mich das grüne Radlersymbol nach links (Mörsach), doch ich kann mich noch korrigieren. Besser wäre es natürlich, es wäre dort an der geradewegs nach Steinabühl führenden Straße ein zusätzliches Schild „5“ angebracht. Es gäbe mir Sicherheit, richtig unterwegs zu sein. Auf einem schnurgeraden Wirtschaftsweg komme ich nach Unterwurmbach, wo ich erst auf den zweiten Blick den weiteren Verlauf erkenne.

Daheim schwärme ich meiner Frau von dem langen, aber doch sehr schönen 5er-Radweg vor, der offiziell mit 42 Kilometern Länge angegeben wird. Und nichts schätze ich als Radler mehr als die abendliche Ruhe, die von den Dörfern und der sie umgebenden Natur ausgeht.

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