Werbetrommel für Craft gerührt

24.4.2017, 08:05 Uhr
Werbetrommel für Craft gerührt

© Wolfgang Dressler

Bei Craftbier ist alles etwas anders. Die Welle ist längst aus den USA nach Deutschland geschwappt und soll hier ebenso "einschlagen". Kenner der Szene sprechen allerdings davon, dass "Craft" in den Vereinigten Staaten bereits seinen Höhepunkt überschritten hat. Davon kann hierzulande noch keine Rede sein. Die Craftbiere müssen erst noch ihre Freunde finden und die Märkte erobern. Und genau dazu diente das erste "Spalter CraftBier-Fest". Es lockte rund 200 Besucher an und war bereits Tage vorher ausverkauft.

Zu dem bierigen Event hatte das Spalter Kommunalunternehmen fünf andere Brauereien mit ins Boot genommen. Das waren die Braumanufaktur Hertl (Schlüsselfeld), die Hopferei Hertrich (Feucht) sowie die drei Nürnberger Spezialbrauereien New Beer Generation, Eppelein & Friends und Ravenkraft. Moderator Alexander Höhn (Ellingen) strengte sich mächtig an, damit die Bierliebhaber auf den rechten Craft-Geschmack kamen. Er rühmte das Bierland Bayern (624 Brauereien) und noch mehr Franken (300 Produktionsstätten) über den grünen Klee und gab auch gleich die Richtung des Abends vor: "gegen die Massenbierhaltung".

Vertreter der sechs beteiligten Brauereien hatten die Möglichkeit, sich selbst und ihre Häuser zu charakterisieren. Da schwang internationales Flair mit. Ein Brauer kommt aus Südkorea, ein anderer aus den Vereinigten Staaten, ein dritter aus Mexiko. Aber natürlich geht es auch beim Craftbier bodenständig und fränkisch-nüchtern-realistisch zu: Er habe halt mal was ausprobieren wollen, erzählte einer der Beteiligten. Der Kunde entscheide dann, ob er es mag oder nicht. Und: "Viele probieren es aus, und manche bleiben dabei." Ein zweiter Brauer betonte, man mache alles, wirklich alles selbst.

Ein bisschen verspielt und sehr innovativ ist die Szene jedenfalls. Das erkennt man auch an den Biernamen. Da war etwa von "Zauberin Red Ale", "Weißer Hai", "Franconian Amber" und "Alexander Herrmanns Motoröl" die Rede. Alexander Höhn erkannte so manchen "Hochkaräter", ließ aber auch durchblicken, dass man sich vor zu viel Alkoholkonsum hüten solle. Hier könne so manches Bier doch eine durchschlagende Wirkung erzielen.

Ein Gemeinschaftsprodukt

Außerdem fiel auf: Die Craftbrauer haben keine Scheu vor Kooperationen. Für die Entwicklung des "Hellen Hans" etwa arbeitete die Spalter Brauerei mit der New Beer Generation (NBG) zusammen. Wie das vonstatten ging, erzählte NBG-Mitarbeiter Mark Zunkel. Entstanden ist ein kalt gehopftes, unfiltriertes Helles, das in der Lagerung nochmal mit einem feinen Hopfen veredelt wird. "Leicht prickelnd, frisch und feinfruchtig, im Aroma citrus, blumig und beerig", das Ganze mit fünf Prozent Alkohol, so die Information auf der Bierkarte an diesem Abend. Die Erkenntnis ist nicht neu: Probieren geht über Studieren. Deshalb bekamen die Besucher auch gleich zu Beginn vier Gutscheine, um sich kostenlose Proben an den Bierständen abholen zu können.

Werbetrommel für Craft gerührt

© Wolfgang Dressler

Auf viel Kundschaft, die sich am "Hellen Hans" laben will, hoffen Braumeister Uwe Schulz und Martin Haberkorn seitens der Stadtbrauerei. Sie sind mächtig stolz auf das neue Produkt. Die Biersommeliers Markus Böhm und Sabrina Müller (HopfenBierGut) bestätigten ihm Qualität und Geschmack, ließen aber auch die anderen Craftbiere hochleben. So taten es auch kraft Amtes die Fränkische Bierkönigin Christina Pollnick (Münchberg/Oberfranken) und die scheidende Spalter Bierkönigin Julia Baierlein (Wernfels). Letztere erhielt vom Saal ein nachträgliches Geburtstagsständchen und berichtete, in ihrer zweijährigen Amtszeit sei das Spalter Hopfenzupferfest ein besonderes Erlebnis gewesen.

Nicht ganz so strahlend waren zunächst die Gesichter der Bandmitglieder von "D’Raith Schwestern und da Blaimer". Die Musiker sind wirklich spitze, sie haben sich mit "traditioneller Volksmusik aus der Oberpfalz" einen Namen in ganz Bayern gemacht und zählen zu den beliebtesten Mundartgruppen im Freistaat und darüber hinaus. In der Fasswichs jedoch war die Erwartungshaltung nur teilweise auf ein Konzert mit allem Drum und Dran ausgerichtet, viele Gäste wollte sich dem Biergenuss und dem recht lautstarken Gespräch mit den Nachbarn hingeben. Tanja und Susi Raith, Gitarrist Andi Blaimer und die "Heart Boys" hatten einige Mühe, ihre große Klasse unter Beweis zu stellen.

 

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