Wolframs-Eschenbach: Salutschüsse zum Namenstag

28.5.2017, 16:19 Uhr
Wolframs-Eschenbach: Salutschüsse zum Namenstag

© Marianne Natalis

Angeführt von der Knabenkapelle Dinkelsbühl setzte sich bei strahlendem Sonnenschein der Festzug in Bewegung. Unter den zahlreichen Ehrengästen, die das kurze Stück vom Oberen Tor zum Kirchhof mitliefen, waren auch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann und seine könig-liche Hoheit Prinz Christoph von Bayern. Dessen Urgroßvater König Ludwig III. hatte am 19. Mai 1917 per königlichem Dekret die Namensänderung veranlasst (wir berichteten).

Bereits am eigentlichen Tag hatte die Stadt Wolframs-Eschenbach das historische Datum mit einem Festakt würdig begangen. Stadtheimatpfleger Oskar Geidner und Professor Dr. Horst Brunner hatten in ihren Vorträgen den Hintergrund der Umbenennenung beleuchtet. Letztendlich zu verdanken ist sie Dr. Johann Baptist Kurz, der 1916 in seiner Doktorarbeit "Heimat und Geschlecht Wolfram von Eschenbach" letzte Zweifel an der Herkunft des berühmten Dichters ausräumte.

Als Wolfram von Eschenbach um 1170 das Licht der Welt erblickte, lag das kleine Örtchen Obereschenbach direkt an der viel genutzten Straße nach Nürnberg, das nur einen Tagesritt entfernt lag. Schon früh muss Wolfram, so Bürgermeister Michael Dörr, hier "mit der ritterlichen Welt" in Berührung gekommen sein. Er wurde, neben Walter von der Vogelweide, der wichtigste Dichter seiner Zeit. "Parzival" und "Willehalm" stammen aus seiner Feder. Vor allem das letztere Werk zeichnet sich durch einen sehr toleranten Blick auf den Islam aus. Schon damals ungewöhnlich, hat das Werk nicht zuletzt deshalb "auch nach 800 Jahren nichts von seiner Aktualität verloren", so der Bürgermeister, der nicht extra betonten muss, dass Wolframs-Eschenbach "stolz darauf ist, Heimat eines der berühmtesten und größten Künstlers, die Franken je hervorgebracht hat, zu sein".

Mit Geschichte punkten

Dass die Umbenennung der Stadt so groß gefeiert wird, versteht sich für den Bürgermeister von selbst. Schließlich hebt sich der Ort seitdem von allen anderen Eschenbachs als einzigartig ab und punktete dabei auch gleichzeitig noch mit seiner Geschichte. Die Namensänderung reiht sich denn für Dörr auch nahtlos ein in die Reihe der wichtigsten Ereignisse für die Stadt, zu denen er noch die Geburt des Minnesängers und die Ankunft des Deutschen Ordens um das Jahr 1212 zählt.

Von einem "historischen Moment" sprach Bayerns Innenminister Joachim Herrmann in seiner Festrede. Der neue Name bringe noch heute die "tiefe Verbundenheit" der Eschenbacher mit dem Ausnahmekünstler Wolfram von Eschenbach zum Ausdruck. Urkundlich lasse sich die Familie derer von Eschenbach zwar erst nach dem Tod des Minnesängers nachweisen, doch an seiner Herkunft gibt es laut Herrmann überhaupt keinen Zweifel.

Wolfram von Eschenbach gibt den großen Namen, der Deutsche Orden die dazugehörigen Fassaden: Noch heute besticht der Ort mit seinem "harmonischen Stadtbild" und seiner "großartigen historischen Altstadt". Eine Altstadt, die nicht zuletzt mit Mitteln der Städtebauförderung erhalten wurde.

Natürlich gilt es, das Erbe, die stolze Vergangenheit, zu bewahren. Man dürfe jedoch nicht nur zurückblicken, sondern müsse auch an der Zukunft bauen. Wolframs-Eschenbach habe das verstanden und biete nun "Raum für eine vitale örtliche Gemeinschaft". Der Innenminister wörtlich: "Hier lässt es sich gut leben!"

Ein Name, merkte schließlich noch der Ansbacher Landrat Jürgen Ludwig in seinem kurzen Grußwort an, "vermittelt Identität und ist Ausdruck der Individualität". Im Falle von Wolframs-Eschenbach verweise er nicht nur auf den berühmtesten Sohn der Stadt, sondern gebe den Bürgern auch eine ganz besondere Verbindung zu ihrer Geschichte.

Einen  donnernden Schlusspunkt setzte die "Historische Deutschorden-Compagnie zu Mergentheim" unter den offiziellen Teil. Die Männer in ihren historischen Kostümen waren bereits im Zug mitgelaufen und eröffneten nun das Bürgerfest mit Salutschüssen und Pulverdampf.

 

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