Herzogenaurach: Komplizierte Rettung einer Statue

16.1.2016, 17:02 Uhr
Herzogenaurach: Komplizierte Rettung einer Statue

© Foto: privat/gä

Dort ist die rund 1,50 Meter große Holzplastik aus dem 18. Jahrhundert seit 1932 zu Hause. Von hier aus wacht der Seuchen- und Pestheilige, den man seit dem Mittelalter in ganz Mittel- und Südeuropa besonders verehrt hat, über „seine Stadt Hertzog- Awrach“. Doch seit dem Frühjahr 2015 ist die Nische verwaist gewesen.

Der Zahn der Zeit hatte in den letzten 20 Jahren an der Statue genagt und ihr so sehr zugesetzt, dass sich erhebliche Risse am ganzen Körper aufgetan hatten und das Holz im Bereich des Lendentuchs sogar zu faulen begann.

„Dieses Elend konnten wir nicht länger mit ansehen“, so die Vertreter der Vorstandschaft des Heimatvereins. Stadtpfarrer Helmut Hetzel nahm die Idee der Restaurierung des Stadtheiligen dankbar an, zumal sich der Heimatverein bereit erklärte, die anfallenden Kosten zu übernehmen.

Schon einmal hatte man die Holzplastik überarbeiten und ausbessern lassen. Das war in den Jahren 1995/96. Damals hatte sich der aus Herzogenaurach stammenden Restaurator Erwin Rösch des Heiligen angenommen und ihm wieder ein ansehnliches Äußeres verschafft.

„Und weil der Heilige Wind und Wetter, Regen und Schnee schutzlos ausgesetzt ist, wollten wir wieder ein Zeichen setzen, dass der Heimatverein seinem Auftrag Rechnung trägt, nämlich, sich auch für die Erhaltung wertvoller Substanz in der Stadt einzusetzen“, so Vorsitzender Klaus-Peter Gäbelein. Kurzerhand schaltete man die Herzogenauracher Feuerwehr ein, die in einer Einsatzübung per Drehleiter die Heiligenfigur auf die Erde beförderte, wo sie von Restaurator Rösch in Empfang genommen wurde.

Doch alle Beteiligten hatten die Rechnung ohne den Wirt gemacht, das soll heißen: Weder der Verein noch das Pfarramt hatten in Unkenntnis der Rechtslage beim Landratsamt als zuständiger Denkmalschutzbehörde eine Genehmigung für diese Maßnahme eingeholt.

In einem amtlichen Schreiben des Landratsamtes erfuhren alle Beteiligten, „Nach Art. 6 Abs. 1 Bayer. Denkmalschutzgesetz bedarf der Erlaubnis, wer, ein geschütztes Ausstattungsstück (in diesem Fall die Statue des Hl. Sebastian) verändern oder sanieren möchte. Eine solche Genehmigung wurde nicht erteilt. Die beabsichtigten Reparaturarbeiten sind einzustellen, bis die erforderliche Erlaubnis erteilt ist . . .“

Und dann kümmerte die Statue in der Werkstatt von Erwin Rösch vor sich hin und die Behördenmühle begann zu mahlen. Eine Vertreterin des Bayer. Landesamts für Denkmalpflege wurde in die Werkstatt von E. Rösch nach Gräfenhäusling bei Wattendorf (Landkreis Bamberg) beordert, Rösch musste eine fachliche Stellungsnahme zur Sanierung abgeben und die weitere Vorgehensweise wurde besprochen. Soweit die Sachlage.

Inzwischen sind von Seiten des Restaurators die Arbeiten an der Statue abgeschlossen und der Heilige kehrt am Samstag an seinen angestammten Platz zurück, – rechtzeitig also zu seinem Ehrentag am 20. Januar und auch passend, wenn am kommenden Sonntag – je nach Wetterlage – seiner mit einer Lichterprozession durch die Innenstadt gedacht wird.

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