Weisendorf: 33 Jahre voller Woll-Lust

22.2.2019, 08:53 Uhr
Weisendorf: 33 Jahre voller Woll-Lust

© Eduard Weigert

"Du der halld amol woss her": Wie oft hatte Elisabeth Kraus diesen Satz von den Teilnehmerinnen ihrer Strickkurse an der Volkshochschule gehört – damals, in der Strick-Boom-Zeit der 80er Jahre. Die Strick-Fans benötigten Material-"Nachschub" und wandten sich – natürlich – an ihre Kursleiterin. Und die erbarmte sich, suchte nach Herstellern und "tat was her": Am 1. Februar 1986 startete sie im Eigenheim, in ihrer Wohnung, den Verkauf von Wolle. Ein Nebenerwerb, der dies bis 1992 auch bleiben sollte. Schließlich war Elisabeth Kraus im Hauptberuf als Dienstleiterin bei der Post in Herzogenaurach tätig.

Und die Woll-Sache, "zu der ich also gekommen bin wie die Jungfrau zum Kind", wie Elisabeth Kraus rückblickend erzählt, lief – und wie: Man brauchte mehr Platz, also wurde nach einigen Jahren ein Teil der Garage ausgebaut, und schließlich, Mitte der 90er, baute man ans Haus einen Laden an und bestückte ihn mit der schönen bunten Welt der Wolle. Zeitweise existierte über dem Laden sogar ein eigener Schulungsraum für Interessierte, in dem Strickkurse und Modenschauen stattfanden. Das Verkaufspersonal stellte zunächst hauptsächlich Elisabeth Kraus’ Mutter. Dann hatte man Angestellte, schließlich kam noch die Schwiegertochter dazu. Ab 1992 war dann die Ex-Postlerin hauptberuflich Wolle-Fachfrau.

Und als ob der Ladenbetrieb noch nicht genug wäre, bestückte man in einem weiten Umkreis auch noch diverse Wochenend-Märkte mit der Ware – von Neustadt über Scheinfeld, von Forchheim und Nürnberg bis Lichtenfels und Marktzeuln. "In der Winterzeit hatte ich oft eine Sieben-Tage-Woche. Dazu war es im Freien auf den Märkten oft bis zu minus 15 Grad kalt. Aber ich bin ein robuster Typ und hart im Nehmen", lacht Elisabeth Kraus.

Beratung gehört dazu

Die im Übrigen alles Lieferbare besorgen konnte und zudem alles selber stricken kann. Eine Fertigkeit, die die Kundschaft sehr schätzte, denn zum Angebot im Laden gab es deshalb stets auch die (kostenlose) Beratung dazu: "Es gab nie ein Problem, das ich nicht lösen konnte. Sehr viele gute Kundenkontakte sind so entstanden", so Kraus. Vor allem freut es sie, dass wieder viele junge Leute zum Stricken kommen.

Aber wie es eben so ist: Im März wird Elisabeth Kraus 60 Jahre alt, die Schwiegertochter hat sich beruflich umorientiert, und also wird "mit weinendem Auge" Schluss gemacht. Auch wenn die Kundinnen sagen: "Des konnsd doch ned machn."

Also findet noch bis zum 30. April ein Räumungsverkauf mit Preisnachlässen statt. Und obwohl Elisabeth Kraus das "Nest"-Ende sehr bedauerlich findet ("es hat immer Spaß gemacht"), ist es ihr um sich selbst nicht bange: "Sprachen, Sport, Musik, ich habe so viele Hobbys, um die ich mich jetzt wieder mehr kümmern kann. Und Reisen mit dem Wohnmobil durch Europa will ich auch machen."

Wolle-Nest, Weisendorf, Neustadter Straße 10, geöffnet montags bis freitags 9 bis 12 und 15 bis 18 Uhr, samstags, 9 bis 12 Uhr (außer in der Faschingswoche).

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