Zeugnisse für Gunzenhäuser Wirtschaftsschüler

24.7.2016, 17:21 Uhr
Zeugnisse für Gunzenhäuser Wirtschaftsschüler

© Wolfgang Dressler

Von früheren Befürchtungen, die Wirtschaftsschule könnte im Wettstreit der Schularten nach und nach den Kürzeren ziehen, fiel kein Wort bei dieser Feier. Fakt ist, dass die Abgänger von der Wirtschaft geschätzt werden und gerade jetzt, in Zeiten einer stabilen Konjunktur, beste Aussichten haben. Industrie, Handel, Handwerk oder doch eine weitere schulische Laufbahn nach der mittleren Reife – die 83 jungen Leute haben nach vier oder zwei Jahren Wirtschaftsschule die große Auswahl.

Zeugnisse für Gunzenhäuser Wirtschaftsschüler

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Bei der Abschlussfeier klang auch durch, dass der Weg zum mittleren Schulabschluss nicht immer leicht war. Lehrer und Schüler hatten zuweilen ihre liebe Mühe miteinander. Umso größer war die Freude, als die Zeugnisse übergeben wurden. Und einige Lehrer bekamen noch besonderes Dankesworte und Blumen. Im Nachhinein weiß man eben am besten, was man aneinander hatte.

Unter den 83 „Entlassschülern“ ragten acht heraus, sie haben eine Eins vor dem Komma. Es sind Sandro Waha aus Gunzenhausen (Klasse V H10B) mit 1,17, Tizian Schmidt aus Hechlingen am See (V H10A) mit 1,33, Helena Siebert aus Pfofeld (V H10B) mit 1,58, Dina Bakic aus Gunzenhausen (V H10B) mit 1,75, Lena Barthel aus Kalbensteinberg (V H10B) mit 1,75, Anna Eisen aus Döckingen (Z 11) mit 1,81, Josie Rauscher aus Markt Berolzheim (Z 11) mit 1,81 und Jana Klisch aus Burgsalach (Z 11) mit 1,90.

Zeugnisse für Gunzenhäuser Wirtschaftsschüler

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Wer mit einem besseren Notendurchschnitt als 1,5 abschneidet, der erhält einen Staatspreis. Was das bedeutet, erläuterte stellvertretender Landrat Robert Westphal. Er rief Sandro Waha (Staatspreis, dotiert mit 75 Euro) und Tizian Schmidt (Staatspreis, undotiert) zu sich, schilderte ihren beruflichen Werdegang und zitierte aus früheren Zeugnissen. Sandro ergreift nun den Beruf des Industriekaufmanns bei der Firma Sanmina in Gunzenhausen. Die gleiche Berufsausbildung macht Tizian bei der Altmühltaler Mineralbrunnen in Treuchtlingen. Westphal erinnerte auch daran, dass der Landkreis Sachaufwandsträger für die Wirtschaftsschule ist.

Thomas Grad, Leiter des Beruflichen Schulzentrums Gunzenhausen, hielt die Festrede. Wie er betonte, haben sich Absolventen vielseitige Kompetenzen erworben, die die Wirtschaft entsprechend würdige. So würden kaufmännische Ausbildungsverträge nicht selten um ein Jahr verkürzt. Das sei kein Wunder, denn: „Die Inhalte unserer Lehrpläne waren schon immer nah an den Anforderungen der hier ansässigen Betriebe.“ Die Verknüpfung von Theorie und Praxis sei ein bedeutender Vorteil des nun erreichten Abschlusses.

Viele Einsteigemöglichkeiten

Den 83 wünschte Grad, in den nächsten Jahren als „Inspirierte“ zu handeln. Damit meinte er, die Sehnsucht nach Kreativität für das weitere Fortkommen einzusetzen, sich begeistern zu lassen. Wem in der Schule an manchen Tagen die Inspiration abhanden gekommen sei, der bekomme jetzt eine neue Chance auf dem Arbeitsmarkt. Dort erhalte man Verantwortung, neue Möglichkeiten, mehr Selbstvertrauen. Das Zeugnis nannte der BSZ-Leiter einen „Gutschein für die Zukunft“, und mit diesem könne man sich fühlen wie in einem großen Bahnhof mit vielen Einsteigemöglichkeiten. Sein Rat: „Trefft die Wahl für Euren Zug überlegt, steigt in den richtigen ein. Und verpasst am nächsten Bahnhof bitte nicht den Anschluss.“

Zeugnisse für Gunzenhäuser Wirtschaftsschüler

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Bürgermeister Karl-Heinz Fitz wandte sich an Eltern („Da schwingt heute Stolz mit“) und an Lehrer („Danke für Ihr Engagement“) und natürlich an die Absolventen. Sie täten gut daran, zielstrebig den nächsten Lebensabschnitt anzugehen. Dazu gehöre auch, Rückschläge zu verkraften. Fiet appellierte weiter, sich Neuem zu öffnen, nicht den Weg alleine zu gehen. „Stärke erwächst aus der Gemeinschaft.“ Das bedeute, Respekt vor anderen zu haben und zum Kompromiss bereit zu sein.

Für IHK-Vizepräsidentin Erika Gruber ist klar, dass die Absolventen eine spannende berufliche Zukunft vor sich haben. Bildung sei und bleibe das Fundament der Wirtschaft, und diese warte nur auf die jungen Leistungsträger. Ganze Branchen seien im Wandel, was sich auch auf die Kommunen auswirke. Wer sich im „Haifischbecken der Wirtschaft“ durchsetzen wolle, der brauche Fleiß und Leistungswillen, und genau das hätten die Absolventen unter Beweis gestellt.

Handwerk ist individuell

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Auch stellvertretender Kreishandwerksmeister Hermann Grillenberger ging auf die neuen Herausforderungen für die Betriebe ein – Stichwort „Industrie 4.0“. Damit sei die Verknüpfung von industrieller Fertigung und Informationstechnik gemeint. Der Kunde habe mehr Auswahl und Informationen denn je, die Firmen müssten einen knallharten Ausleseprozess bestehen. Ein hoffnungsvoller Trend bestehe in der Individualisierung. Hier könne das Handwerk punkten, Spezialisten seien gefragter denn je. Noch ein Tipp Grillenbergers: „Sorgen Sie dafür, dass Sie einen fleißigen Chef haben.“

Zum Gelingen der Feier trugen der Freundeskreis der Schule, der Elternbeirat, Sparkasse und Raiffeisenbank bei, nicht zu vergessen die Schulband, die unter anderem „Nothing else matters“ intonierte, und das gleich zweimal. An diesem Abend war klar, was zählte: der ersehnte Schulabschluss.

Dabei muss auch gesagt werden, dass dieser ursprünglich von 87 Schülern angestrebt wurde — vier haben nicht bestanden.

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