Stadionsingen: Stimmung steckte Herzogenauracher an

23.12.2018, 21:56 Uhr
Stadionsingen: Stimmung steckte Herzogenauracher an

© Stefan Hippel

Die Männer stehen im Trockenen“. Die leise Klage aus dem Sopran bekommt sofort einen Konter aus dem Tenor: „Bei uns sind sogar die Noten nass“. Die weihnachtlichsten Bedingungen hatten die fünf vereinten Chöre beim ersten Adventssingen im Nürnberger Max-Morlock-Stadion nicht gerade. 
Dirigent Gerald Fink nimmt es gelassen, als er in regenglänzender Daunenjacke und mit Wollmütze auf dem Kopf vom Einsingen zurück über die Tartanbahn in die trockene Wärme des Presseraums geht. Sprühregen von Osten her, das sei nicht häufig im Nürnberger Fußball-Tempel.
Der Herzogenauracher Bundes-Chorleiter, also der „ranghöchste“ Dirigent im Fränkischen Sängerbund, hatte es schon Stunden vor dem Auftritt spannend gefunden, wie die Premiere im Stadion wohl ablaufen würde. 
Schon um 15 Uhr nachmittags waren die Sängerinnen und Sänger aus fünf Chören Nürnberges und seines Umlands im Stadion, also mindestens so früh wie die Clubberer vor einem Bundesliga-Abendspiel. Die Aufwärmphase war auch ebenso minutiös programmiert: 15.30 Uhr Einsingen, um 16 Uhr „Soundcheck“ mit den Bläsern, technische Probe. Und um 17 Uhr gönnte man sich noch einen kleinen Glühwein gegen Lampenfieber.

Stadionsingen: Stimmung steckte Herzogenauracher an

© Rainer Groh

In einer minutiös durchgetakteten Veranstaltung fuhren dann punkt 18 Uhr die Scheinwerfer herunter und die Kerzen wurden entzündet. Jeder Besucher hatte eine mit der Eintrittakarte erworben. Somit brannten mehr als 10.000 dieser Lichter auf den Rängen. 40 davon in den Händen von Herzogenauracher Adventssing-Schlachtenbummlern. 
Der Liederkranz hatte eigens einen Bus gechartert um dabei zu sein. es gab zwar des Wetters wegen einige Absagen, sagte Vorsitzende Ursula Welker, wer mitgefahren war, dem wurde zwar ganz schön kalt an den Füßen, aber warnm ums Herz.
Etliche Vereine des Fränkischen Sängerbunds hatte man strategisch verteilt im Stadion, um, wenn nötig, als „Eisbrecher“ zu fungieren, sollte der sängerische Funke nicht gleich überspringen von Gerald Finks Ansing-Chor. Der Liederkranz hatte seine Plätze in der Nordkurve, immerhin mit Seitenblick auf seinen Chorleiter Gerald Fink.
Diese Sorge war unbegründet. „Tochter Zion“, nach der Eröffnungsfanfare das erste Lied, hatte schon vollen Klang. Und die junge Nürnbergerin, die gekommen war, weil sie erstens gern singt, zweitens vom Einklang mit 10.000 weiteren eine „einfach coole Atmosphäre“ erhoffte, wurde nicht enttäuscht.
Es sind halt die nicht tot zu kriegenden Klassiker, sagte Karin Wittenzellner-Zollhöfer, mit ihrem Ehemann Kurt Zollhöfer Teil der Herzogenauracher „Delegation“, die jeder kennt und die die Stimmung bringen. 
Zwar ließ die junge Bauchladen-Verkäuferin einige schmunzeln, als sie genau bei der letzten Zeile des schönen Adventslieds „Macht hoch die Tür“ — „... mein Tröster früh und spät“ — Bier, Glühwein und den FCN-Stadionpunsch anpries. Aber die Stimmung hatte doch viele ergriffen.
Und auch die Sängerinnen, Sänger und der Dirigent brauchten keinen Tröster. Im Gegenteil: Gerald Fink äußerte sich hinterher mehr als zufrieden. Alle seien super vorbereitet gewesen und hätten sich bei den Darbietungen sehr wohl gefühlt.

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