In Erlangen lebt es sich bundesweit mit am besten

25.5.2018, 09:50 Uhr
In Erlangen lebt es sich bundesweit mit am besten

© Daniel Zimmermann

Ohne Computer und elektronische Datenverarbeitung wäre die Prognos AG, die für das ZDF die Daten gesammelt hat, mit Sicherheit baden gegangen. Tausende von Daten und Zahlen wurden unter verschiedenen Gesichtspunkten sortiert und gewichtet.

Das Gesamtergebnis:

Erlangen landete mit 196 von 300 möglichen Punkten auf Platz 14 von insgesamt 401 Kreisen und kreisfreien Städten, der Landkreis Erlangen-Höchstadt mit 184 Punkten auf Rang 59.

Insgesamt 53 Indikatoren wurden angelegt. Welche, das zeigt der Blick auf die drei Unterkategorien der Studie.

Arbeit und Wohnen

Hier kommt der Landkreis Erlangen-Höchstadt auf den ersten Rang, und das deutschlandweit. Wie das? Das Gefühl, das viele Landkreisbewohner vielleicht ohnehin haben, wird anhand von 16 Indikatoren quasi "dingfest" gemacht. Neben der Arbeitslosenquote (bekannt niedrig seit Jahren) geht die Kaufkraft pro Kopf in die Bewertung ein (2017: 26 689 Euro), oder auch Zahlen wie Wohnfläche je Einwohner (2016: 49,9 qm je Einwohner). Daraus errechnete Prognos 73,5 von 100 möglichen Punkten.

Und Erlangen? Die Stadt schafft 3,7 Punkte weniger und belegt damit Rang 13 von 401 Regionen.

Der Wert dieses Rankings? Wichtig ist da wohl eine Interpretation jeder einzelnen Zahl, zumal sich Stadt und Landkreis in vielerlei Hinsicht ergänzen. Etwa: Wohnen im Landkreis, Arbeiten in Erlangen.

Dennoch: Das Herumschmökern in den Städten und Regionen, Zahlen und Rangfolgen hat durchaus seinen Reiz und liefert Gesprächsstoff. Noch einige Werte zu "Wohnen und Arbeiten" in Erlangen: Kaufkraft: 27 293 Euro pro Person; Wohnfläche: 44,5 qm.

Gesundheit/Sicherheit

Erlangen belegt mit 60,3 Punkten "nur" Rang 125, der Landkreis sammelte hier 64,3 von 100 Punkten und schaffte immerhin Rang 60 in dieser Kategorie.

Das klingt erstaunlich, hat doch Erlangen die großen Kliniken, der Landkreis das kleinere Kreiskrankenhaus. Doch zum einen lautet einer der 17 Indikatoren bei Gesundheit/Sicherheit explizit "Durchschnittliche Pkw-Fahrzeit zum nächsten Krankenhaus der Grundversorgung in Minuten im Jahr 2015". Das heißt: ERH-Bürger sind ebenfalls recht schnell in einem Erlanger Krankenhaus, oder eben im Höchstadter Krankenhaus. Konkret: Durchschnittlich wird für Landkreisbewohner elf Minuten angegeben, für Erlanger vier Minuten.

Pluspunkte gegenüber Erlangen sammelt der Landkreis aber bei Umweltdaten: Die Luft ist besser, sowohl bei Feinstaub, Ozonwerten und Stickstoffbelastung.

Und ganz nebenbei: Es gibt mehr Raucher in der Stadt, glaubt man den ausgewerteten statistischen Zahlen von 2013: In Erlangen sind es 23,9 pro 100 Einwohner, in ERH nur 20.

Freizeit und Natur

Erlangen schafft einen beachtlichen 31. Platz (66,1 Punkte), ERH belegt hier mit 46,6 Punkten nur Rang 267 von 401 Kreisen und kreisfreien Städten. Unteres Mittelmaß also?

Was ist da passiert? Erlangen-Höchstadt profitiert zwar von vielen Erholungs- und Naturflächen, doch damit können andere Landkreise eben auch punkten. Beispiel: Wasserflächen. ERH kommt mit seinen schönen Teichen auf 3,7 Prozent der Gesamtfläche, der Höchstwert in Deutschland liegt allerdings bei 28,7 Prozent.

Und wer glaubt, ERH sei eine Hochburg der Vereine, muss seinen Blick weiten. Erlangen-Höchstadt kann zwar auf 5,3 Vereine pro 1000 Einwohner verweisen, doch die Statistik ist unerbittlich: Die hier stärkste Region in Deutschland zählt 23,5 Vereine pro 1000 Einwohner. Beim Punkt "Produktion klassischer Kulturveranstaltungen mit eigenem Ensemble und institutioneller Förderung" sieht es ganz düster aus: 0,0.

Letzteres war ja klar, macht auch nichts, denn der kulturbeflissene ERH-Bürger hat zum einen seine vielen kleinen Kulturveranstaltungen vor Ort, und zum anderen die große Auswahl in Erlangen, Fürth, Nürnberg.

Der Blick auf Erlangen: Vereine je 1000 Einwohner: 8; klassische Kulturveranstaltungen: 25,2 pro 10 000 Einwohner; Wasserfläche: 3,5 Prozent.

Nicht zu vernachlässigen: Die "Bar- und Restaurantdichte" liegt in Erlangen höher als im Landkreis, nämlich bei 23,9 Betrieben je 10 000 Einwohner. ERH weist 16,9 auf. 

PPrognos hat die vielen Tausend Daten nicht neu erhoben, sondern sie aus bestehenden Untersuchungen von Behörden und Institutionen zusammengesammelt. Dabei ging es auch darum, welche Daten überhaupt Aussagekraft haben und wie sie gewichtet werden.

Da viele Gemeinden und Städte bei den Punktezahlen sehr eng beieinander liegen, ist die bloße Betrachtung der Rangfolge zu wenig und "birgt die Gefahr von Fehleinschätzungen", wie in der Studie nachzulesen ist.

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