Heuernte muss nach dem Hochwasser verbrannt werden

19.6.2013, 16:54 Uhr
Nach dem Rücktzug des Wassers sind die Wiesen schlammig und das Heu ist teilweise unbrauchbar geworden.

© asch Nach dem Rücktzug des Wassers sind die Wiesen schlammig und das Heu ist teilweise unbrauchbar geworden.

Betroffen sind aber nicht nur die häufig in den Nachrichten thematisierten Landkreise Dillingen, Deggendorf und Passau, sondern auch Bauern aus der Region.

Die Landwirte Hans (57) und Sigrid (52) aus einem kleinen Dorf nahe Höchstadt a.d. Aisch etwa müssen im Vergleich zwar nur geringe wirtschaftliche Schäden hinnehmen, aber ersetzten wird ihnen diesen Schaden vermutlich niemand. "Keiner interessiert sich angesichts der katastrophalen Lage in anderen Gebieten für unsere verhältnismäßig kleinen Sorgen. Und wir erwarten auch nicht, dass jemand für unseren Schaden aufkommt", sagt Hans. Die beiden besitzen einen kleinen Bauernhof mit Milchkühen und bauen unter anderem Mais, Getreide, Zuckerrüben und Meerettich auf ihren Feldern an.

Einige ihrer Wiesen im Aischgrund standen wegen des Hochwassers einige Wochen unter Wasser. Das Gras hätte eigentlich schon längst gemäht werden müssen, um die Futtervorräte für die Rinder aufzustocken. Selbst nach dem Rückzug des Wassers war dies bisher nicht möglich, da sich die Wiesen in Sumpfgebiete verwandelt hatten und mit schweren Maschinen nicht befahrbar waren.

Hans ist nun trotz der ungünstigen Bedingungen ausgefahren, um das Gras endlich zu mähen. "Die Wiesen sind sumpfig und das Heu wird vom Traktor im Schlamm festgefahren. Es ist dann nicht mehr brauchbar.“ Hans nimmt diese Einbußen in Kauf, denn das Wetter ist für die Heuernte gerade ideal: Sonne, hohe Temperaturen und kein Regen. Länger warten will er auf keinen Fall. Denn zu einem späteren Zeitpunkt könnte es wieder regnen  - und dann wären die Verluste deutlich höher. 

Heuernte muss nach dem Hochwasser verbrannt werden

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Seine Taktik ist daher, das Gras nach dem Mähen einen Tag liegen zu lassen, um die Fahrspuren austrocknen zu lassen. Erst dann will er mit anderen Maschinen die Wiese wieder befahren, um das Gras zum Trocknen zu "wenden“, zu Reihen zu "schwaden“ und mit dem Ladewagen aufzuladen. Ein Großteil des Heus bleibt aber trotzdem "dreckig“ – und schmutziges Futter wird von den Tieren kaum angenommen. Was gar nicht zu gebrauchen ist, muss deshalb entsorgt werden: Es wird noch auf der Wiese verbrannt. Trotz dieser Tatsache kann Hans einen Vorteil des Hochwassers sehen: "Der Schlamm enthält viele Nährstoffe und ist deshalb eine guter Dünger für den nächsten Schnitt.“

Nicht nur die Heuernte, sondern der gesamte landwirtschaftliche Terminkalender ist durch das Hochwasser in Verzug geraten. Der Mai ist besonders wichtig für das Wachstum der Pflanzen, war in diesem Jahr war er aber viel zu kalt und zu nass. Wie viele Feldfrüchte hatten die vor dem Hochwasser bereits aufgegangenen Maispflanzen von Hans ihr Wachstum aufgrund des Dauerregens mehrere Wochen fast eingestellt. "Er ist gerade einmal zehn Zentimeter hoch, obwohl er um diese Zeit bereits einen halben Meter hoch sein müsste“, erklärt Hans. "Der Mais braucht viel Wärme, etwa 1000 Sonnenstunden im Jahr.“ Durch das viele Wasser habe sich eine dicke und harte Kruste auf der Erdoberfläche gebildet, durch die nun die Wärme kaum eindringen kann.

Trotzdem habe der Mais aber noch gute Chancen, schön zu wachsen und eine zwar verspätete, aber gute Ernte abzuwerfen: Wenn die Pflanzen in den nächsten Monaten viel Sonne bekommen, dabei aber nicht unter der Hitze leiden müssen, wie es in den vergangenen Jahren schon oft der Fall war, dann werden die Rinder von Hans und Sigrid im nächsten Jahr genug Futter haben.

Das bereits im Herbst und Frühjahr gesäte Getreide dagegen scheint den Regen erstaunlich gut vertragen zu haben. Auch der Meerrettich und Zuckerrüben mögen viel Wasser und wachsen dieses Jahr auf Äckern, die nicht vom Hochwasser betroffen sind. Wenigsten um diese Ernten müssen sich Hans und Sigrid dieses Jahr keine Sorgen machen.

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