Wunsch nach plastikfreiem Gunzenhausen

27.12.2018, 16:50 Uhr
Wunsch nach plastikfreiem Gunzenhausen

© Jürgen Eisenbrand

"Wie ein Tsunami" schwappt die Plastikflut laut Schnell derzeit über die Erde. Seit den 1950er-Jahren wurden weltweit über acht Milliarden Tonnen Plastik produziert, die Hälfte davon in den vergangenen 13 Jahren. Davon recycelt wurde nur ein Bruchteil, fast 80 Prozent landen auf dem Müll — mit "fatalsten Folgen für unsere Natur". Allein in den Weltmeeren kosten die Plastikabfälle jährlich Zehntausenden von Meerestieren das Leben. Seevögel halten die kleinen Teile für Nahrung, Delfine verfangen sich in alten Fischernetzen.

In Deutschland fielen 2016 18,16 Millionen Tonnen Plastikmüll an. Das sind rund 220,5 Kilogramm pro Kopf und deutlich über dem europäischen Durchschnitt von 167,3 Kilogramm pro Kopf. 47 Prozent davon gehen auf das Konto der privaten Verbraucher, 2017 waren das 37 Kilogramm Plastikmüll pro Kopf.

Die rund 16 500 Einwohner von Gunzenhausen haben somit, rechnete Schnell hoch, im vergangenen Jahr 610 500 Kilogramm Plastikmüll produziert. Eine Menge, die nach seinen Worten "mehr als den gesamten Marktplatz fluten würde".

"Diesem Plastikwahnsinn Einhalt zu gebieten", ist für den Grünen jeder einzelne Mensch gefordert. Wer einkaufen geht, sollte sich seiner Macht bewusst sein, die er durch seine Kaufentscheidung hat. Und die fängt dort an, wo sich der Verbraucher für plastikfreie Ware entscheidet. Leicht verzichten lässt sich für Schnell auf Zahncremes, Shampoos oder Duschgels mit Mikroplastik, und auch im Supermarkt kann man Akzente setzen und die überflüssige Verpackung vor Ort lassen. Den so entstehenden Druck, hofft der Grünen-Stadtrat, werden die Geschäftsinhaber an die großen Ketten weitergeben.

Auch Einzelhandel und Stadtmarketingverein sollten sich bei ihren Mitgliedern massiv dafür einsetzen, auf überflüssigen und sinnlosen Plastikmüll zu verzichten. So könnten zum Abwiegen auch Papiertüten genommen werden.

Aber auch die Stadt selbst ist gefordert. 40 bis 60 Prozent der öffentlichen Beschaffungen entfallen auf die Kommunen, das reicht vom Büromaterial über Reinigungsmittel bis hin zu Straßenbelägen. Ein kleiner Anfang wäre es für Schnell, wenn im Rathaus künftig statt Heftleisten aus Plastik solche aus Pappe verwendet werden.

Und eigentlich hatte Schnell für die Stadt auch schon ein Lob auf den Lippen. Glaubte er doch, dass sie schon seit Jahren Stofftaschen verteile. Doch das musste er postwendend zurücknehmen: Denn in der Jahresabschlusssitzung wurden im Rahmen der Ehrung langjähriger Stadträte unter anderem Taschen verteilt: aus blauem Polyethylen.

"Den Blick zu schärfen, bewusster einzukaufen und auf Überflüssiges zu verzichten", das wünscht sich Schnell von jedem Einzelnen. Dass ein kompletter Plastikverzicht nicht sofort umzusetzen ist, das ist auch dem Grünen klar. Er plädiert deshalb dafür, dass jeder "sein eigenes Tempo herausfinden" solle und damit in diesem Rahmen schon viel für die Umwelt leisten könne.

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