Harter Kampf um Kunden: Fernbusse wildern im Nahverkehr

20.2.2016, 06:00 Uhr
2013 wurde der Fernbusmarkt in Deutschland liberalisiert. Im letzten Jahr nutzten bereits 20 Millionen Reisende die zumeist sehr günstigen Angebote, das waren rund 25 Prozent mehr als noch 2014.

© Matthias Hiekel/dpa 2013 wurde der Fernbusmarkt in Deutschland liberalisiert. Im letzten Jahr nutzten bereits 20 Millionen Reisende die zumeist sehr günstigen Angebote, das waren rund 25 Prozent mehr als noch 2014.

So vermeldet DB Regio Franken für 2015 erstmals keinen Fahrgastzuwachs, sondern einen Rückgang von durchschnittlich 1,2 Prozent. Das DB-Unternehmen fährt auf dem rund 1300 Kilometer umfassenden Schienennetz zwischen Nürnberg, Bamberg, Aschaffenburg, Neumarkt und Ansbach und betreibt auch die Nürnberger S-Bahn.

Die Abwanderung von Kunden zum Fernbus ist laut Geschäftsleiterin Anja Steidl beispielsweise deutlich beim Main-Spessart-Express zu spüren, der Bamberg mit Schweinfurt, Würzburg, Aschaffenburg und Frankfurt verbindet. Aber auch relativ kurze Strecken seien betroffen. Vor ein paar Monaten hatte bereits Hansrüdiger Fritz, Chef von DB Regio Bayern, auf diese Entwicklung hingewiesen und dabei explizit die Strecken Nürnberg - München, Hof - Nürnberg und Hof - Regensburg genannt. Den Erlösverlust im Freistaat für DB Regio bezifferte er für das Jahr 2014 auf rund 13 Millionen Euro, Tendenz steigend.

Wenn sich die Entwicklung dauerhaft verstärken sollte sei langfristig das System staatlich finanzierter Daseinsvorsorge gefährdet, so Fritz. Denn für die Ausschreibung und vor allem die Finanzierung des Schienennahverkehrs sind seit der Bahnreform die Länder zuständig. Dafür erhalten sie vom Bund so genannte Regionalisierungsmittel, in diesem Jahr rund acht Milliarden Euro. Die Summe reicht aber nicht, um das aktuelle Angebot auszuweiten. Brechen künftig auch noch die Fahrkartenerlöse im Nahverkehr ein, könnte laut DB langfristig sogar eine Ausdünnung des Fahrplans drohen.

Die Fernbusse sind aber wohl nur für einen Teil des aktuellen Kundenschwunds bei DB Regio Franken verantwortlich. Der härteste Konkurrent war und ist das Auto, so Steidl. Das billige Benzin locke die Menschen aktuell auf die Straße. Dazu kommen die zahlreichen Carsharing- und Mitfahr-Angebote, die immer bequemer über das Smartphone zu organisieren sind. Auch die vielen Baustellen im Bahn-Netz und die Vollsperrung der Strecke Bamberg - Lichtenfels bis September wirken sich laut Steidl negativ auf die Fahrgastzahlen aus.

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