Was denkt Artur Auernhammer zur Ehe für alle?

28.6.2017, 17:47 Uhr
Was denkt Artur Auernhammer zur Ehe für alle?

© Monika Skolimowska/dpa

Kanzlerin Angela Merkel hat den Stein mit der Bemerkung, dass sie die Frage der vollen Gleichstellung homosexueller Partnerschaften als eine Gewissensentscheidung der Abgeordneten betrachte, ins Rollen gebracht. Diese eher beiläufige Kurskorrektur der CDU-Chefin nahm die SPD dankbar auf. Die nun sehr überstürzt kommende Abstimmung stößt nicht bei allen Abgeordneten auf Zustimmung, so geht es etwa dem hiesigen CSU-Bundestagsabgeordneten Artur Auernhammer.

Altmühl-Bote: Herr Auernhammer, wie sehen sie die Frage der Ehe für alle persönlich?

Artur Auernhammer: Wir haben zu dieser Thematik in den vergangenen 20 bis 30 Jahren einen gesellschaftlichen Prozess hinter uns. Die Lebenswirklichkeit ist in der Gesellschaft angekommen. Mir persönlich geht es darum, dass diese Debatte, die wir seit 48 Stunden haben und die nächsten 24 Stunden noch haben, dem Thema nicht gerecht wird. Wir müssen viel zu schnell entscheiden.

Altmühl-Bote: Aber das Thema steht schon lange im Raum, man hätte sich längst eine eigene Meinung bilden können.

Was denkt Artur Auernhammer zur Ehe für alle?

© Tobias Koch

Artur Auernhammer: Entscheidend ist für mich der Begriff Ehe für alle. Daran stoße ich mich am meisten. Die gleichgeschlechtliche Verbindung Lebenspartnerschaft oder Lebensbund zu nennen, das ist etwas anderes. Aber eine Ehe schließen für mich ein Mann und eine Frau, eigene Kinder gehören dazu und die kirchliche Bestätigung der Verbindung.

In der Sache geht es jetzt ja eigentlich nur noch um das Adoptionsrecht. Natürlich gibt es hier Beispiele, dass es Kindern bei gleichgeschlechtlichen Paaren besser haben als etwa in einer Familie, in der die Eltern Alkoholiker oder Drogenabhängige sind. Die Frage ist doch, wie werden die Kinder in der Öffentlichkeit, in der Schule, in der Kita behandelt. Ist die Gesellschaft schon soweit, das auch zu akzeptieren?

Altmühl-Bote In Berlin oder Hamburg ist das sicher kein Problem. Sie meinen wahrscheinlich eher ländliche Regionen?

Artur Auernhammer: Ich denke da etwa an meinen Wahlkreis.

Altmühl-Bote: Wenn es jetzt am Freitag zu einer Abstimmung im Bundestag kommt, und danach sieht es ja aus, wie werden Sie sich entscheiden?

Artur Auernhammer: Die Abstimmung soll kommen, der Rechtsausschuss hat es gerade mit den Stimmen der Linken, Grünen und der SPD durchgewunken. Ich halte das für einen Koalitionsbruch der SPD. Wie ich selbst abstimmen werde, da bin ich noch nicht abschließend zu einem Urteil gekommen. Da muss ich noch mit mir ringen. Gut ist auf jeden Fall, dass bei dieser sehr emotionalen Frage jeder Abgeordnete nach seinem Gewissen entscheiden kann, ganz ohne parteipolitische Spielchen.

Das Thema ist von der SPD aus einer Notlage heraus politisch sehr schnell hochgefahren. Der Grund liegt in den schlechten Umfragewerten der Sozialdemokratie. Diese wichtige Frage jetzt in der letzten Sitzungswoche vor der Sommerpause noch durchzuzwingen, wird ihr nicht gerecht. Das ist das Dramatische daran, und die Strategie, die dahintersteht. Dass die Kanzlerin die Abstimmung jetzt zulässt, ist vielleicht der Diskussion geschuldet, dass man die Frage der gleichgeschlechtlichen Partnerschaft ad acta legen will. Es ist zu emotional belastet, um im Wahlkampf missbraucht zu werden.

 

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