Mehr als "Cool Runnings": Jamaikas Bobteam besucht Puma

31.1.2018, 15:48 Uhr
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© Hans von Draminski

Ein bisschen wie bei "Cool Runnings" ist es dann doch. "Wenn die Musik angeht, dann tanzen die Mädels. Da geht der Move los", sagt Sandra Kiriasis, die in Behringersdorf bei Nürnberg wohnende deutsche Trainerin des jamaikanischen Frauen-Bobteams. Im Disney-Film von 1993, der sich lose an der Geschichte der ersten Bobmannschaft bei Olympia in Calgary 1988 anlehnt, gehen die Sportler mit einem "Fühl den Rhythmus, fühl die Musik" auf die eisige Strecke. Das jamaikanische Lebensgefühl soll sie nach vorne bringen.

Für den Bobsport in dem Karibikstaat ist der Film, der seinerzeit 150 Millionen Dollar einspielte, Fluch und Segen zugleich. Ein Segen, weil er dem ambitionierten Frauenteam viel Sympathie und Aufmerksamkeit bringt. Und damit auch Sponsoren – der sonst im Wintersport nicht sonderlich aktive Sportartikel-Hersteller "Puma" würde das Team wohl nicht ausrüsten, wenn er dahinter nicht eine attraktive Geschichte vermuten würde. So stellt das Herzogenauracher Unternehmen dem kleinen Verband Rennanzüge, Schuhe mit Eisspikes und vieles andere mehr zur Verfügung. Bei der Präsentation des Teams in Herzogenaurach war sogar Puma-CEO Björn Gulden persönlich anwesend.

Ein Fluch, weil die Bobsportler aus Jamaika auch 25 Jahre nach dem Film gerne noch auf das Bild des sympathischen Verlierers reduziert werden. Und das wird ihnen nicht mehr gerecht. "Cool Runnings hat den Moment festgehalten, als wir Letzter wurden", sagt Dudley Stokes, der 1988 Teil des legendären Olympia-Viererbobteams war und heute Präsident des jamaikanischen Bob- und Skeleton-Verbandes ist: "Aber danach sind wir Vierzehnter geworden und dann Zehnter."

Keine Außenseiter

Als komplett krasse Außenseiter wie Neuling Nigeria wird das jamaikanische Frauenteam in Pyeongchang (Südkorea) jedenfalls nicht an den Start gehen. Beim Weltcup in Winterberg wurden Pilotin Jazmine Fenlator-Victorian, Anschieberin Carrie Russell und Ersatzfrau Audra Segree bereits Siebte. "Das Ziel ist eine Platzierung unter den Top Ten", sagt Trainerin Kiriasis, die neben sieben Weltmeistertiteln 2006 in Turin selbst Olympia-Gold holte.

Das Team bringt Wettkampf-Erfahrung mit. Fenlator-Victorian war dank doppelter Staatsbürgerschaft bereits 2014 in Sotchi für die USA gestartet. Russell kommt wie viele Anschieberinnen aus der Leichtathletik, holte 2013 mit der 4x100-Meter-Staffel Gold bei der WM in Moskau. Während die Männer im Zweierbob an der Qualifikation knapp gescheitert sind, haben die Frauen sie ganz regulär nach Punkten gepackt – als erstes weibliches jamaikanisches Team überhaupt.

Historische Mission

Und so hat das Team in Südkorea vielleicht noch eine andere, historische Mission. "In Jamaika denken die Leute, Frauen können keinen Wintersport und Bobfahren ist nur für Männer da", erzählt Russell: "Es ist wunderbar, diese Barriere zu brechen. Ich bin stolz ein Teil dieser historischen Bewegung zu sein."

Eine Medaille zählt allerdings nicht zu den offiziellen Zielen des Teams. Oder doch? "Lassen Sie mich ehrlich sein. Wenn ich denken würde, es wäre unmöglich, dann hätten wir dieses Programm nicht gestartet", sagt Fenlator-Victorian: "Wir wollen gewinnen, aber das heißt, sein Beste zu geben. Und egal was dabei herauskommt, ich will meinen Job gut gemacht haben." Eine Medaille wäre ein viel größeres Märchen als "Cool Runnings" - nur dieses Mal auch mit sportlich erfolgreichem Ausgang.

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