Zahl der Schwammspinner-Gelege ist alarmierend

18.3.2019, 17:06 Uhr
Zahl der Schwammspinner-Gelege ist alarmierend

© Herbert Kraus

Die Fachleute des Bereichs Forsten des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Weißenburg-Gunzenhausen, Jürgen Stemmer, Ludwig Schmidbauer, Bernd Kraus und Bernhard Leidel standen bereit, um möglichst umfassend über die Problematik zu informieren. Noch bis vor kurzem spielte der Schwammspinner, ein eher unscheinbarer Schmetterling, in der hiesigen Region kaum eine Rolle. Er war zwar in den Wäldern in geringer Zahl vorhanden, stellte aber keine Gefahr dar.

Seit dem Jahr 2017 änderte sich das dramatisch. Mittlerweile bedroht der Schädling die Laubwälder rund um Pfofeld, Theilenhofen, Dittenheim und Gunzenhausen. In Gunzenhausen gab es zum Thema Anfang der Woche eine sehr gut besuchte Bürgerversammlung (wir berichteten).

Der Leiter des Gunzenhäuser Forstamts, Jürgen Stemmer, führte mithilfe einer Powerpointpräsentation systematisch durch die komplexe und durch viele Faktoren beeinflusste Materie. Zunächst ging er dabei auf den Kahlfraß im Gunzenhäuser Burgstallwald im vergangenen Jahr ein und das Problem, dass dort nun Eigelege in unglaublich hoher Zahl an den Bäumen kleben. Ein weiterer Kahlfraß könnte die Folge sein.

Bestände an den Hängen zwischen Unterasbach und Gunzenhausen wurden 2018 ebenfalls kahlgefressen. Selbst vor Nadelbäumen, die im Gegensatz zur Eiche nicht mehr austreiben, schreckten die hungrigen Raupen nicht zurück.

Ausbruch ist wetterabhängig

Stichprobenuntersuchungen des Bayerischen Landesamtes für Wald- und Forstwirtschaft (LWF) ergaben in vielen Eichenwaldflächen der östlich und südöstlich von Gunzenhausen gelegenen Gemeinden 4 bis 28 Gelege pro Baum und einer Höhe bis zu zwei Metern. Laut Stemmer ein alarmierendes Ergebnis.

"Wann und in welchem Zeitraum die Tiere fressen werden, hängt sehr stark vom Wetter ab", so die Aussage des Fachmanns. Er bot den betroffenen Waldbesitzern Hilfe an. Die Eigentümer der Gefährdungsgebiete werden nach seinen Aussagen zeitnah von der Forstbehörde ein Schreiben mit Anhang erhalten. Damit könnten sie einen Antrag auf Behandlung ihrer Waldfläche mit dem Häutungsbeschleuniger Mimic beantragen. Die Anmeldefrist endet am Montag, 1. April, um 13 Uhr.

Bei einem Einsatz von Mimic, einem sogenannten Fraßinsektizid, hören die Raupen nach kurzer Zeit auf zu fressen. Für Bienen, Marienkäfer, Laufkäfer, Milben, Florfliegen, Schlupfwespen und Warmblütler sei das Mittel ungefährlich, für Fisch- und Fischnährtiere jedoch giftig. In Absprache mit Naturschutzbehörden werden naturschutzrelevante Flächen, offene Wasserflächen und Pufferflächen, aus der Behandlung herausgenommen.

Die Bekämpfung muss, erfuhren die Waldbauern weiter, bei windarmem, trockenem Wetter mittels Hubschrauber gegen Ende April, Anfang Mai durchgeführt werden. Die Kosten übernimmt die Forstbehörde.

Haben die Waldbesitzer einen Antrag gestellt, erhalten sie keine weitere Rückmeldung. Erst nach dem Hubschraubereinsatz bekommen sie eine Dokumentation des Einsatzes. "Ein Rechtsanspruch auf Behandlung besteht nicht", betonte Stemmer, bestimmte Ausschlusskriterien könnten den Einsatz von Mimic sogar verbieten.

Falls es zur Bekämpfung kommt, wird das betroffene Gebiet rechtzeitig durch Forstleute und Helfer abgesperrt. Spaziergänger werden abgewiesen. Außerdem dürfen in den besprühten Wäldern in den folgenden drei Wochen keine Pilze und Beeren gesammelt werden.

Bienenzüchter werden kurzfristig informiert. Sie sollten am Behandlungstag morgens um 6 Uhr bis zum Abend die Fluglöcher der Völker schließen. Zudem steht bei Bedarf die Frickenfelder Heide vorübergehend als Ausweichquartier zur Verfügung, Ansprechpartner ist hier Revierleiter Franz Eitel (Absberg).

Zu viel Chemie, zu wenig Natur

In der anschließenden Diskussion monierte eine Teilnehmerin, dass sehr einseitig auf die Möglichkeit der chemischen Bekämpfung des Schwammspinners hingewiesen worden sei, ein möglicher natürlicher Zusammenbruch der Population durch natürliche Faktoren wie Pilze, Viren, Bakterien, Schlupfwespen und andere, sei dagegen zu wenig zur Sprache gekommen.

Mehrere Waldbesitzer wollten wissen, nach welchen Kriterien sie sich für oder gegen eine Bekämpfung entscheiden sollten. Förster Bernd Kraus machte deutlich, dass dies von der Anzahl der Gelege, der Vitalität des Bestandes, eventueller Vorschäden aus den Vorjahren, von der Wasser- und Nährstoffversorgung, der Hanglage, vom Alter, der Baumartenzusammensetzung und besonders vom zu erwartenden Wetter abhänge. Gesunde Bestände würden mehr aushalten als geschwächte. Kahlgefressene Nadelbäume innerhalb der Eichenwälder würden unweigerlich absterben. Lediglich die Kiefer würde nicht befallen.

Auch Fressfeinde wie Vögel, Brackwespen, Raupenfliegen, Laufkäfer und die Aktivität von Pilzen, Viren und Bakterien, könnten die Population der Schädlinge erheblich beeinflussen. Erst das Zusammenspiel all dieser Faktoren lasse eine Entscheidung zu, die sich aber durchaus im Nachhinein als falsch erweisen könnte. Keiner könne schließlich im März voraussagen, welches Wetter der Frühling bringe. "Der Waldbesitzer muss abwägen und verantwortungsvoll handeln", so das Resümee von Kraus.

Förster Bernhard Leidel bot ebenfalls Beratungshilfe an. Die Entscheidung aber, ob man eine Bekämpfung beantrage, liege allein beim Betroffenen.

Die Waldbesitzer können sich an folgende Ansprechpartner wenden: Revierleiter Bernhard Leidel (09831/886956, 0160/5837622 oder 09831/88693) und Forstamtsleiter Jürgen Stemmer (09831/886950 oder 0174/2489681).

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