Wichtiger neuer Baustein in der Bildungsregion

27.2.2015, 07:00 Uhr
Wichtiger neuer Baustein in der Bildungsregion

© Eisenbrand

Gerade in den letzten Tagen vor dem Startschuss hatte die Koordinatorin der Weiterbildungsmaßnahme, die Gunzenhäuser Rechtsanwältin Christine Krieg (Meyerhuber Rechtsanwälte Partnerschaft), alle Hände voll zu tun: Viele der zwölf beteiligten Firmen meldeten ihre Azubis erst in letzter Minute zur „Akademie“ an. „Da haben sie in der Kanzlei ganz schön rotiert“, schmunzelt Andrea Rübenach.

Mit der hiesigen Azubi-Akademie konnte sie den letzten weißen Fleck von der mittelfränkischen Landkarte tilgen, sagt Rübenach: „Jetzt sind wir der einzige Regierungsbezirk in Bayern, in dem das Modell flächendeckend angeboten wird.“ Ein Modell, das der bayerische BDS-Präsident Ingolf S. Brauner einst zusammen mit einigen Unternehmern bei einem Bierchen entwickelt hat, das seit 2006 im Freistaat läuft, und das seitdem nach dem Prinzip „Geben und Nehmen“ für Auszubildende und Ausbildungsbetriebe kostenlos angeboten wird. Gefordert sei von den Firmen „nur Engagement“, so Brauner.

Dahinter steckt die Idee, dass jedes Unternehmen, das Lehrlinge in die „Akademie“ schickt, auch eines der sieben von ihnen selbst per Mehrheitsvotum gesetzten Themen-Module lehrt. Dazu treffen sich die jungen Menschen aus verschiedensten Branchen und Lehrjahren alle drei Wochen einen Vormittag lang in einer der Firmen und „lernen dort Dinge, die sie während ihrer Ausbildung sonst nirgendwo lernen würden“, wie es Andrea Rübenach formuliert. Dazu gehören etwa „Konfliktbewältigung und Gesprächsführung“, „Zeit-, Arbeitsplatz- und Selbstorganisation“, „IT-Sicherheit“ und – laut Rübenach stets besonders gefragt – „Business-Knigge“; sprich: Wie verhalte ich mich gegenüber Vorgesetzten, Kollegen und Kunden korrekt.

Los ging’s in dieser Woche allerdings mit einem anderen wichtigen Thema: Katja Laux und Oliver Slany von der Sparkasse Mittelfranken-Süd gestalteten einen „Meine Finanzen – Überschuldungsprävention“ genannten Workshop. Denn der Umgang mit dem eigenen, meist nicht sehr reichlich vorhandenen Geld sei „ein großes Problem bei jungen Leuten“, sagt Andrea Rübenach. Smartphone, Führerschein, Auto, Wohnung und (womöglich unnötige) Versicherungen – da ist offenbar nur allzu oft am Ende des Geldes noch reichlich Monat übrig.

Von den Gründungsmitgliedern der BDS-Azubi-Akademie kommen gleich mehrere aus dem Raum Gunzenhausen: Neben der bereits erwähnten Kanzlei Meyerhuber Rechtsanwälte Partnerschaft sind dies der IT-Spezialist Hetzner Online, der Technologie-Konzern Sanmina-SCI, der Wälzlager-Hersteller Schaeffler und der Kunststoff-Verarbeiter RF Plast. Hinzu kommen das Klinikum Altmühlfranken, das Landratsamt, die Raiffeisenbank Weißenburg-Gunzenhausen, die Alfmeier Präzision AG (Treuchtlingen), die Gutmann Aluminium Draht GmbH und das Nähzentrum Regner (beide Weißenburg) sowie der Metall-Bearbeiter Schwill aus Osterdorf bei Pappenheim.

Nach dem Start der BDS AzubiAkademie dieses Frühjahr wird es dann ab September jährlich über den Zeitraum eines ganzen Schuljahres weitergehen, und es können sich auch weitere Betriebe mit ihren Auszubildenden beteiligen. Dabei achten die Organisatoren darauf, dass sich möglichst wenige Module im Zeitraum von zwei bis drei Jahren wiederholen, damit Auszubildende, die länger am Projekt teilnehmen, gefordert bleiben und zusätzliches Wissen erhalten. Belohnt werden die jungen Leute mit einem Teilnahmezertifikat, das ihnen Landrat Gerhard Wägemann persönlich überreichen wird.

Der freute sich anlässlich des Startschusses in dieser Woche sichtlich über das neue Lernangebot: „Die BDS Azubi-Akademie ist ein wichtiger neuer Baustein in unserer Bildungsregion. Wir freuen uns, dass das Interesse von Anfang an so groß ist. Dieses Projekt ist ein Gewinn für alle Seiten.“ Er sei überzeugt, „dass sich die BDS Azubi-Akademie hier fest eta­blieren wird“, und wünschte sich von den Teilnehmern vor allem eines: „Erzählen Sie weiter, was hier passiert, damit die Firmen merken, dass das eine wichtige Einrichtung ist.“ Und damit Andrea Rübenach weiter staunen kann über den Ansturm auf ihr zusätzliches Bildungsangebot im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen.

Keine Kommentare