Weg aus München: Schulamt in Gunzenhausen wächst

18.8.2017, 06:00 Uhr
Weg aus München: Schulamt in Gunzenhausen wächst

© Jürgen Eisenbrand

"Ich bin gut und glücklich hier angekommen", strahlt die frühere Lehrerin. Sie sei in Altmühlfranken "sehr herzlich und offen empfangen worden" - und zwar im Amt wie auch außerhalb, etwa vom Vermieter und von den Nachbarn.

Den etwas zweifelhaften Ruf der Franken als eher maulfaul und wenig aufgeschlossen kann sie überhaupt nicht nachvollziehen: "Da stapeln die Leute wirklich tief, ich erlebe die Franken als sehr offen und freundlich. Sie sind positiv neugierig und hilfsbereit, wenn man sie etwas fragt; und sie sind sehr interessiert, wenn sie hören, dass ich beim Landesamt arbeite."

Am Wasser zur Arbeit fahren

Das pralle Kultur- und Freizeitangebot der Landeshauptstadt hat sie in den ersten Wochen überhaupt nicht vermisst: "Die Radltour war da, überall sind Kirchweihen - ich habe wirklich nicht das Gefühl, dass hier wenig los ist."

Meike Fehrs schwärmt von der Landschaft in Altmühlfranken - und ganz besonders von ihrem Radweg zur Arbeit, der sie von Muhr am Altmühlsee entlang nach Gunzenhausen führt. "Ich liebe das Wasser", sagt die gebürtige Norddeutsche, und ihre Kollegin, die aus dem wahrlich wunderschönen Chiemgau stammt und ebenfalls aus München hierher zog, stößt ins gleiche Horn: Sie habe schon in den ersten Tagen einen wunderschönen Sonnenuntergang in Schlungenhof erlebt - alles sei gut in Gunzenhausen.

Inzwischen 17 Mitarbeiter im Amt

Lobeshymnen auf die neue Heimat, die Karin Vedder vermutlich gerne hört. Die Regierungsdirektorin leitet das ursprünglich fünfköpfige Aufbauteam, das seit Ende 2016 die schrittweise Verlagerung von Dienststellen nach Gunzenhausen vorbereitet.

Aus den fünf Vorkämpfern, die anfangs in dem großen Industriebau in der Stuttgarter Straße recht verloren wirkten, sind inzwischen 17 Mitarbeiter geworden, neun davon in jener Zeugnisanerkennungsstelle, in der Meike Fehrs und ihre Kollegen für die Bewertung von schulischen Abschlusszeugnissen zuständig sind - insbesondere von Menschen aus Osteuropa, Afrika, Asien und Lateinamerika. Entsprechend bunt ist die Klientel, die seit Anfang August im Ämter-Provisorium ein- und ausgeht: "Wir hatten schon Besucher aus Japan, Peru oder Syrien", zählt Vedder als Beispiele auf.

Weg aus München: Schulamt in Gunzenhausen wächst

© Wolfgang Dressler

Bis Ende des Jahres soll sich die Zahl der Mitarbeiter in der Ostvorstadt auf 35 fast verdoppeln, allein zehn Stellen gehen dabei auf das Konto des Prüfungsamtes, das die Staatsexamen angehender Lehrer prüft, allerdings auch künftig direkt dem Ministerium in München unterstehen wird. Und im nächsten Jahr, wenn die Abteilung Schulfinanzierung hier ihren Dienst aufnimmt, wird sich die im Aufbau befindliche Behörde über das Erdgeschoss hinaus in den ersten Stock des Gebäudes ausbreiten.

Etwa 130 Mitarbeiter wird das Landesamt nach der auf mehrere Jahre gestreckten Verlagerung haben, und seinen endgültigen Dienstsitz soll es in einem auf 25 Millionen Euro geschätzten Neubau auf dem Gelände des "Haus Silo" an der Ecke Bahnhof-/Nürnberger Straße nehmen.

Noch viel zu tun

Bis dahin haben Karin Vedder und ihr Aufbauteam allerdings noch alle Hände voll zu tun: Stellen ausschreiben, Bewerbungen sichten, Bewerbungsgespräche führen (und dabei den Kandidaten den Dienstsitz Gunzenhausen schmackhaft machen), Büroausstattungen beschaffen, kleine bauliche Veränderungen planen, eine IT-Infrastuktur aufbauen - diese Liste könnte man noch deutlich weiterspinnen. "Immer noch spannend", sei das, sagt Vedder, die vor der Pionierarbeit in ihrer Heimatstadt Gunzenhausen als Justiziarin im Landratsamt in Weißenburg tätig war. "Und es ist noch vielfältiger, als ich zunächst gedacht hatte. Je tiefer man in die Materie eindringt, desto mehr Aufgaben tun sich auf."

Bewerber lockt "besondere Aufgabe"

Diese Haltung, die Lust auf einen außergewöhnlich spannenden Beamtenjob, beobachtet Vedder übrigens auch bei ihren Bewerbern: "Wir können damit punkten, in Gunzenhausen eine besondere Aufgabe anbieten zu können", sagt sie. Und dies lockt nicht etwa nur junge, ungebundene Bewerber: "Der Altersschwerpunkt liegt um die 40, aber wir haben auch 60-Jährige, die aus der Region kommen, in Nürnberg arbeiten und jetzt noch einmal etwas Neues machen wollen."

Wenn dereinst die Aufbauarbeit beendet und der Umzug der Behörden und Dienststellen, die zunächst häufig noch auf zwei Standorte verteilt sind, nach Gunzenhausen abgeschlossen sein wird, wird aus den jetzigen "Pionieren" wohl die Abteilung "Allgemeine Verwaltung", zuständig unter anderem für das Personalwesen. Bis dahin werden mehrere Jahre ins Land gehen, und es bleibt zu hoffen, dass dann möglichst viele der Landesamt-Mitarbeiter ein ähnlich positives Grundgefühl haben wie derzeit Meike Fehrs: in einer schönen Region gut angekommen und aufgenommen worden zu sein.

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