Gymnasiasten können freiwillig auf neun Jahre verlängern

9.3.2012, 12:24 Uhr
Gymnasiasten können freiwillig auf neun Jahre verlängern

© Jens Schlueter (dapd)

Bayerische Gymnasiasten können bald ein freiwilliges Zusatzjahr nehmen und nach neun Jahren ihr Abitur ablegen. In „begründeten Einzelfällen“ sollen Schüler in der Mittelstufe ein sogenanntes Intensivierungsjahr einbauen können, wie Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) am Freitag in München ankündigte. Zudem wird das Ganztagsangebot an den Gymnasien ausgebaut. Grundlage für die Pläne ist eine Erhebung von 370 bayerischen Gymnasien mit mehr als 15.000 Rückmeldungen.

Der Minister sagte über das freiwillige „Intensivierungsjahr“, er wolle den einzelnen „Schülern bei Bedarf mehr Zeit geben“, nicht aber der Laufzeit des Gymnasiums insgesamt. Geplant ist Spaenle zufolge eine individuelle Entscheidung über jeden Schüler, für den ein Zusatzjahr in Frage kommt. Der Jugendliche soll dann im folgenden Schuljahr erneut in derselben Jahrgangsstufe verbringen, dort seine Kenntnisse vertiefen und besondere Begabungen fördern. Denkbar sei auch ein Auslandsaufenthalt während des Zusatzjahres, das möglicherweise im Schuljahr 2013/14 erstmals absolviert werden kann.

Gestaltung im Dialog mit Eltern und Lehrern

Die konkrete Ausgestaltung des „Intensivierungsjahrs“ will Spaenle gemeinsam mit Schüler-, Lehrer- und Elternverbänden ausarbeiten. Es handle sich noch ganz bewusst um einen „Grundgedanken“, dem ein Dialog folgen werde, sagte er. Die Mittelstufe birgt nach Überzeugung des Ministers „besondere Herausforderungen“ für die Jugendlichen und eignet sich daher gut für das freiwillige Jahr. So weise etwa die neunte und zehnte Klasse die höchste Fächerdichte in der gesamten Schullaufbahn auf. Die Oberstufe hingegen sei „auf eine zweijährigen Konzeption angelegt“ und eher in sich geschlossen, ergänzte der Minister.

Spaenle stellte mit Blick auf die aktuelle Debatte um die Laufzeit des Gymnasiums erneut klar, am achtjährigen Gymnasium (G8) insgesamt wolle er nicht „herumschrauben“. Vorschläge zu einer möglichen Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium seien „bildungspolitischer Dilettantismus“ und „unverantwortlich“.

Lehrpläne werden überarbeitet und teils gekürzt

Neben dem Zusatzjahr plant Spaenle den umfassenden Ausbau des Ganztagsangebots. Möglichst viele Gymnasien sollen auf freiwilliger Basis einen gebundenen Ganztagszug anbieten, im kommenden Schuljahr bereits ein Drittel von ihnen. Zudem will das Ministerium auf Basis der Umfrageergebnisse die Lehrpläne überarbeiten. Die Rückmeldungen etwa aus den Fächern Physik, Mathematik und Geschichte hätten den Bedarf verdeutlicht. Dabei sind laut Kultusstaatssekretär Bernd Sibler (CSU) auch „in moderatem Rahmen“ Kürzungen vorgesehen.

Die Reformpläne des Ministeriums greifen dem Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) zu kurz. „Sie begrenzen sich zu sehr auf quantitative Maßnahmen und lassen die dringend notwendigen qualitativen Verbesserungen weitgehend außer Acht“, monierte BLLV-Präsident Klaus Wenzel. Er verlangte, der Ausbau von Ganztagsklassen dürfe nicht „auf dem Rücken der Lehrerschaft“ erfolgen. Zudem müssten die Lehrpläne „deutlich entschlackt“ und der „starre 45-Minuten-Takt“ aufgelöst werden. Wenzel forderte einen „am tatsächlichen Bedarf orientierten Ausbau rhythmisierter Ganztagsschulen“, in denen sich Lern- und Freizeitphasen abwechselten.

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